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Donnerstag, 8. November 2012, 11:53 Uhr
Jusos, Chaverim und Kommunen bitten 74 Jahre nach Beginn der offenen Judenverfolgung zu Veranstaltungen
Gedenken an Pogromnacht
Infoarchiv Norderstedt | Mit einer Kranzniederlegung an der KZ-Gedenkstätte Wittmoor und Mahnwachen in Norderstedt und Bad Segeberg wird morgen zum 74. Mal der Reichspogromnacht am 9. November 1938 gedacht.
Den Übergriffen staatlicher Organe und ziviler faschistischer Gruppen fielen in den Tagen zwischen dem 7. und 13. November und insbesondere in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 mehr als 400 Menschen zum Opfer, über 1.400 Synagogen und jüdische Geschäfte wurden verwüstet oder niedergebrannt. Alexander Wagner, Mitglied im Vorstand der Segeberger Jusos: "Diese Nacht war der vorläufige Höhepunkt der Hetzjagd auf jüdischen Menschen in Deutschland und markierte zugleich einen Wendepunkt: von nun an kam es zu massiven Repressionen gegen die jüdische Bevölkerung und verhängnisvollste Teil deutscher Geschichte nahm seinen Lauf."
Um die Erinnerung an die Schreckenstaten der Nazis wach zu halten, rufen die JungsozialistInnen in diesem Jahr zum zweiten Mal zu Mahnwachen in Norderstedt und Bad Segeberg auf, Beginn ist jeweils um 18 Uhr auf dem Norderstedter Rathausmarkt und dem Bad Segeberger Marktplatz. Bereits um 14 Uhr versammeln sich Angehörige des Vereins Chaverim - Freundschaft mit Israel, VertreterInnen der Kommunalpolitik und zahlreiche BürgerInnen an der KZ-Gedenkstätte Wittmoor, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.
Sowohl Wagner, als auch der Segeberger Bundestagsabgeordnete Franz Thönnes (SPD) nehmen den 9. November zum Anlass, auch noch einmal an die Aufdeckung des rechtsterroristischen "NSU" vor etwa einem Jahr zu erinnern. Thönnes in seiner Erklärung: "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist in Deutschland keine Seltenheit oder Randerscheinung mehr. Antisemitismus und Islamfeindlichkeit finden sich leider nach aktuellen Studien bei bis zu 30 Prozent der Bevölkerung." Daher sei es wichtig, konsequent gegen "rechtsextreme Einstellungsmuster in der Gesellschaft" vorzugehen und die Programme gegen Rechts zu stärken. Auch in den Kreisen Segeberg und Stormarn, so Thönnes weiter, seien immer stärkere Aktivitäten von Rechtsradikalen zu beobachten: "Vorschnelle Schlüsse sind hier zwar unangebracht, genauso wenig dürfen wir diese Tatsachen jedoch leugnen."