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Freitag, 25. September 2015, 19:02 Uhr

Mehr Flüchtlinge? Mehr Solidarität!

157 Menschen beim Unterstützer Kurs der VHS

Backsteinbau, davor Menschen. In den Fenstern: "Norderstedt ist weltoffen"

"Norderstedt ist weltoffen". Schon anlässlich einer Kundgebung im März dokumentierten viele hundert Norderstedterinnen ihre Solidarität mit Flüchtlingen (Foto: Infoarchiv).

Infoarchiv Norderstedt | Während die Zahl der 2015 in Norderstedt erwarteten Flüchtlinge mittlerweile auf über 600 gestiegen ist, melden auch die örtlichen Willkommen-Teams Zuwachs: Nicht weniger als 157 Interessierte kamen am 8. September ins Rathaus, um den Einführungskurs zu absolvieren, mit denen Ehrenamtler auf die Unterstützung von Flüchtlingen vorbereitet werden.

Stadtwappen Norderstedt, Schriftzug "Eine Stadt für alle".

Damit hat sich auch die Zahl der UnterstützerInnen im Laufe des Jahres verdoppelt, was die Aktiven im Willkommen-Team Norderstedt e.V. allerdings vor ganz neue Probleme stellt, Probleme logistischer Art: So musste der dreitägige Kurs, den der Verein zusammen mit der VHS auf die Beine gestellt hat, wegen des großen Andrangs in den Plenarsaal des Rathauses, bzw. den Festsaal am Falkenberg verlegt werden. Und auch die Koordination der Hilfe bindet mehr und mehr Ressourcen. Dennoch: Die große Solidarität, die in weiten Teilen der Stadt gegenüber Flüchtlingen herrscht, spielt eine große Rolle bei der Bewältigung der Krise.

Mindestens 620 Menschen, vor allem aus den aktuellen Bürgerkriegsregionen Syrein, Afghanistan und den Armutsregionen des Balkans, werden im Laufe des Jahres in Norderstedt erwartet. Insbesondere die Entwicklung an den südöstlichen Grenzen der EU und die Lage in den Erstaufnahmeeinrichtungen Schleswig-Holsteins können diese Zahl aber noch steigern. Während die Aufnahme selbst und die Versorgung der Menschen weiterhin reibungslos laufen, kommt die Stadt bei den Unterkünften an ihre Grenzen: Während die eigentlich gewünschte dezentrale Unterbringung schon lange nicht mehr zu halten ist und die bestehenden Unterkünfte schrittweise auf bis zu 250 Plätze ausgebaut werden, werden inzwischen auch Notlösungen diskutiert - sollte die Errichtung von Unterkünften nicht mit der Zahl ankommender Flüchtlinge Schritt halten.

In Bad Segeberg ist eine solche Notlösung inzwischen Realität: Die ehemalige Lettow-Vorbeck-Kaserne am Rande der Kreisstadt ist bei der Suche des Landes nach geeigneten Standorten für weitere Erstaufnahmeeinrichtungen ins Blickfeld geraten. Bis zu 800 Menschen sollen dort in einem Containerdorf untergebracht werden und die bisherigen Standorte - zum Beispiel Neumünster - entlasten. Während Bad Segebergs Bürgermeister Dieter Schönfeld (SPD) angefasst reagierte, weil die Entscheidungsfindung offenbar gänzlich an seiner Kommune vorbei ging, haben die zum "Levo-Park" zusammengefassten Unternehmen auf dem Kasernengelände bereits Zustimmung signalisiert. Und Segebergs Juso-Sprecherin Lisa Behncke kritisierte ihren Parteikollegen Schönfeld gar, weil er Bad Segeberg in Sachen Betreuung als nicht zuständig betrachtet. "Aus Sicht der Jungsozialisten wird die Zivilgesellschaft der Stadt gefordert sein", so Behncke, "auch die nur vorrübergehend untergebrachten Menschen müssen integriert werden." Dazu könne jeder einen Teil beitragen, etwa indem man bestehende Initiativen unterstütze.