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Donnerstag, 10. Juni 2004, 2:00 Uhr

Gymnasium Langenhorn vor dem Aus

Deputation beschließt: Keine neuen SchülerInnen!

Elternprotest beim Forum des Abendblattes am 8. Juni 2004

Elternprotest beim Forum des Abendblattes am 8. Juni 2004

Von Olaf Harning | Schon seit Wochen kämpfen und zittern Eltern, LehrerInnen, SchülerInnen und FreundInnen des Gymnasiums Langenhorn (Foorthkamp) um ihre Schule. Unter anderem veranstalteten sie eine Besetzung, mehrere Konzerte auf dem Schulgelände, eine für den Stadtteil große Demonstration und sammelten mehr als 7.000 Unterschriften. Doch die Depuation der Bildungsbehörde hat am 9. Juni entschieden, dass das GYLA keine Zukunft hat.

Zwar vermieden es Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig und ihre politischen FreundInnen, das GYLA sofort zu schließen, mit der Sperrung für Nachwuchsklassen ist aber das Schicksal des Kult-Gymnasiums im Norden beinahe besiegelt. Während eines Sommerkonzertes ab Abend des 10. Juni besprachen die AktivistInnen aus Eltern-, LehrerInnen- und SchülerInnenschaft daher das weitere Vorgehen. Schon am 8. Juni hatte sich das voraussichtliche Ende der Schule während einer Veranstaltung des Hamburger Abendblattes angedeutet, als Dinges-Dierig im wesentlichen deutlich machte, dass ihr Kurs der massiven Kürzungen im Bildungsbereich nicht geändert wird. Auch protestierende Eltern gleich mehrerer Hamburger Schulen (Foto) änderten daran wenig.

Konkret beschloß die Deputation nun folgendes: Die Schulen "Bruno Tesch" und "Quellental" sollen zum kommenden Schuljahr komplett geschlossen werden. Das GYLA darf ebenso wie acht weitere Schulen in Hamburg grundsätzlich keine SchülerInnen mehr aufnehmen, hier hat die Abwicklung bereits begonnen. Darüber hinaus dürfen sechs weitere Schulen zum kommenden Schuljahr keine neuen 5. oder 7. Klassen einrichten, eine Art Schließung auf Probe. Gerettet sind lediglich die zunächst ebenfalls schließungsbedrohten Grundschulen Moorburg, Katharinenkirche und Schierenberg, sowie die Gesamtschule Bahrenfeld. Und noch etwas läßt den Betroffenen graue Haare wachsen: Nach den Vorstellungen von Alexandra Dinges-Dierig über größere Schulklassen sind rechnerisch insgesamt 72 der 430 Schulen in Hamburg überflüssig. Das dicke Ende könnte also in den Folgejahren kommen, schon im Herbst soll über weitere Schließungen diskutiert werden. Die Hamburger Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht daraufhin "schwarz" für die Zukunft der Schulen in der Hansestadt. "Die Schule wird zurück katapultiert in die 50er Jahre, wo bis zu 40 Kinder in einer Klasse saßen", befürchtet GEW-Chefin Stefanie Odenwald. Schon jetzt fehlten 1.000 Lehrer. Bis zum Jahr 2008 werde es in Hamburg rund 6.000 Schüler mehr aber weniger Lehrer als bisher geben. "Die Unzufriedenheit ist unglaublich groß, bei Lehrern, Schülern und Eltern", bewertet Odenwald die aktuelle Situation.

Am kommenden Dienstag wollen Lehrer mit einer Protestkundgebung auf die Probleme aufmerksam machen. Die Kundgebung vor den Sommerferien sei der "Auftakt für eine Reihe von Protesten". Die Lehrer seien nicht bereit, weitere Arbeitsbelastungen hinzunehmen. Für das Gymnasium GYLA (Foorthkamp) könnte dieser Protest bereits zu spät sein. Bislang wurde nicht bekannt, ob ElternvertreterInnen und andere Betroffene ihren Kampf um die Schule fortsetzen.