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Donnerstag, 13. Dezember 2007, 1:00 Uhr

Das neue Schulgesetz

Kinder- und Jugendbeiräte Norderstedt legen Dokumentation zum neuen Schulgesetz vor

von Hans-Georg (Felix) Becker | Kinder- und Jugendbeiräte gibt es für die Regionen Glashütte/Garstedt, Harksheide und Norderstedt Mitte/Friedrichsgabe. Sie werden für jeweils zwei Jahre von den 12-18-jährigen Kindern und Jugendlichen Norderstedts gewählt. Auf der Grundlage einer Richtlinie haben Sie das Recht, bei allen für Kinder und Jugendliche wichtigen Themen von der Verwaltung und Politik informiert und gehört zu werden. Die Beiräte haben vier Arbeitskreise gebildet: Politik, Bauwesen, Schule und Jugendarbeit/Ftreizeitgestaltung.

Der Arbeitskreis Politik hat am 15.Juni dieses Jahres eine Zukunftswerkstatt unter dem Motte "Mehr Frust und Lust am neuen Schulgesetz" durchgeführt, an der 38 SchülerInnen der weiterführenden Schulen Norderstedts teilnahmen. Dazu hatten der Arbeitskreis die Schulrätin des Kreises Segeberg, Sybille Pahlke, eingeladen. Unterstützung fanden die Beiräte bei Dr. Harald Freter (SPD), dem zuständigen Dezernenten der Stadt Norderstedt. Er hatte in einem Begleitschreiben an die Schulen um Unterstützung der Veranstaltung gebeten und auch selbst daran teilgenommen. Nachdem Die Schulrätin erläutert hatte, wie die Umsetzung des neuen Schulgesetzes erfolgen soll, und welche Bedingungen dafür erfüllt sein müssen, diskutierten die SchülerInnen über das neue Schulgesetz und die neuen Schultypen. Das Ergebnis ist die vorliegende Dokumentation, die erstmals die Hauptbetroffenen unseres Bildungssystems in dieser Form zu Wort kommen lässt.

Zu Beginn der Dokumentation werden die Kernpunkte des neuen Schulgesetzes und die Auswirkungen und Veränderungsmöglichkeiten auf die vorhandenen Schultypen erläutert. Und dies in einer angenehm verständlichen Form, jenseits des sonst üblichen "Fachchinesisch" der offiziellen Verlautbarungen. Danach setzt sich die Studie mit den Ergebnissen der Zukunftswerksatt auseinander. Zu dieser Zukunftswerkstatt wurden alle SchülerInnen der allgemeinbildenden weiterführenden Schulen Norderstedts eingeladen. An der Zukunftswerkstatt nahmen 38 SchülerInnen teil. Die Beiräte hätten sich eine größere Beteiligung der Schülerschaft gewünscht, allerdings haben auch einige Schulleitungen die Informationen nicht weitergegeben, was ein Schlaglicht auf ein grundsätzliches Problem wirft. Die Information der SchülerInnen zu für sie wichtigen Entscheidungsprozessen lässt allgemein zu Wünschen übrig. Die Teilnehmer haben in der Folge wichtige Erkenntnisse aus der Schülerschaft herausgearbeitet und dokumentiert. Die Ergebnisse waren interessant und wichen teilweise von der herkömmlichen "Erwachsenen-Meinungen" ab. Zu den einzelnen neuen Schultypen wurden gesonderte Arbeitsgruppen gebildet.

Arbeitsgruppe Regionalschule


Dem Themenkomplex Regionalschulen standen die SchülerInnen sehr ablehnend gegenüber. Hauptgrund mögen wiederum die fehlende Information und die nicht stattgefundene Einbindung in die Entscheidungsprozesse gewesen sein. Die Befürchtungen der SchülerInnen konzentrierten sich vor allem auf die Ängste vor einer Verschlechterung des Niveaus (Klassen werden zu groß, Einzelförderung nicht möglich) und den fehlenden Zusammenhalt der Schulen durch unterschiedliche Standorte. Unterm Strich konnte an der Neuregelung nichts positives gefunden werden. Bemerkenswert war die Feststellung der Teilnehmer, dass es weiterhin erlaubt sein soll, sitzen zu bleiben (insbesondere auf Wunsch des Schülers/der Schülerin) und das kein Nachmittagsunterricht stattfinden soll (wenig Freizeit).

