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Mittwoch, 6. Mai 2015, 14:48 Uhr

Ab Freitag werden Kitas bestreikt

Unbefristete Arbeitsniederlegungen

Gewerkschafts-Kampagne "Richtig gut", Foto: ver.di

Gewerkschafts-Kampagne "Richtig gut", Foto: ver.di

Hans-Georg (Felix) Becker | Die Warnstreiks der vergangenen Wochen führten nicht zu dem angestrebten Erfolg, nun gehen die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst ab Freitag dieser Woche in einen unbefristeten Streik.

Dies kündigte die Gewerkschaft ver.di Nord heute an. „Wir rufen die Beschäftigten in betroffenen Einrichtungen nun unbefristet, also ohne Enddatum, dazu auf, die Arbeit nieder zu legen. Verursacht haben diese Situation ausschließlich die kommunalen Arbeitgeber durch ihre Verweigerungshaltung. Wer in fünf Verhandlungsrunden nicht einmal ein Angebot vorlegt, will nicht auf Augenhöhe verhandeln und zwingt uns in diesen Arbeitskampf“, so Karin Hesse, Landesleiterin von ver.di Nord.

Bestreikt werden u.a. Einrichtungen in Norderstedt und Bad Segeberg. Die spürbarsten Auswirkungen werden wahrscheinlich die Arbeitsniederlegungen in den Kindertagesstätten haben. Die Gewerkschaft wirbt um Verständnis bei den betroffenen Eltern und macht klar, wer der richtige Adressat für Unmut ist: „Wir wissen natürlich, dass die Situation weder für die Beschäftigten in den Kitas, noch für die betroffenen Eltern leicht wird. Deshalb haben wir auch ohne Angebot fünf Runden mit den Arbeitgebern verhandelt. Leider wurde das nicht honoriert, und wir stehen nun vor dieser Situation. Wir hoffen trotzdem auf das Verständnis der Eltern, denn der richtige Adressat für ihren eventuellen Unmut über geschlossene Kitas sind die Arbeitgeber, also die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister oder Landräte, die sich in Verhandlungen stur stellen, so dass den Beschäftigten nichts anderes übrig bleibt, als Druck zu machen“, so die Gewerkschafterin.

Die Gewerkschaft fordert eine Neuregelung der Eingruppierungsvorschriften und Tätigkeitsmerkmale für die rund 240.000 Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst. Diese Maßnahmen würden zu Einkommensverbesserungen von durchschnittlich 10 Prozent führen. Nach Auffassung von ver.di sind eine deutliche Aufwertung und die damit verbundene Einkommensverbesserung nötig, weil die Anforderungen an die Beschäftigten in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind. Außerdem werden vielen der Beschäftigten – davon überwiegend Frauen – nur Teilzeitverträge angeboten. Es könne auch nicht im Interesse der Eltern sein, dass sich viele Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst Nebenjobs suchen müssten, um über die Runden zu kommen. Es sei daher hohe Zeit, „der gestiegenen Verantwortung und den erhöhten Anforderungen an Qualifikation und Ausbildung in diesem Bereich eine adäquate Bezahlung und Aufwertung der Tätigkeit folgen zu lassen.“

Neben ErzieherInnen in Kitas gehören zum Sozial- und Erziehungsdienst u.a. auch SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen. Nach einem Bericht des ndr hatten sich in einer bundesweiten Urabstimmung 93,44 Prozent der ver.di-Mitglieder für unbefristete Streiks ausgesprochen. Noch höhere Zustimmungen für die Arbeitsniederlegungen gab es demnach bei der Gewerkschaft dbb tarifunion mit 96,5 Prozent und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit 96,4 Prozent.


Foto: ver.di

Auf der Internetseite „soziale Berufe aufwerten“ bietet ver.di z.B. Eltern die Möglichkeit, ihren Unmut über die Situation an die Verantwortlichen der jeweiligen Kommune zu schicken.