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Mittwoch, 2. September 2009, 15:00 Uhr

Wilhelm.tel: der Quasi-Monopolist

Infoarchiv Norderstedt |  Das Norderstedter Telekommunikationsunternehmen wilhelm.tel wird zehn Jahre alt. Die Geschäftsleitung des zu den Stadtwerken gehörenden Unternehmens wartet zu diesem Jubiläum mit Erfolgsmeldungen auf: 85 Prozent der Norderstedter besitzen mindestens ein Produkt von wilhelm.tel, der Umsatz hat sich seit 1999 verdoppelt, Steigerung der Bandbreite von 768 Kilobyte auf 100 Megabyte, 35 Prozent Marktanteil in der Metropole. Das veranlasst Theo Weirich, Geschäftsführer der Gesellschaft, zu der Aussage: "Damit haben wir in der Stadt quasi das Monopol." Doch die Gründung des Unternehmens rief von Anfang an auch Kritik hervor. Ursprünglich sollte das Ziel verfolgt werden, den sich durch die Liberalisierung der Energiemärkte abzeichnenden Rückgang der Gewinne zu kompensieren. Ging man in der Planungsphase noch davon aus, das das Glasfasernetz hauptsächlich von der neu gegründeten wilhelm.tel GmbH genutzt würde, und die Mitnutzung für Signalzwecke der Stadtwerke nur ein Nebeneffekt sei, verdrehte sich das Verhältnis plötzlich auf eine 80 Prozentige Nutzung durch die Stadtwerke und nur zu 20 Prozent durch wilhelm.tel selber. Damit sollte nach Meinung der Kritiker nur vertuscht werden, dass das Telekommunikationsunternehmen nicht wirtschaftlich zu führen sei. Grob gesagt: Es bestand und besteht die Befürchtung, dass wilhelm.tel nicht zu Mehreinnahmen der Stadtwerke und der daraus resultierenden Möglichkeit den Haushalt der Stadt Norderstedt zu stützen führte, sondern umgekehrt die Gewinne der Strom- und Gassparte den Betrieb wilhelm.tels erst ermöglichten. Nahrung erhalten diese Vorwürfe durch die Tatsache, dass sich die Stadtwerke bis jetzt weigern, die Kosten des Glasfasernetzes getrennt in den Wirtschaftsplänen und Jahresabrechnungen auszuweisen. Dort gehen die Kosten in der Sparte Strom mit unter. Ein weiterer Kritikpunkt war auch immer die Vermischung von Personal für die Stadtwerke und für wilhelm.tel. Der Personalbedarf für die Betreuung der jetzt 200 000 Kunden in Norderstedt und Hamburg wächst kontinuierlich. Oliver Weiß, Sprecher von wilhelm.tel gegenüber der Norderstedter Zeitung: "Dabei können wir nicht zwischen Mitarbeitern der Stadtwerke insgesamt und denen von wilhelm.tel unterscheiden, da die Techniker von der Stadtwerke auch Kommunikationsleitungen verlegen." Diese Aussage dürfte der Werkleitung wenig gefallen, hat sie doch im Stadtwerkeausschuss stets versichert, dass wilhelm.tel die entstehenden Personalkosten an die Stadtwerke zahlt. Ebenso steht die Praxis in der Kritik, für die Expansion in das Umland benötigte Finanzmittel durch Rückführung von bereits an die Stadt abgeführte Gewinne zu finanzieren. Oder, wie aktuell, ganz auf die Abführung an die Stadt zu verzichten. Jedenfalls wird am 17. September gefeiert: vormittags mit die "Offiziellen" und nachmittags mit dem Volk.

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