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Samstag, 14. März 2015, 9:53 Uhr

"Gehen Sie doch mal zu den sozialen Trägern!"

Zoff um die Mietpreisbremse

Im Vordergrund Wohnungen, im Hintergrund Wohnungen mit Balkonen.

In Norderstedt fehlen rund 4.000 Wohnungen, dennoch spricht "Haus & Grund" von einem "funktionierenden Wohnungsmarkt" (Foto: Infoarchiv).

Infoarchiv Norderstedt | Schlagabtausch zwischen dem Grundeigentümerverband Haus & Grund und der Norderstedter LINKEN: Weil der Ortsvorsitzende des Interessenverbands die Mietpreisbremse als "überflüssig" bezeichnet hatte, dabei von einem "funktionierenden Wohnungsmarkt" sprach, wirft ihm Stadtvertreter Rolf Möller Zynismus vor.

Logo Haus & Grund, drei schemenhaft gezeichnete Häuser und Schriftzug

Die Aussagen waren deutlich: Die von der Bundesregierung beschlossene Mietpreisbremse ist "bürokratischer Blödsinn", die Norderstedter Mieten "müssen nicht gebremst werden". Außerdem gefährde die neue Regelung Investitionen in den Wohnungsmarkt: "Gegen steigende Mieten", so der Norderstedter Haus & Grund-Sprecher Sven Wojtkowiak, "hilft es nur, das Angebot an Wohnraum zu erhöhen." Und das funktioniere auch ohne staatliche Eingriffe, wie das Beispiel Garstedter Dreieck zeige.

Möller lassen derartige Aussagen die Zornesröte ins Gesicht steigen: "Norderstedt hat landesweit die höchsten Mieten hinter Helgoland, Sylt und Föhr", ärgert sich der LINKEN-Politiker, "sozial schlechter gestellte Menschen können sich hier am Wohnungsmarkt schon seit Jahren kaum bis gar nicht mehr versorgen." Die Mietpreisbremse sei vor diesem Hintergrund zwar nicht viel mehr als eine "kosmetische Maßnahme", könne aber immerhin die gröbsten Dreistigkeiten der Vermieter abwehren.

Rolf Möller

Rolf Möller (Foto: DIE LINKE)

Tatsächlich leidet Norderstedt bereits seit Jahren an mangelndem Wohnraum: Bis zu 4.000 kleine, bezahlbare Wohnungen fehlen hier - und das noch ohne Berücksichtigung der zuletzt stark gestiegenen Flüchtlingszahlen. Gleichzeitig fallen bis zum Jahr 2018 fast 2.000 der einst über 3.000 Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung. Im landesweiten Vergleich liegt Norderstedt in Sachen Miethöhe zwar "nur" auf Platz acht, davor aber rangieren ausschließlich Orte auf den Nordsee-Inseln.

"Es mag ja sein", so Möller, "dass der Vorstand von Haus und Grund die Interessen seiner Mitglieder vertritt." Das aber gebe den Funktionären noch lange nicht das Recht, jegliche soziale Verantwortung über Bord zu werfen. Die Unternehmen jedenfalls ignorieren diese Verantwortung nach seinen Beobachtungen flächendeckend, bauten überwiegend hochpreisig und streuten nur ab und an mal ein paar bezahlbare Wohnungen ein. "Gehen Sie doch zu den sozialden Trägern dieser Stadt", wendet sich Möller abschließend direkt an Wojtkowiak. "Da können Sie mal in der realen Welt sehen, wie Menschen am Wohnungsmarkt verzweifeln."

Damit sich in Zunkuft auch einkommensschwache Haushalte und ganz aktuell: die vielen Flüchtlinge in der Stadt wieder mit Wohnraum versorgen können, fordert DIE LINKE eine Verpflichtung, bei allen Wohnungsbauprojekten mindestens ein Drittel Sozialwohnungen zu errichten, unabhängig davon, ob überwiegend Geschossbauten, Einfamilien- oder auch Reihenhäuser gebaut werden. Außerdem will die Partei eine städtische Wohnungsbaugesellschaft durchsetzen, "damit Verwaltung und Politik künftig selber ein Wörtchen auf dem Wohnungsmarkt mitzureden haben."