Arbeitsgruppe Gemeinschaftsschulen


Das Konzept der Gemeinschaftsschulen wurde offener betrachtet. Die Möglichkeit im Laufe der Schulausbildung einen höherwertigen Abschluss zu erlangen, wurde als Chance betrachtet. Im Gegensatz zu den Befürchtungen bei den Regionalschulen, wird bei den Gemeinschaftsschulen nicht von einer Verschlechterung des Bildungsniveaus durch den gemeinsamen Unterricht aller bisherigen Schultypen ausgegangen. Im Gegenteil: verschieden leistungsstarke SchülerInnern könnten sich ergänzen und ein Miteinander würde gefördert. Nach dem Wunsch der SchülerInnen sollte die Gemeinschaftsschule als offene Ganztagsschule mit einer Mensa, mehr Lehrkräften, Teamteaching und nachmittags offenen Schulbüchereien geführt werden. Auch hier möchte man den SchülerInnen die Gelegenheit geben, eine Klassenstufe freiwillig wiederholen zu können.

Arbeitsgruppe Profiloberstufe


Die neue Oberstufenregelung wird sehr skeptisch gesehen. Auch hier lag das Grundproblem wieder in der mangelhaften Information im Vorfeld der Veränderungen. Das jetzige Kurssystem ist immer noch sehr beliebt und gibt den SchülerInnen nach Auffassung der Arbeitsgruppe mehr Möglichkeiten der persönlichen Entfaltung. Die Befürchtung ist, dass durch die strenge Vorgabe der zu belegenden Fächer und dem Unterricht im Klassenverband eigene Stärken nicht ausgebaut werden können. Der Erhalt und Ausbau der Fächervielfalt könnte durch die Einführung von Profilen (Festlegung von mindestens drei Fächern durch die Schule) gefährdet werden. Außerdem möchten die SchülerInnen selbst entscheiden, welche Fächer für sie wichtig sind. Ein vorgeschriebenes Profil könnte eine viel zu einheitliche Bildung zur Folge haben. Die Arbeitsgruppe stellte fest, dass es SchülerInnen für die Persönlichkeitsentwicklung wichtig finden, Leistungskurse selbständig wählen zu können. Große Bedenken bestehen hinsichtlich der Abiprüfung nach dem zwölften Schuljahr. Die SchülerInnen gehen davon aus, dass derselbe Stoff, der bisher in neun Jahren vermittelt wurde, nun in acht Jahren vermittelt werden soll. Daher geht man in der Schülerschaft von der Einführung eines verpflichtenden Nachmittagsunterrichts aus. Diese Entwicklung wird als fatal empfunden, da selbstbestimmte Freizeitaktivitäten kaum noch stattfinden könnten, obwohl sie der Stärkung der Persönlichkeit dienen würden.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden im Plenum diskutiert. Grundsätzlich wurde die schlechte Informationspolitik beklagt, die SchülerInnen wurden vor vollendete Tatsachen gestellt und hatten nie die Möglichkeit, sich in den Entstehungsprozess der Veränderungen einzubringen. Zum Schluss wurde festgestellt, dass die Gemeinschaftsschule das eindeutig bevorzugte Konzept ist, und nach Auffassung der Teilnehmer an der Zukunftswerkstatt auch leichter umzusetzen sei, da es eben die Zustimmung weiter Kreise der Schülerschaft hätte.

Die Internetseite der Kinder- und Jugendbeiräte ist im Moment nicht erreichbar. Kontakt ist aber über die Betreuerin der Beiräte, Henrike Lange, im Rathaus Norderstedt möglich.

Hier gibt es die Dokumentation als PDF-Datei zum download.

Veröffentlicht in Bildung mit den Schlagworten Norderstedt, Schule, SPD