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Sonntag, 25. April 2010, 2:00 Uhr

Thormählen sticht Honerlah (aus)

Henstedt-Ulzburg hat gewählt

Von Olaf Harning | Das ist in der Deutlichkeit überraschend: Nach den vorläufigen Ergebnissen der Henstedt-Ulzburger Bürgermeisterwahlen haben es Torsten Thormählen (parteilos, für die CDU - 42,4%) und Karin Honerlah (WHU - 26,2%) in die Stichwahl geschafft. Klarer Favorit für die Nachfolge von Volker Dornquast (CDU) ist damit der noch amtierende Norderstedter Sozialdezernent Torsten Thormählen, der die Wahlen trotz zuletzt unglücklicher Aktionen seiner Partei dominierte.

Mehr als 15.000 Wahlberechtigte der Großgemeinde waren am 25. April aufgerufen, ihren neuen Verwaltungschef zu wählen. Erstmals in der Region bewerben sich dabei fünf KandidatInnen auf ein Bürgermeisteramt, denen allesamt respektable Ergebnisse zugetraut wurden. Während der engagiert (wahl-)kämpfende Christian Carstensen (SPD) wohl unverschuldet an der nachhaltigen Unbeliebtheit seiner Partei scheiterte, büßte Honerlah offenbar Punkte ein, weil viele Henstedt-UlzburgerInnen des teils persönlich geführten Machtkampfs zwischen der WHU-Chefin und CDU-Boss Folker Brocks überdrüssig sind. Die beiden weiteren Kandidaten Jens Iversen (parteilos) und Klaus-Peter Schroeder (FDP) blieben erwartungsgemäß chancenlos, Schroeder fuhr dabei ein katastrophales Ergebnis ein. Hier das vorläufige Ergebnis der Bürgermeisterwahlen:

Neben dem unerwartet großen Vorsprung Thormählens verwundert auch die geringe Wahlbeteiligung: Zwar sind 45,06% für eine Bürgermeisterwahl nicht eben schlecht, angesichts des großen Andrangs bei den drei Vorstellungsrunden der KandidatInnen, denen insgesamt fast 900 BürgerInnen beiwohnten, hatte man jedoch mehr erwartet. Während Torsten Thormählen mit dem Rhen (bis zu 50%) und Götzberg (über 70%) vor allem in den ländlichen Bereichen der Großgemeinde punktete, konnte Karin Honerlah innerörtlich in einigen Wahllokalen mit dem CDU-Kandidaten gleichziehen. Jens Iversen erzielte im Bürgerhaus mit rund 11% der Stimmen einen Achtungserfolg. Angesichts der Kandidatenvielfalt verwundert es wenig, dass der Ulzburger Wahlkampf im Ort mit größtem Interesse verfolgt wurde - die drei offiziellen Vorstellungsrunden waren allesamt "Straßenfeger". Dabei lagen die KandidatInnen in vielen Fragen nicht wirklich weit auseinander: Gegenüber der Norderstedter Zeitung erklärten Christian Carstensen (SPD), Karin Honerlah (WHU), Jens Iversen (parteilos), Klaus-Peter Schroeder (FDP) und Torsten Thormählen (CDU) beispielsweise übereinstimmend, neue Gewerbebetriebe nur ansiedeln zu wollen, wenn von ihnen dauerhaft Gewerbesteuerzahlungen und Arbeitsplätze zu erwarten sind. Andererseits sprachen sich nur Iversen und Schröder deutlich für einen zweiten Autobahnanschluss in Henstedt-Ulzburg aus, während die FavoritInnen Carstensen, Honerlah und Thormählen dagegen sind oder sich zumindest bedeckt hielten. Das geplante Ulzburg-Center stieß nur bei der WHU auf grundsätzliche Skepsis, andererseits distanziert sich einzig CDU-Kandidat Thormählen nicht von der Entscheidung, einzelne Gutachten durch den möglichen Investor selbst vergeben zu lassen - SPD-Kandidat Carstensen widersprach hier übrigens seiner eigenen Partei. Wirklich Leben in den Wahlkampf brachten allerdings erst Äußerungen von CDU-Parteichef Wolfgang Horstmann in einer örtlichen Partei-Postille kurz vor dem Wahltermin. Darin zog er polemisch über sämtliche GegenkandidatInnen her und brüskierte damit nicht nur politische Gegner: Der parteilose Thormählen selbst distanzierte sich von Horstmann, plädierte für Fairness im Wahlkampf. Außerdem wurden die ChristdemokratInnen zuletzt für die dauerhafte Präsenz von Ex-Bürgermeister Volker Dornquast (CDU) kritisiert, der Thormählen zeitweise nicht von der Seite wich. Noch im Vorfeld der Wahl hatte Dornquast betont, sich nicht in den Bürgermeisterwahlkampf einzumischen. Am 9. Mai geht der CDU-Kandidat nun als klarer Favorit in die Stichwahl, aber auch Karin Honerlah rechnet sich noch Chancen aus: Sie spekuliert darauf, einen Großteil der Iversen- und Carstensen-Stimmen aus dem ersten Wahlgang auf sich zu vereinigen.