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Sonntag, 10. April 2011, 13:49 Uhr
300 EinwohnerInnen bei Stadtentwicklung und Verkehr
Ausschuss musste in Plenarsaal verlegt werden
Infoarchiv Norderstedt | Es kam wie von der Interessengemeinschaft „Kein Ausbau Berliner Allee" angekündigt: Ca. 300 EinwohnerInnen sorgten für eine Verlegung der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr vom Sitzungsraum 2 in den Plenarsaal.
Als der Ausschussvorsitzende Jürgen Lange (SPD) die Einwohnerfragestunde aufrief, schnellten zahlreiche Finger in die Höhe. Höflich aber bestimmt machte Lange die EinwohnerInnen auf die Einhaltung der Geschäftsordnung aufmerksam (begrenzte Zeit, keine Diskussionen, keine Missfallens- und Beifallsbekundungen). Die EinwohnerInnen hielten sich weitestgehend daran und der Ausschussvorsitzende legte die Geschäftsordnung nicht kleinlich aus. Entsprechend lange dauerte die Einwohnerfragestunde, gab aber so einen Einblick in die Vorstellungswelt der Interessengemeinschaft. Alleine der Sprecher der Initiative, Christian Schrader, hatte einen 10-seitigen Fragenkatalog mit gebracht. Kernpunkt der Kritik an der Bebauung des Garstedter Dreiecks und der damit im Zusammenhang stehenden Verlängerung der Berliner Alle war die befürchtete Lärmbelästigung. Auf die Frage an den Ersten Stadtrat und Baudezernenten Thomas Bosse, warum die mehrgeschossige Wohnbebauung nicht in die Nähe der U-Bahn Richtweg geplant würde, erklärte Bosse, dass das mit den notwendigen Lärmschutzmaßnahmen zusammenhinge. Demnach eignet sich die mehrgeschossige Wohnbebauung (d.h. höhere Häuser mit vielen Wohnungen für viele Menschen) wohl hervorragend als, sozusagen, belebte Lärmschutzwand für die dahinter liegenden Einzel- und Reihenhäuser. Tolles Lärmschutz-Konzept. Bosse widersprach unaufhörlich der von der Interessengemeinschaft geäußerten Vermutung, dass es sich bei der nördlichen Verlängerung der Berliner Allee um eine „Durchgangsstraße“ handeln wird. Sie sei hauptsächlich zur besseren Anbindung des Herold Centers gedacht. Vor allem spreche gegen den Status einer Durchgangsstraße, dass die neue Straße nur zu ca. 10% Durchgangsverkehr beinhalten werde, aber 90 % Quell- und Zielverkehr aus Norderstedt. Bei der Ulzburger Straße wäre es übrigens ähnlich. Da die Verlängerung der Berliner Alle auch zur Entlastung des Friedrichgaber Weges gedacht ist, lässt das die Vermutung zu, dass auch hier der Verkehr hauptsächlich „hausgemacht“ ist. Wenn das so stimmt (was wir hier einmal ganz unkritisch annehmen wollen), dann hätten die NordersterInnen gar kein Verkehrsproblem – sie wären das Problem! Ungeachtet der Tatsache, dass der ÖPNV, die Fahrradwege und die Infrastruktur für eine Stadt der kurzen Wege noch verbesserungsfähig sind, könnten viele EinwohnerInnen das Auto öfter mal stehen lassen. Unterm Strich ist der Konflikt in Norderstedt nicht neu. Die Verwaltung (und große Teile der Politik) denken und handeln in alten Mustern und die punktuell betroffenen EinwohnerInnen wehren sich dagegen, ohne die Stadt- und Verkehrsplanung grundsätzlich in Frage zu stellen.