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Freitag, 17. September 2010, 2:00 Uhr

Wozu Gabelstapler?

Und wer ist "der Größte"?

Karl-Helmut Lechner | 

Die Anfänge 1917: Der erste CLARK-
Stapler, USA

Dies hat den Impuls zur Gründung der Firma Jungheinrich 1953 in Hamburg gegeben. Es entstand die Idee, mit Hilfe dieser Erfindungen, auch im Zivilbereich Waren in der Produktion und im Konsum schneller transportieren zu können. Es begann mit von Hand zu ziehenden Wagen, ging weiter mit Elektrokarren mit Mitfahrplattform, eingesetzt als Schlepper, dann kamen die ersten richtigen Elektro-Gabelstapler, Schubmaststapler und ab 1958 auch Diesel-Stapler. Die Rationalisierung des Warenumschlags wurde entscheidend vorangetrieben, indem man nicht mehr jede Ware einzeln verpackte und transportierte. Gleichartige Waren wurden auf eine Palette gestellt und damit einheitliche Transportumfänge gerade auch für Gabelstapler geschaffen. Die genormte Palette hat für die Weiterentwicklung des Lagerumschlags eine ähnlich große Rolle gespielt wie einige Jahrzehnte später der Container.

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Transportleistung der Gabelstapler durch sehr starke Motoren verbessert und durch eine Hydraulik, die mit sehr kleinen Bauabmessungen von Zylindern sehr große Kräfte in ein Gerät einbringen kann. Die Geräte werden im Freien genauso wie in Hallen eingesetzt. Dabei unterscheidet man grundsätzlich zwischen Diesel getriebenen Gabelstaplern für den Außen-Einsatz und elektrischen Staplern ohne Abgase, die innerhalb großer Lagerhallen genutzt werden.

Immer wieder hat es seitens der Industrie besondere Anforderungen gegeben, die die technische Entwicklung der Gabelstapler stark geprägt haben. In der Lebensmittelindustrie dürfen z.B. nur solche eingesetzt werden, die minimal Schmutz ausstoßen, und chemische Bereiche erfordern ein "ex-geschütztes" (explosionsgeschütztes) Modell. In der Hauptsache sind aber Anforderungen gestellt worden, die die Größe der jeweiligen Last betreffen. Man kann sich ja vorstellen: Wenn Container im Hafen bewegt werden sollen, muss ein Stapler total anders ausgestaltet sein, als wenn Waren im Supermarkt nur innerhalb des Ladens transportiert werden müssen. Seitdem es die Verteilzentren großer Lebensmittel- und Möbelketten gibt, werden auf relativ kleiner Fläche möglichst große Mengen gelagert. Dem entsprechend sind auch die Anforderungen an Höhe und an Genauigkeit des Einstapelns gewachsen. So ist z.B. eine Einstapelung per Hand in zwölf Meter Höhe überhaupt nicht denkbar. Ein Gabelstaplerfahrer kann da ein noch so großer Künstler sein: Ohne elektronische Stapelhilfen geht nichts mehr.

Wer ist der Größte?



Jungheinrich-Stapler im Stahlwerk

Jungheinrich ist auf Platz drei der Weltrangliste der Hersteller von Flurförderzeugen. Platz drei und vier tauschen fast jährlich. Platz vier ist der amerikanische Konzern NACCO (NORTH AMERICAN COAL CORPORATION), ein Mischkonzern, dem die Gabelstaplermarken HYSTER und YALE angehören. Je nach Veränderung der Wechselkurse und je nach Veränderung des Stammmarktes, Europa für Jungheinrich, und USA für NACCO, ist mal der eine mal der andere Konzern vorn.

Nummer eins ist seit einigen Jahren die Gabelstapler-Sparte von TOYOTA. Diese Firma ist als einziger Flurföderzeuge-Konzern auf der ganzen Welt mit Werken und eigenem Vertrieb vertreten: in Europa, USA und Asien. Mit nicht so großem Abstand folgt KION auf Platz zwei der Weltrangliste. KION ist entstanden aus dem deutschen LINDE-Konzern. Damit LINDE Zukäufe im Bereich der technischen Gase machen konnte, wurde der Bereich der Gabelstapler 2006 für 4 Milliarden Euro an die zwei amerikanischen Finanzinvestoren KKR (KOHLBERG KRAVIS ROBERTS & CO.) und Goldman-Sachs verkauft. KION hat seinen Schwerpunkt in Europa, ist durch Zukäufe aber auch in den USA und in China vertreten. Der KION-Konzern leistet sich vier getrennte Marken: LINDE mit dem Hauptwerk in Aschaffenburg, STILL in Hamburg, OM PIMESPO in Italien und BAOLI, eine Marke, die durch Zukauf in China entstanden ist. Nach diesen beiden Konzernen folgen mit großem Abstand, etwa halb so groß, Jungheinrich und NACCO.

Jungheinrich setzt strategisch auf einen Eigenvertrieb, hat aber darüber hinaus auch Händler-Netze. Aber nur dort, wo es bisher nicht möglich war, einen Eigenvertrieb zu gründen, beispielsweise in den USA, Australien oder Süd-Afrika. Die aktuelle Beschäftigtenzahl von Jungheinrich liegt aktuell bei knapp Zehntausend.
Im Moment sind weltweit keine Übernahmen in dem Bereich der Flurförderzeuge zu beobachten. Allerdings gucken die Fachleute sehr gespannt auf den KION-Konzern, ob er möglicherweise zerschlagen wird: Finanzinvestoren kaufen ja Konzerne nicht auf, um sie auf Dauer zu halten, sondern um damit an die Börse zu gehen oder aber Firmen lukrativ zu zerlegen. Für Jungheinrich ist nicht zu erwarten, dass der Konzern oder Teile davon verkauft werden oder dass Jungheinrich andere große Konzerne schlucken wird. Die Firma ist - trotz der Rechtsform der Aktiengesellschaft - ein profitables und traditionelles Familienunternehmen geblieben. Die stimmberechtigten Aktien liegen nach wie vor ausschließlich bei den Angehörigen der Familie.

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