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Dienstag, 10. April 2012, 22:29 Uhr

Verleiher hielt 150 Euro zurück

FAU setzt Lohnzahlung durch

Infoarchiv Norderstedt | Einem besonders perfiden Fall zurückgehaltener Lohnzahlung ist die Kieler Basisgewerkschaft FAU in Bad Segeberg nachgegangen und konnte im Rahmen eines Gütetermins vor dem Arbeitsgericht Neumünster schließlich die Auszahlung der rund 150 Euro durchsetzen. Arbeitgeber des 39jährigen Nordafrikaners war das Zeitarbeitsunternehmen S.H.R. Personalmanagement GmbH.

Die Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter Union (FAU) ist eine anarchistische Gewerkschaft, die in der Tradition der in den 1920er Jahren fast 150.000 Mitglieder zählenden FAUD steht. Heute bundesweit nur rund 400 Mitglieder stark, versteht sich die FAU als "Selber-Machen-Gewerkschaft", die von der Mitgliedschaft selbst aufgebaut und gesteuert wird. Es gibt keine bezahlten Funktionäre, über die Unterstützung in arbeitsrechtlichen Fragen entscheidet jeweils die örtlich zuständige Gruppe, die sich "Syndikat" nennt. Mitglieder zahlen einen Mindestbeitrag von 7 Euro, in der Regel aber 1% ihres Bruttolohnes, wie bei den DGB-Gewerkschaften auch. Ausgeschlossen von der Mitgliedschaft sind neben Arbeitgebern und leitenden Angestellten auch "bewaffnete Staatsbedienstete" von Polizei und Bundeswehr. Trotz ihrer geringen Mitgliederstärke verfügt die FAU nach eigenen Angaben über ausreichen finanzielle Mittel, um auch größere Arbeitsrechtsprozesse zu führen. Neben Kiel verfügt sie auch über ein Syndikat in Bad Segeberg.

Gerade einmal 25 Arbeitsstunden war der Betroffene von S.H.R. an das Neumünsteraner Unternehmen Voigt-Logistik verliehen worden, Stundenlohn: 7,79 Euro brutto. Doch nach der (schnellen) Beendigung des Arbeitsverhältnisses wurde selbst der geringe, daraus resultierende Lohn nicht bezahlt - übrigens entgegen einer Mitteilung an die Ausländerbehörde des Kreises Steinburg. Die wollte nämlich nach Ende des Jobs wissen, wie viel der 39jährige Asylbewerber denn nun verdient habe, um möglicherweise Anrechnungen auf staatliche Transferleistungen vorzunehmen. Die ebenso überraschende wie falsche Antwort des Verleihers: Das Geld sei längst überwiesen worden.

Weil der ausstehende Lohn aber auch nach mehreren Nachfragen bei S.H.R. nicht überwiesen wurde, wandte sich der Betroffene schließlich an die FAU Kiel. Doch auch die konnte im ersten Anlauf nichts ausrichten: Trotz Geltendmachung und anschließendem Mahnbescheid überwies das Zeitarbeitsunternehmen keinen Cent, widersprach der Mahnung sogar fristgerecht. Erst bei persönlichem Erscheinen im Büro von S.H.R. wurde ein großer Teil des ausstehenden Lohnes per Verrechnungsscheck "eingetrieben", für den Rest brauchte es gar den gerichtlichen Gütetermin bei Arbeitsrichter Dr. Joachim Stolz. Erst dort stimmte S.H.R.-Geschäftsführer Marc Hofmann der Auszahlung des Restbetrags zu.

Laut FAU gibt es möglicherweise weitere Fälle, in denen das Bad Segeberger Zeitarbeitsunternehmen Löhne oder Lohnbestandteile schuldig geblieben ist, bislang aber sei man "offenbar damit durchgekommen". Die linke Gewerkschaft will die Gesellschaft, die nach Angaben auf ihrer Homepage eng mit der Bundesagentur für Arbeit kooperiert, nun genauer unter die Lupe nehmen. Gegenüber dem Infoarchiv war Geschäftsführer Hofmann nicht bereit, die gegen sein Unternehmen gerichteten Vorwürfe zu kommentieren.

