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Montag, 14. Oktober 2013, 9:56 Uhr

Glück lehnt Ehrung ab

Infoarchiv Norderstedt | Nach heftigen Protesten vieler Bürger und VertreterInnen fast aller Fraktionen des Gemeinderates hat die Bürgerstiftung Henstedt-Ulzburg ihren Vorschlag zurückgezogen, Alt-Bürgermeister Heinz Glück mit der Aufstellung einer bereits gefertigten Bronze-Büste im Rathaus-Foyer zu ehren.

Rathaus Henstedt-Ulzburg

Das Henstedt-Ulzburger-Rathaus ... ohne Glück-Büste (Foto: Infoarchiv)

"Die zur Zeit geführte Diskussion", so Stiftungs-Vorsitzender Volker Dornquast, "wird der Sache und der Person, insbesondere nach den zahlreichen hohen Auszeichnungen für den ehemaligen Bürgermeister, nicht gerecht." Die Entscheidung des Stiftungsvorstands, begründet Dornquast auch damit, dass um die Personalie Glück "eine unwürdige, menschlich sehr verletzende Diskussion" entstanden sei, die "einige wenige Presseorgane und einige Politiker" losgetreten hätten. Eine Bezeichnung, mit der wohl auch die Berichterstattung des Infoarchivs gemeint ist. Heinz Glück sei es leid, so Dornquast weiter, von diesen durch den Schmutz gezogen zu werden.

Der heutige CDU-Landtagsabgeordnete war einst Nachfolger Glücks im Henstedt-Ulzburger Rathaus und sieht ihn von seinem Lebenslauf unbeschädigt. "Heinz Glück steht zu seinem Lebenswerk. Er hat aus seiner gesamten Vita zu keiner Zeit ein Geheimnis gemacht", so Dornquast. "Auch den Kriegsdienst, den er mit 17 bis 21 Jahren von 1941 bis 1945 in einer Einheit der Waffen-SS an der Ostfront geleistet hat", habe Glück "offen dargestellt." Allerdings war dem Alt-Bürgermeister auch weniger die SS-Mitgliedschaft selbst, sondern eher sein gelegentlicher Rechtsdrall nach Kriegsende vorgeworfen worden. Beispielsweise, als er 1987 der NPD das örtliche Bürgerhaus zur Verfügung stellte und den GegendemonstrantInnen den Strom abstellte.

Derweil nahmen die Jusos den Vorgang zum Anlass, der Segeberger CDU einen generell schwierigen Umgang mit der Nazi-Vergangenheit zu pflegen. So habe sich die Union "resistent gegen die Bedenken anderer Fraktionen" in Hinblick auf den umstrittenen Segeberger Landrat Waldemar von Mohl erwiesen und eine Kommentierung seines Bildnisses im Kreishaus zunächst abgelehnt. Außerdem sei Helmut Lemke nach wie vor Ehrenvorsitzender der CDU im Kreis Segeberg. Als NSDAP-Bürgermeister von Eckernförde habe der "nachweislich dafür gesorgt, dass zahlreiche Sozialdemokraten und Kommunisten verhaftet und verschleppt wurden." Juso-Sprecher Frederik Digulla: "Es geht nicht darum, verdiente Bürgerinnen oder Bürger zu schmähen. Doch darf die Zeit zwischen 1933 und 1945 nicht ausgeblendet werden." Verstrickungen mit dem nationalsozialistischen Regime müssten offengelegt werden, "um Kontinuitäten zwischen 3. Reich und Bundesrepublik aufzuzeigen." Die CDU müsse in dieser Frage eine höhere Sensibilität an den Tag legen.