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Arbeitgeber verlieren jedes Maß - IG BAU kampfbereit ! |
Nach den Vorstellungen der Arbeitgeber sollen die Bauarbeiter künftig weitestgehend auf ihr Fahrgeld, auf Freistellungen etwa für Hochzeiten, auf Teile ihrer Überstundenzuschläge, ihre Auslösungen bei vom Wohnort weit entfernten Baustellen und weite Teile ihres Kündigungsschutzes verzichten. Vor allem aber schwebt den Firmenbossen vor, dass im Bauhauptgewerbe künftig auch Samstags regelmäßig gearbeitet werden soll und wöchentlich 60 Stunden Arbeit kein Tabu mehr sind.
Das und das Angebot einer Nullrunde bei den Löhnen - sind die unverschämten Forderungen, mit denen Bauindustrie- und Baugewerbeverband in die Tarifverhandlungen gingen. Und entsprechend kündigten die Arbeitgeber mittlerweile die Bundesrahmentarifverträge für Angestellte und für gewerbliche ArbeitnehmerInnen.
Nach dieser Provokation steht das Bauhauptgewerbe jetzt vor einem Arbeitskampf, dessen Ausmaße sich derzeit nur schwer absehen lassen. Wie im gesamten Bundesgebiet bereiten sich die BaugewerkschafterInnen im Bezirksverband Hamburg und damit auch im Ortsverband Hamburg-Nord auf Kampfmaßnahmen vor und mobilisieren ihre Mitglieder.
Schon jetzt haben sich Belegschaften zahlreicher Betriebe auch in der Region kampfbereit gemeldet, bundesweit verließen beispielsweise am 12. März rund 3.000 Bauleute ihre Arbeitsplätze auf insgesamt 120 Baustellen, um spontan gegen die dreisten Arbeitgeberforderungen zu protestieren.
Wir sind bereit, uns dem Angriff der Arbeitgeber entgegenzustellen, sagte etwa Olaf Harning, Ortsverbandsvorsitzender in Hamburg-Nord und Betriebsratsvorsitzender der mittelständischen Hans Grundmann GmbH: Die Kollegen auf den Baustellen sind von den Forderungen der Arbeitgeber empört. Es scheint Zeit zu sein, die Arbeitgeberverbände in ihre Schranken zu weisen. Ähnlich äußerte sich auch der Hamburger IG BAU Geschäftsführer Andreas Suß. Während einer Ortsverbandsversammlung am 13. März zählte er im Bürgerhaus Barmbek zunächst die wichtigsten Punkte der geplanten Kürzungen auf, um den versammelten Mitgliedern anschließend entgegenzurufen: Wir haben die Arbeitgeber gewarnt, dieses Faß nicht aufzumachen. Sie haben sich anders entschieden. Wenn die unverschämten Forderungen nicht zurückgenommen werden, können die Arbeitgeber in den kommenden Wochen erleben, zu was Bau-Gewerkschafter in der Lage sind. Die Baubetriebe müssen sich jetzt sehr warm anziehen.
Dabei sind sich die GewerkschafterInnen durchaus darüber im Klaren, wie prekär die Lage im Bauhauptgewerbe ist. Mehr als ein Drittel aller Arbeitsplätze ist in den vergangenen Jahren durch die sinkende Auftragslage und vor allem durch Billiglohnkonkurrenz verloren gegangen. Alleine in Hamburg verloren seit 1997 etwa 5.000 Bauarbeiter ihren Job. Betrachtet man den Zeitraum seit 1991 sind es sogar 10.000 Arbeitsplätze, die verloren gingen.
In Hamburg werden mehr und mehr Bauleistungen an untertariflich- und nicht selten auch unterhalb des Mindestlohns beschäftigende Unternehmen vergeben. Unter anderem im Rahmen des Arbeitnehmerentsendegesetzes und seiner Kontingentverträge arbeiten Bauleute aus der gesamten Europäischen Union und vor allem Osteuropa auf Hamburger Baustellen und werden oft unter unsäglichen Bedingungen gegen die ortsansässigen Maurer, Zimmerleute oder auch ungelernte Arbeitskräfte ausgespielt. Nicht selten verdrängen auch Mindestlohnfirmen aus den Neuen Bundesländern die mehrheitlich noch tariftreuen Firmen des Hamburger Baugewerbes.
Harning: Diese Entwicklung, über die Vergabe von Aufträgen an Dumpingunternehmen die Löhne zu drücken, wird seit Jahren vor allem von der Bauindustrie vorangetrieben. Gerade Unternehmen wie die Holzmann-Gruppe, Hochtief oder auch Walter Bau haben auf diese Weise den Bausektor förmlich zerschlagen. An der Spitze dieser Firmen sitzen Männer, die vielfach eher ins Gefängnis gehören, als an Unternehmensspitzen, kommentiert der auch für die Stadt Norderstedt zuständige Ortsverbandsvorsitzende die Firmenpolitik wütend. Für die Zukunft ist er jedoch optimistisch: Die Arbeitgeber täten gut daran, wieder zur Rechtschaffenheit zurückzukehren. Tun sie es nicht, werden wir sie dahin geleiten und das kann schmerzhaft werden !
Andreas Suß ergänzt: Insbesondere mit Rücksicht auf die Lage der tariftreuen Firmen wollten wir die Bundesrahmentarife nicht antasten. Doch nach dem Angriff der Arbeitgeber ist diese Vorsicht vom Tisch. Suß weiter: Wir gehen in die wohl härteste Tarifrunde der Nachkriegsgeschichte. Ich kann gerade den tariftreuen Betrieben nur raten, ihre Verbände zurückzupfeifen noch ist es dafür nicht zu spät.
Bislang ist im Arbeitgeberlager keine Bewegung zu verzeichnen. Allem Anschein nach rechnen sich die Strategen ihrer von Zerfall bedrohten Verbände Chancen aus, in dieser Tarifauseinandersetzung die prekäre Lage auf dem Bau ausnutzen- und der Baugewerkschaft einen empfindlichen Schlag versetzen zu können. Doch damit scheinen die Arbeitgeber falsch zu liegen. Auf dem Bau brodelt es: Der Kampf um unsere Arbeitsbedingungen hat gerade erst begonnen, beendete Harning am 13. März die Versammlung des Ortsverbandes Hamburg-Nord.
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt fordert für die Tarifrunde einheitliche Löhne in Ost- und Westdeutschland, betriebliche Ausbildungsplätze, 4,5% mehr Lohn und Gehalt (auch für Auszubildende), sowie angesichts der hohen Arbeitslosigkeit im Baugewerbe - eine Arbeitszeitverkürzung auf dann wöchentlich 37 Stunden. Die Forderungen der Arbeitgeberverbände werden entschieden zurückgewiesen.
Am 26. März wollen die Tarifparteien in Frankfurt zur dritten Verhandlungsrunde zusammenkommen.
Quelle:Presseerklärung des IG BAU-Ortsverbandes IV (Hamburg Nord)