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Donnerstag, 10. November 2011, 12:53 Uhr

Weiterer Rücktritt im Kreisvorstand

Grüne kommen nicht zur Ruhe

Infoarchiv Norderstedt | Nachdem Jürgen Kaldewey als einer der Vorstandsprecher des Kreisverbandes Segeberg von Bündbnis90/Die Grünen zurückgetreten war (wir berichteten), folgte ihm nach einem Bericht der Norderstedter Zeitung nun auch die zweite Sprecherin, Ulrike Kaldewey.

Als Grund gab sie die „mühsamen Diskussionen über Quotierungen“ bei der Aufstellung der Delegiertenplätze für den Landesparteitag auf der letzten Mitgliederversammlung an. Parteikollegin Nadine Sievert trat dem Bericht zu Folge aus einem ähnlichen Grund aus der Partei aus. Was war passier?

Offensichtlich entzünden sich die Gemüter an der Umsetzung des Frauenstatuts der Satzung der Partei. Dort ist festgelegt, dass Wahlverfahren „so aus auszurichten (sind), dass den Frauen die ungeraden Plätze zur Verfügung stehen und Platz 1 immer ein Frauenplatz ist.“ Und weiter: „Sollte keine Frau für einen Frauen zustehenden Platz kandidieren bzw. gewählt werden, wird der Platz bis zur nächsten ordentlichen Wahlversammlung freigehalten,“ allerdings nur, „wenn die Mehrheit der Frauen dies wünscht.“ Eben diese Regelung wollten zahlreiche Mitglieder aufweichen und die Freigabe der Delegiertenplätze erreichen. Dass ein Angriff auf ein so urgrünes Thema wie die Frauenquote nicht ohne Gegenwehr durchgehen konnte, war eigentlich klar. Nach offenbar langen und hitzigen Diskussionen wurde dann doch nach dem Muster „Frauen auf ungerade Plätze und Männer auf gerade Plätze“ aufgestellt. Für den Landtag sollten nur Frauen kandidieren. Das war dann aber doch nur Wunschdenken, da es nicht für alle Wahlkreise Kandidatinnen gab. So wurden auf diese Plätze dann zwei Männer gewählt. Das Thema ist mindestens so alt wie die Grünen selbst und auch der Umstand, dass nicht alle Frauenplätze besetzt werden können ist nicht neu und führt auch bei anderen Parteien mit ähnlichen Statuten regelmäßig zu Problemen.

Wie sehr sich Mitgliedschaft (und sicher auch die Wählerschaft) der Bündnisgrünen im Laufe der Jahrzehnte verändert hat wird auch an der Reaktion der aus der Partei ausgetretenen Nadine Sievert aus Kaltenkirchen deutlich. In der NZ wird sie dahingehend zitiert, dass sie sich als Frau diskriminiert fühlt, „weil man bei den Grünen immer noch auf sein Geschlecht reduziert wird“. Sie wirft sich gar schützend vor die Männer und bemängelt die „fanatische Art und Weise“ im Umgang mit den männlichen Parteikollegen während der Mitgliederversammlung. So sind Bündnis 90/Die Grünen nach den demoskopischen Höhenflügen offenbar wieder im real existierenden (partei-)politischen Alltag angekommen.