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Sonntag, 4. April 2004, 2:00 Uhr

Ein schlechter Aprilscherz ?

GALIN fordert „Beate- Uhse –Ring“ für das LDC- Millionengrab im Moor

Astrid Jodeit | Um das umstrittene Großprojekt der CDU, das sogenannte Logistic- und Distrubtionscenter, in welches ungehindert Wahnsinnsbeträge fließen, während in den Jugend- und Sozialbereichen der Stadt geknausert wird, ranken sich neue Diskussionen. Diesmal geht es um die Benennung der Zufahrtsstrassen zum Center. Ganz zu Recht forderte die GALiN im letzten Ausschuss für Stadtentwicklung, dass bei der Vergabe von Strassennamen Frauen angemessen zu berücksichtigen sind. Guter Ansatz eigentlich.

Erst im letzten Jahr wurde für Hamburg errechnet, dass bei einer einigermassen gleichberechtigten Vergabe von Strassennamen 1900 Strassen umbenannt werden müssten. Daß Frauen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens wenig sichtbar sind, ist keine neue Erkenntnis und gegen diese wahrnehmbare Auswirkung des Patriachiats vorzugehen, in dem zumindest neu geplante Strassen zunehmend mit Frauennamen versehen werden, ist nur richtig. Die Strassen um das LDC sollten nach aktueller städtischer Planung -thematisch verknüpft mit der Nähe zum Flughafen- die Namen von bekannten Piloten erhalten. Dagegen legte die Galin einen „femenistischen“ Gegenentwurf vor. Ihr Vorschlag: Einer der Strassen soll Beathe-Uhse-Ring getauft werden. Und wenn mensch es zynisch betrachtet, ist der Name großartig gewählt.

Beate Uhse war schließlich in der Tat Pilotin. Sie war "Hauptmann" bei der deutschen Luftwaffe und bewies, dass auch Frauen tatkräftig an den Kriegshandlungen des "Dritten Reiches" als Täterinnen und Handlangerinnen beteiligt waren. Und später dann sorgte sie als Inhaberin des größten europäischen Sexkonzerns immer dafür, dass Frauen „im öffentlichen Leben sichtbar waren und sind". Nicht als KundInnen und Konsumentinnen, versteht sich, aber abgebildet in zahlreichen Katalogen, Pornoproduktionen und auf Postern. Keine Frau in Europa hat an der Kommerzialisiserung des Frauenkörpers, an der Reduktion von Frauen auf Sexualität besser verdient als Beate Uhse. Sexs Sells. Und weil das so ist, hat der Beate Uhse Konzern dieses Jahr - 40 Jahre nach Firmengründung und bereits nach dem Tod der Gründerin - den ersten Frauensexshop Deutschlands eröffnet. In Hamburg. Weil, und das verwundert nicht wirklich, festgestellt wurde: Frauen gehen nicht in Beate Uhse Sexshops! Und also, zeitnah zum 8. März, bemühte sich der Konzern um eine neue Kundinnenschaft. Und was wird in so einem Frauensexshop vertieben? Mensch ahnt es viellicht schon: Vornehmlich Dessous. Somit sorgt Beate sogar noch nach ihrem Tod dafür, dass Frauen im privaten und öffentlichen Leben „gut aussehen“. Auf diese Weise also, möchte die GALIN in Norderstedt Frauen bei der Vergabe von Strassennamen "angemessen" vertreten sehen. Leider kein Aprilscherz.

Veröffentlicht in Frauen/Feminismus mit den Schlagworten Beate Uhse, GALiN, Norderstedt