Infoarchiv Norderstedt | Betreiber und insbesondere technisch Verantwortliche neonazistischer Websites haben dieser Tage wenig zu lachen: Überraschend effektiv greifen linke Netz-AktivistInnen und Teile des informellen Netzwerks Anonymous unter dem Titel "Operation Blitzkrieg" bereits seit Sylvester dutzende rechte Seiten an, legen sie zeitweise lahm oder "hacken" sie und stehlen dabei reihenweise sensible Daten. Auch eine "Norderstedter" Website war zeitweise nicht erreichbar.

Unter den geschädigten "Weltnetzseiten" - so nennen Neonazis ihre Web-Präsenzen um Anglizismen zu boykottieren - sind teils unbedeutende regionale Projekte, aber auch bundesweite Nachrichten und Diskussionsportale der rechten Szene: So ist die wohl einschlägig bekannteste Nachrichtenseite Altermedia seit Samstag nur hin und wieder abrufbar, das Thiazi-Forum ist zeitweise unbenutzbar und die "Thule-Gesellschaft" hat sich unter dem Eindruck der Ereignisse vorsichtshalber selber vom Netz genommen. Noch schlimmer traf es zwei Merchandising-Unternehmen der Neonazis: Sowohl der Odin-Versand, als auch das "Nationale Versandhaus" mussten die Veröffentlichung Hunderter Kundendaten hinnehmen, unter denen sich auch Adressen aus Quickborn und Henstedt-Ulzburg befanden. Außerdem veröffentlichten die Hacker (erneut) eine Liste von NPD-Spendern und eine offenbar interne Sammlung von Autoren der rechtsextremen Zeitung Junge Freiheit. Für die nächsten Tage haben die Hacker die Veröffentlichung weiterer Datensätze angekündigt.

Während sich die Aktion insgesamt einer großen Öffentlichkeit erfreut, blieb das zeitweise Verschwinden der "Nationalen Sozialisten Norderstedt", einer abstrusen Homepage mit wirr aneinander gereihten Texten der städtischen Homepage, der Norderstedter Zeitung und überregionaler, neonazistischer Gruppen, wohl gänzlich unbemerkt. Die Homepage liegt wie Dutzende anderer kleiner Nazi-Seiten auf dem sogenannten "logr.org"-Hoster, der gestern und heute ebenfalls Ziel linker Hacker-Angriffe war. Die Neonazi-Szene selbst reagierte auf die massiven Online-Angriffe zunächst hilflos, erste Versuche eines Gegenangriffs im "Weltnetz" endeten ohne erkennbaren Erfolg. Bleibt abzuwarten, ob sich in den nun zur Verfügung stehenden Datensätzen auch Informationen über die beschauliche Neonazi-Szene in der Region finden.