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Donnerstag, 14. April 2011, 6:30 Uhr
Linke Fabrikintervention in den 70er Jahren
Frühschicht
Infoarchiv Norderstedt | Was heute kaum vorstellbar klingt, war Anfang der 70er Jahre weit verbreitet: Einige Tausend junge Linke tauschten den Seminarstuhl gegen die Werkbank ein, um die Arbeiterklasse für Revolution und Kommunismus zu begeistern. Rund 40 Jahre später bemüht sich Jan Ole Arps jetzt um eine schwungvolle Aufarbeitung dieses politischen Feldversuchs. Der freie Autor war in den 90er Jahren am Aufbau des Infoarchiv Norderstedt beteiligt und engagierte sich später in verschiedenen linken und gewerkschaftspolitischen Bewegungen Berlins.
Jan Ole Arps (Jahrgang 1978) kommt ursprünglich aus Tangstedt, hat Politikwissenschaft studiert, ist Redakteur bei ak – analyse & kritik und zur Zeit in der Gruppe FelS und dem Euromayday-Netzwerk aktiv. In "Frühschicht - Linke Fabrikintervention in den 70er Jahren" beschreibt er nun nicht nur die politischen Anfänge des Opel-Betriebsratschefs Klaus Franz, von IG Metall-Boss Berthold Huber oder Ex-Außenminister Joseph Fischer, damals allesamt in linken Splittergruppen (und Fabriken) aktiv, sondern die Gedanken und Ansätze einer ganzen Generationen jener, die die Gesellschaft nachhaltig verändern wollten. Zum Beispiel Harry Oberländer, der 1977 nach einigen Jahren als politisch motivierter Opel-Arbeiter schrieb: "Ich wusste nicht, was auf mich zukam. Aber ohne die Arbeiterklasse hatten wir keine Chance, die Welt zu verändern, so viel war klar."
Über die bunte Vielfalt der linken "Betriebsintervention" ist heute kaum noch etwas bekannt. Ebenso fast vergessen: Auch in bundesdeutschen Fabriken herrschten in jenen Jahren keineswegs nur Ordnung, Fleiß und Disziplin. Zwar ließen sich die westdeutschen ArbeiterInnen anders als in Frankreich oder Italien nicht von der revolutionären Begeisterung mitreißen, die die Universitäten erfasst hatte, doch wilde Streiks waren häufig und hohe Lohnabschlüsse die Regel. Das Buch geht der Faszination nach, die diese Ereignisse auf die rebellischen StudentInnen hatte. Es behandelt die K-Gruppen, die sich an Lenins Modell der Kaderpartei orientierten, ebenso wie die Spontis, deren Schlachtruf "Wir wollen alles" lautete und die die These von der Autonomie der Arbeiterkämpfe in der Fabrik erproben wollten. Es zeichnet den Weg junger Linker in die Betriebe nach und schildert, welche Erfahrungen sie dort machten. Damit handelt es vom Konflikt zwischen revolutionären Wünschen und den Mühen des Alltags, von Begeisterung und Ernüchterung über die Arbeiterklasse und von der Krise der autoritären Disziplin, die zur Krise der Großfabrik und der an ihr orientierten politischen Ansätze beitrug. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der ProtagonistInnen dieses Experiments, die mal nur einige Monate, manchmal ein ganzes Leben in der Fabrik geblieben sind.
Arps, Jan Ole Cover: Frühschicht - Linke Fabrikintervention in den 70er Jahren. ISBN 978-3-935936-83-5 | 240 Seiten | erschienen März 2011 | 16.00 € / 26.90 sF. Bestellung hier
2 Kommentare zu diesem Artikel
14.04.2011, 15:46 Uhr Anonymous: und noch ein passendes Flugi dazu:
Beschissene Arbeit! Beschissener Lohn! Beschissenes Leben – Ahahin Belasi Iş! Ahahin Belasi Aylik! Ahahin Belasi Hayat! der Proletarischen Front – Gruppe westdeutscher Kommunisten (1973)
14.04.2011, 15:41 Uhr Anonymous: Online-Auszug des Buches
zum Ford-Streik in Köln 1973: https://labournet.de/diskussion/geschichte/arps_fruehschicht.pdf