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Mittwoch, 5. Januar 2005, 1:00 Uhr

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Arbeitslosigkeit in Norderstedt dank Hartz-Gesetzen deutlich gestiegen

Von Olaf Harning | 7,2% der NorderstedterInnen sind demnach aktuell arbeitssuchend gemeldet. Noch dramatischer die Situation in Kaltenkirchen und Bad Segeberg. Während die Erwerbslosenquote im Großraum Kaltenkirchen binnen einen Monats um mehr als einen halben Prozentpunkt auf 4.283 Betroffene stieg, übertraf vor allem die Kreisstadt Bad Segeberg alle düsteren Erwartungen: 2.587 Arbeitslose entsprechen hier einer Quote von 9,1% - das sind 0,7% mehr als noch im Dezember. Vor allem der befürchtete Kahlschlag beim angeschlagenen Möbel-Riesen Kraft dürfte kräftig zu diesen Zahlen beigetragen haben (Näheres dazu in der 2. Kalenderwoche auf diesen Seiten). Auch kreisweit sind im Vergleich zum Dezember 0,5% mehr und damit 11.018 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen, im Vergleich zum Januar 2004 immer noch 0,3% mehr. Alleine 3.500 SegebergerInnen sind langzeitarbeitslos.
Diese Zahlen widersprechen freilich allen Vorhersagen und vor allem den stets heruntergebeteten Heilsversprechungen von Bundesregierung und Arbeitgeberverbänden, die einer immer stärkeren Deregulierung des Arbeitsmarktes das Wort reden. Nach dem weitgehenden Scheitern der sogenannten "Hartz I und II - Gesetze" mit dem vollständigen Zusammenbruch der sagenumwobenen "Personal-Service-Agenturen"; nach dem Flopp der peinlichen "Ich-AGs" und der Verdrängung regulärer Beschäftigung durch "Minijobs" und Zeitarbeit, trifft seit eben diesem Januar 2005 vor allem die Langzeitarbeitslosen jetzt das scharfe Schwert des "Arbeitslosengeldes II" und damit die faktische Abschaffung der Arbeitslosenhilfe durch die Hartz-Gesetze III und IV.
Während zeitgleich die Höchststeuersätze für Unternehmen, Wohlhabende und Reiche erneut gesenkt wurden, rutschen viele der Betroffenen gänzlich aus der Statistik (und vor allem aus den Zahlungen der Agentur), während alleine in Norderstedt hunderte Menschen massive Kürzungen hinnehmen müssen. Kein Geheimnis, dass dadurch weder die Arbeitslosigkeit bekämpft, noch die finanzielle Ausstattung von Bundeshaushalt und kommunalen Kassen irgendwie verbessert wird. Die Folge bleibt vielmehr immer dieselbe: Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer und die Sozialkassen verzeichnen auf?s Neue ihre Pleite.
Erst recht fatal sind die neuen Zahlen auch in Norderstedt, wenn man die statistischen Tricks bedenkt, die mit Hartz und "AGENDA 2010" eingeführt wurden: Da alleine ab Januar zahllose Betroffene jede Unterstützung verlieren und viele andere Arbeitssuchende schon seit Monaten schlicht nicht mehr gezählt werden, dürften die realen Arbeitslosenzahlen noch weit dramatischer ausfallen, als die offizielle Qote vorgibt.
Um diese Situation noch gezielt zu dramatisieren, werden auch im Kreis Segeberg verstärkt die sogenannten "1-Euro-Jobs" eingeführt, so arbeiteten bereits in der Vergangenheit Langzeitarbeitslose als Hausmeister im Norderstedter Rathaus, in der Altenpflege oder als Techniker bei der Feuerwehr. Freilich alles Jobs, die eigentlich tariflich oder immerhin nach gängigen Mindeststandarts bezahlt gehören. Sowohl die Stadt Norderstedt, als auch Altenpflegeheime oder Träger sozialer Dienste nutzen jedoch die dramatische Situation der Langzeitarbeitslosen lieber aus, und sparen sich "teuer" bezahlte Kräfte. Mehr dazu in einem Artikel ab dem 9. Januar auf diesen Seiten.
Die Agenturen für Arbeit greifen mit dieser modernen Form der "Sklavenarbeit" direkt und bewußt in das Lohngefüge der jeweiligen Branchen ein und vernichten aktiv reguläre Arbeitsplätze. Alleine im Baugewerbe ist die Bundesagentur für Arbeit mittlerweile die größte Anbieterin illegaler Arbeit, da sie regelmäßig und unkontrolliert Arbeitslose in illegal entlohnte Jobs vermittelt. Auch in Norderstedt und Kaltenkirchen sind solche Vermittlungen Regel und nicht Ausnahme.

Veröffentlicht in Soziales mit den Schlagworten Feuerwehr, Norderstedt