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Samstag, 15. Dezember 2012, 20:53 Uhr

Zukunft des Lehrschwimmbeckens Friedrichsgabe bleibt ungelöst

"Abgängige Fliesen" - verzweifelt gesucht

Olaf Harning | Ist das Lehrschwimmbecken Friedrichsgabe - wie eine verwaltungsseitige Schadensauflistung Glauben macht - ein kaum tragbarer Sanierungsfall oder wurden vorhandene Mängel aus politischen Gründen hochgerechnet? Die Zweifel an der geplanten Schließung wachsen.

Grafik der in Bau befindlichen Schulschwimmhalle auf dem ARRIBA-Gelände

Grafik der in Bau befindlichen Schulschwimmhalle auf dem ARRIBA-Gelände (Quelle: Stadtwerke)

Eigenartige Prozessionen zogen in den vergangenen Tagen durch die Grundschule Friedrichsgabe, bzw. durch die Schwimmhalle des Gebäudes. Gleich mehrfach versuchten sich Kommunalpolitiker verschiedener Parteien, Journalisten und VertreterInnen der Schule ein Bild vom Zustand des Lehrschwimmbeckens zu machen, das nach derzeitiger Beschlusslage mit Fertigstellung der neuen Schul- und Sportschwimmhalle auf dem Gelände des ARRIBA-Erlebnisbades stillgelegt werden soll. Das Ergebnis dieser Suche ist überraschend: Kaum einer der durch ein externes Unternehmen als Sanierungsmaßnahme aufgelisteten Mängel  konnte bei Inaugenscheinnahme bestätigt werden, einige der Schäden sind möglicherweise frei erfunden. Ein Beispiel: Für die "Sanierung der schadhaften Wandfliesen" listet das Unternehmen in einer Vorlage für den Ausschuss für Schule und Sport Kosten in Höhe von 61.500 Euro auf - "bis Ende 2014", wie dabei vermerkt wird. Vor Ort allerdings konnten die eifrig suchenden Politiker kaum eine beschädigte Wandfliese entdecken - genau genommen nicht einmal eine. Auch der größte Posten der angeglich zwingend notwendigen Sanierungsmaßnahmen stößt bei den BesucherInnen auf Skepsis: Ebenfalls bis 2014 muss angeblich die gesamte Schwimmbadtechnik erneuert werden (Kosten: 166.000 Euro) - obwohl die bislang störungsfrei läuft.

Nicht nur bei SPD-Stadtvertreter Helmuth Krebber kommt da ein brisanter Verdacht auf: Wurden die Sanierungskosten am Ende künstlich hochgerechnet, um eine Schließung des Lehrschwimmbeckens als unausweichlich darzustellen und den umstrittenen Schwimmhallen-Neubau am ARRIBA zu rechtfertigen? Dort nämlich soll ab Mitte 2013 das dann zentralisierte Schul- und Vereinsschwimmen stattfinden, ohne das sich der 3-Millionen-Neubau aus dem Haushalt der Stadtwerke kaum rechnen dürfte. Die zur Ausschusssitzung am 26. November vorgelegte Sanierungsliste jedenfalls ist für Krebber nicht nachvollziehbar: "Ein Großteil der von der Verwaltung vorgelegten Maßnahmen ist nach unserem Erachten überflüssig, bzw. in den nächsten Jahren nicht erforderlich." Selbst die Behebung der offensichtlich vorhandenen Schäden könnte überwiegend auf die nächsten zehn Jahre verteilt werden.

Auch LINKEN-Politiker Hans-Georg Becker ist irritiert. Nach Inaugenscheinnahme des Lehrschwimmbeckens sieht er die Sanierungsliste allenfalls als "worst case"-Szenario, von dem nur einige Punkte in den nächsten Jahren abgearbeitet werden müssten. Zudem erinnert Becker an die reichlich hastige Beschlussfassung, mit der CDU, FDP und eben auch SPD im Oktober 2011 den Neubau der ARRIBA-Halle und damit die Schließung der Lehrschwimmbecken Aurikelstieg und Friedrichsgabe durchwinkten. Als der eigentlich zuständige Ausschuss für Schule und Sport im Januar 2012 zustimmte, hatten die genannten Parteien die Millionen-Investition nämlich bereits seit drei Monaten beschlossen - im Stadtwerkeausschuss. Becker: "Das sollte Allen eine Lehre sein, erst bei völliger Klarheit über die jeweilige Sachlage Entscheidungen zu treffen."

Derweil weist Stadtwerke-Sprecher Oliver Weiß Manipulationsvorwürfe von sich - und von seinem Arbeitgeber: Die Kostenansätze für Sanierungen in Garstedt und Friedrichsgabe seien "nicht von den Stadtwerken ermittelt" und außerdem erst am 6. Dezember von Baudezernent Thomas Bosse gegenüber dem Sender Noa4 bestätigt worden. Zwar sei den Stadtwerken bekannt, so Weiß weiter, dass es Kritik an der geplanten Schließung in Friedrichsgabe gebe. Die neue Halle am ARRIBA-Bad aber sei weitgehend unstreitig. Selbst das sieht DIE LINKE anders: Weil der Nichtschwimmerbereich in der neuen Halle kleiner ist und dann schräg abfällt, der Boden nicht angehoben werden kann und die Gruppen nicht unter sich blieben, könne das Angebot von etlichen Gruppen nur eingeschränkt, von anderen gar nicht genutzt werden. Die Zukunft des Lehrschwimmbeckens Friedrichsgabe bleibt vor diesem Hintergrund weiter unkar.