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Samstag, 5. Juli 2003, 2:00 Uhr

Stielow wird zerschlagen

Aggressiver Konkurrenzkampf kostet mindestens 150 Arbeitsplätze

Olaf Harning | Von der traditionsreichen Norderstedter Firma Stielow wird schon in wenigen Monaten nichts mehr zu sehen sein. Nachdem die Eigentümerfamilie den hiesigen Betrieb im Herbst letzten Jahres an die französische "Neopost S.A." verkauft hatte, folgt jetzt die Zerschlagung. Noch während der Übernahme waren den Beschäftigten "Kontinuität" und "sichere Arbeitsplätze" versprochen worden.

Jörn Peter Stielow hatte Optimismus verbreitet: "Mit dem Verkauf an Neopost legen wir die Zukunft der Stielow-Gruppe in die Hände eines finanzstarken und bewährten Partners. Dies wird auch weiter positive Entwicklung für die Firmengruppe sichern. (...) Ein Schritt, der langfristig für Kontinuität und sichere Arbeitsplätze sorgen wird." Soviel im Herbst 2002. Im Sommer 2003 steht nunmehr fest: Von den alles in allem fast 250 Arbeitsplätzen werden nach der Zerschlagung des Unternehmens gerade einmal 20 unter dem "Gütesiegel" Stielow verbleiben. Weitere 70 Beschäftigte des Logistik-Bereiches werden überdies unter neuem Firmennamen übernommen. Das endgültige Aus ereilt indes die komplette Verwaltungsabteilung für das Kerngeschäft Stielows - die Postverarbeitung. Hier werden alleine 100 Arbeitsplätze vernichtet. 50 weitere Beschäfigte verlieren ihren Job in der Fertigung von Brieföffnersystemen, zumindest wenn sie nicht bereit sind, die Verlagerung nach Drachten (Niederlande) mitzumachen.

Der neue Mutterkonzern Neopost macht sich mit der Zerschlagung von Stielow für eine Schlacht um die "Marktführerschaft" im Frankier-Gewerbe bereit. So heißt es in einer Presseerklärung aus dem Hause Stielow: "Die jetzt geplanten Veränderungen (tragen) im Wesentlichen den Anforderungen des französischen Konzerns Rechnung (...). Zur Zeit gibt es im Bereich Frankieren eine unangefochtene Nummer 1, in dessen Schatten sich mit Neopost nun zwei internationale Konzernunternehmen für die Übernahme der Marktführerschaft positioniert haben." Den 150 künftig arbeitslosen NorderstedterInnen wird es sicherlich ein bedeutender Trost sein, dass sie ihre Existenz dieser großen Sache geopfert haben. Und Familie Stielow? Sie wird sicherlich nicht sonderlich unter dem Ausverkauf ihres Namens leiden, zumindest dürften 39,5 Millionen Euro Verkaufserlös die Schmerzen lindern.