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Freitag, 11. April 2008, 2:00 Uhr

Gegen den Elternwillen

Schullandschaft: Kinder weiter stark nach Leistung getrennt

Olaf Harning | Trotzdem sich zuletzt über 1.000 Norderstedter Eltern erwartungsgemäß deutlich für die Schaffung von Gemeinschaftsschulen bei Bestehenbleiben der Gymnasien ausgesprochen haben, schlägt die Stadtverwaltung unter Federführung des Neu-Dezernenten Torsten Thormählen nun ein Schulsystem vor, das auch zukünftig stark auf gesellschafts- wie bildungspolitische Teilung setzt.

Auch in Norderstedt verschwinden die Hauptschulen spätestens 2011 von der Bildfläche, dies jedoch nur, weil das Schleswig-Holsteinische Schulgesetz es verlangt. Stattdessen sollen nach dem Willen des zuständigen Dezernenten, der Stadtverwaltung und der CDU-Mehrheit in den Ausschüssen nun drei Regionalschulen als Zusammenschluss der bisherigen Real- und Hauptschulen geschaffen werden:

  • Realschule Garstedt: Die Schule am Aurikelstieg ändert lediglich ihren Namen, heißt künftig Regionalschule Garstedt.
  • Hauptschule Falkenberg: Hier gilt dasselbe, Am Exerzierplatz heißt es künftig "Regionalschule".
  • Friedrichsgabe: Im nördlichsten Stadtteil fusionieren die Realschule Friedrichsgabe und die Realschule des Schulzentrums Nord zur neuen Schulform.

Drei Gemeinschaftsschulen ...

  • Schulzentrum Süd: Neben dem Gymnasium entsteht aus der Haupt- und Realschule eine "Gemeinschaftsschule"
  • Gesamtschule Lütjenmoor: Die hochgelobte Integrierte Gesamtschule (IGS) wird über Nacht zur "Gemeinschaftsschule". Ob das inhaltlich eine deutliche Verschlechterung bedeutet, ist noch nicht klar.
  • Realschule Harksheide: Die bisherige Realschule wird zur Gemeinschaftsschule.

... sowie vier Gymnasien

  • Coppernicus-Gymnasium
  • Gymnasium Harksheide
  • Lise-Meitner-Gymnasium (Schulzentrum Süd)
  • Lessing-Gymnasium (Schulzentrum Nord

komplettieren nach Vorstellung von Thormählen fortan die Schullandschaft. Dabei stützt sich die Verwaltung auf eine kürzlich ausgewertete Elternbefragung, die diesem System angeblich Recht gibt. Tatsächlich aber haben sich die befragten 2.000 Eltern auf 1.030 beantworteten Fragebögen in großer Zahl für Gymnasien und Gemeinschaftsschulen ausgesprochen. Nach von der Norderstedter Zeitung veröffentlichten Zahlen bevorzugen die NorderstedterInnen mit großer Mehrheit ein lediglich zweigeteiltes Schulsystem:

  • Eltern von Kindern mit Gymnasialempfehlung: Wenig überraschend sprechen sich hier nur 2,3% für Regionalschulen aus, lediglich 13,6% wollen eine Gemeinschaftsschule, aber 77,1% nennen das Gymnasium als bevorzugte Schulform.
  • Eltern von Kindern mit Realschulempfehlung: Auch hier wollen nur 16,4% die Regionalschule, während 39,9% die Gemeinschaftsschule fordern. 25,3% der Eltern präferieren das Gymnasium.
  • Eltern von Kindern mit Hauptschulempfehlung: Selbst in dieser Gruppe bevorzugen nur 21,6% der Betroffenen die Regionalschule, 62,8% nennen jedoch die Gemeinschaftsschule.

Die Stadt schlägt damit für die Sitzung des Ausschusses für junge Menschen am 23. April genau jene Schullandschaft vor, die zwar allgemein unerwünscht ist, jedoch der noch bis zum 25. Mai bestehenden absoluten Mehrheit der CDU entspricht: Vor allem die Christdemokraten hatten sich zuletzt immer wieder für die Aufrecherhaltung der Leistungs-Selektion unter den SchülerInnen stark gemacht.