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Sonntag, 29. August 2010, 10:00 Uhr

SZ "domestiziert"?

Infoarchiv Norderstedt |  Der Soziales Zentrum e.V. ist anerkannter Kulturträger der Stadt Norderstedt, das entschied der Kulturausschuss jetzt gegen die Stimmen von CDU und FDP. Damit kann der Trägerverein des Sozialen Zentrums (SZ), eines alternativen Politik- und Kulturzentrums im Gewerbegebiet Nettelkrögen, künftig kostenfrei städtische Räume nutzen und seine Veranstaltungen über Einrichtungen der Stadt bewerben. Kai Liesch, Sprecher des SZ, äußerte sich nach der Sitzung erfreut über die Entscheidung und kündigte an, unter Nutzung der Kulturträgerschaft künftig ein breiteres, kulturelles Angebot in Norderstedt zu machen. Genau über dieses Angebot hatte es zuvor Streit gegeben: Weil der Verein zuletzt eher spärlich an die Öffentlichkeit getreten war und mit teils illegalen Veranstaltungen, wie dem Schall&Rausch-Festival in Verbindung gebracht wird, schlug die Verwaltung eine Verschiebung der Entscheidung um ein Jahr vor. In dieser Zeit sollte der Verein seine kulturelle Handlungsfähigheit unter Beweis stellen. Diesen Vorschlag unterstützte auch die traditionell SZ-kritische CDU um Fritz-Jürgen Stockmann, der vor Jahren von sich reden machte, weil er die heutige Kulturausschuss-Vorsitzende Maren Plaschnick (GALiN) bezichtigte, in der Kulturpolitik "die Gleichschaltung der Jahre 1933 bis 1945 oder die Reglementierung, wie sie die DDR-Regierung betrieb", zu wollen. Stockmann kritisierte in der Sitzung unter anderem fehlende Unterlagen des Vereins, so sei der vorgelegte Auszug aus dem Vereinsregister sieben Jahre alt. Nichtsdestotrotz setzten SPD, GALiN und DIE LINKE mit ihrer Ein-Stimmen-Mehrheit die sofortige Anerkennung des Vereins durch, freilich nicht ohne einen freundschaftlichen Seitenhieb von DIE LINKE-Fraktionschef Miro Berbig: "Ich hoffe, dass sich das Soziale Zentrum jetzt nicht domestizieren lässt", sagte er nach der Sitzung. Zuvor hatte Emil Stender (SPD) daran erinnert, dass dieselbe Verwaltung, die jetzt die geringe Veranstaltungsdichte des Vereins hinterfrage, durch den Abriss des ehemaligen Sozialen Zentrums in der Ulzburger Straße 6 erst für die dafür verantwortliche Heimatlosigkeit des Vereins gesorgt habe. "Die Stadt hat das Soziale Zentrum nicht gerade gut behandelt", stimmte ihm darin auch Berbig zu, wie die Norderstedter Zeitung berichtet. Das hat sich übrigens bis jetzt kaum geändert: Zwar wurde dem Verein inzwischen wie vereinbart ein Gebäude (In de Tarpen 8) für ein Wohnprojekt zur Verfügung gestellt, die versprochenen Container, die die Stadt für Konzerte und Ausstellungen aufstellen wollte, lassen aber auch nach einem halben Jahr noch auf sich warten - vom Abriss eines einsturzgefährdeten Nebengebäudes ganz zu schweigen. Dabei soll die Verwaltung zunächst einen nötigen Preisvergleich, später die angebliche "Sommerpause" angeführt haben - was verdächtig nach Schikane riecht.