+ + + ARCHIVIERTER INHALT + + +

Diese Seite kommt aus unserem Archiv und enthält möglicherweise Informationen, die nicht mehr aktuell sind. Bitte beachten Sie das Veröffentlichungsdatum dieser Seite.

Montag, 23. Juli 2012, 11:13 Uhr

Städteforscher empfehlen Hamburg Citymaut, Umweltzonen, mehr Bildung und sozialen Wohnungsbau

"Stille Revolution" Radverkehr

Infoarchiv Norderstedt | Das Hamburger Abendblatt hat mehrere Städteforscher dazu befragt, was Hamburg tun muss, um weiter zu wachsen. Die Aussagen sind eindeutig und beinahe übereinstimmend: Noch mehr (geförderte) Wohnungen, als die ohnehin vorgesehenen 6.000 neuen Unterkünfte pro Jahr, weniger Autoverkehr, mehr Bildung und mehr Anstrengungen in Richtung einer seniorengerechten Stadt.

So sei Barrierefreiheit ein wichtiges Thema, aber auch die Absenkung der Bordsteine, verlängerte Ampelschaltungen oder der vermehrte Bau von Fahrstühlen an Bahnhöfen werden angemahnt. Außerdem liege die Auslastung der Alten- und Pflegeheime der Stadt schon jetzt bei 95% - zu wenig, betrachtet man die beständig steigende Nachfrage. Sowohl SeniorInnen, als auch jüngere Menschen und Familien bräuchten zudem dringend mehr Wohnungen in Hamburg. Während Stadtgeograf Thomas Pohl (Universität Hamburg) daher rund 10.000 neue Wohnungen pro Jahr fordert, um mittelfristig die Bedarfe zu decken, denkt Klaus Müller-Ibold - früher Oberbaudirektor der Hansestadt - schon an Eingemeindungen umliegender Orte, um ausreichend Flächen für den Wohnungsbau zu akquirieren.

Langenhorner Chaussee, Höhe Ochsenzoll

Nord-Süd-Trasse mit Überbreite: Bald Rückbau mit Radstreifen? (Foto: Infoarchiv)

Auch beim Thema Verkehr sind sich die vom Abendblatt befragten Experten einig: Der ÖPNV müsse ausgebaut, der Autoverkehr zurückgedrängt werden. So regen Dieter Läpple und Jörg Knieling von der HafenCity-Universität die Einführung einer Citymaut und von sogenannten "Umweltzonen" an, um das Autofahren teurer zu machen und die "Selbstblockade" der Stadt durch (Auto-)Verkehrsprobleme zu beenden. Verkehrsforscher wie Carsten Gertz (TU Harburg) sprechen ohnehin bereits von einer "stillen Revolution", weil der seit Jahren steigende Radverkehr durch den Boom bei den Elektrorädern derzeit zusätzlich Schub erhalte. Der vergleichsweise unaufwändige Ausbau des Radverkehrsnetzes, beispielsweise durch Radstreifen auf den Fahrbahnen, könnte hier schnell weitere Impulse schaffen.

Zumindest diese Forderung scheint in Hamburg-Nord vor dem Durchbruch zu stehen: Schon in den nächsten Monaten soll mit dem Umbau der Alsterkrugchaussee, bzw. der Einrichtung von Radstreifen auf der Nord-Süd-Trasse begonnen werden und auch der einspurige Rückbau großer Teile der Langenhorner Chaussee scheint langfristig "durch" zu sein. Dafür steht übrigens auch Harald Rösler (SPD), seines Zeichens Kandidat für den vakanten Bezirksamtsleiterposten. Weil der in der "Radstreifen"-Frage eine "konstruktive Haltung" enignommen habe, signalisierten nach SPD und FDP inzwischen auch die Grünen um ihren Fraktionschef Michael Werner-Boelz Unterstützung für Rösler.