6 Kommentare zu diesem Artikel

16.05.2012, 13:11 Uhr AnonymousSHR - Ein toller Arbeitgeber!!!!

NIE werde ich meine Zeit bei SHR vergessen! Es war als lebte ich wie Gott in Frankreich, nur in Bad Segeberg! Schade dass sie umgezogen sind, denn der Warteraum mit angegliederter Waschküche ist mir ans Herz gewachsen! Nur Dank SHR habe ich wieder gelernt, dass frühes Aufstehen auch Spaß machen kann! Und die abwechslungsreichen Jobs waren eine Bereicherung - ich habe den gesamten Kreis Segeberg kennengelernt und weiß jetzt wie man Pakete richtig packt! Mein Sachbearbeiter beim Amt hat sich auch gefreut, mich für ein paar Monate los zusein - eine win-win-win-win Situation quasi! Also echt: die paar Unstimmigkeiten mit den Lohnabrechnungen, da guck ich gern drüber weg, bei so einem Knorke Team!

Weiter so, SHR!

08.05.2012, 22:47 Uhr AnonymousToll, sind umgezogen

Schon mal dran gedacht, das SHR ne gute Arbeit macht und sich deswegen das verdient hat???? Ich bin seit über einem JAhr da beschftigt und kann mich nicht beklagen. Lohn überpünktlich, auf Wünsche wird eingegangen, sehr netter Chef und hilfsbereit. Totaler Schwachsinn dieses Rumgemercker über SHR hier!!!!!

08.05.2012, 10:43 Uhr AnonymousMehrere Fälle

Der Fall ist bei SHR kein Einzelfall, sondern wohl eher die Regel als die Ausnahme. So konnte sich SHR dann nun wohl auch den Umzug in größere Räume leisten.

28.04.2012, 8:49 Uhr Infoarchiv NorderstedtDer letzte Kommentar

Der letzte Kommentar disqualifiziert sich wegen des rassistischen Untertons selbst. Wir lassen ihn allerdings stehen, weil er deutlich macht, wie einige - zum Glück wenige - Arbeitgeber "ticken".

Davon abgesehen hat die Frage, ob "der Nordafrikaner lesen konnte" wohl nicht das geringste damit zu tun, dass S.H.R. offenbar bewusst ausstehenden Lohn zurückhielt und selbst die eher kleine Summe, um die es hier ging, erst bei persönlichem Erscheinen von Polit-Aktivisten, bzw. vor Gericht auszahlte. Auch nicht eben für die Seriosität des Unternehmens spricht, dass man dort nicht bereit war, zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen.

27.04.2012, 23:40 Uhr AnonymousSklaventreiber?

Wir arbeiten mit der SHR seit nun fast 5 Jahren zusammen.

Viele unser Beschäftigen haben den Weg durch SHR zu uns gefunden...

Nie gab es Probleme...

Liegt es vielleicht daran das der " Nordafrikaner" nicht lesen kann?

Armes Deutschland...Wobei....Was ist hier noch DEUTSCH!

27.04.2012, 12:14 Uhr AnonymousFAU setzt Lohnzahlung durch

Oh man, die Sklaventreiber mal wieder??? Oder doch nur jemand der seinen Arbeistvertrag nicht bis zum Ende durchgelesen hat? Ich für meinen Teil hatte weder während meiner Beschäftigung, noch danach irgendwelche Probleme mit diesem Sklaventreiber aus Bad Segeberg. Im Gegensatz hierzu bedanke ich mich sogar bei dieser Firma. Mir hat man dort nie das Gefühl gegeben ein Mensch zweiter Klasse zu sein. Ich habe durch diese Firma eine Festanstellung bei einem der Kunden bekommen.