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Sonntag, 4. März 2012, 16:32 Uhr

5 Neonazis, 20 DemonstrantInnen, 1 Polizist

Henstedt-Ulzburg: Protest gegen die NPD

AntifaschistInnen umringen den NPD-Infostand in Henstedt-Ulzburg

Suchbild: Wo ist der NPD-Infostand versteckt?

Infoarchiv Norderstedt | Im Rahmen des schleswig-holsteinischen Landtagswahlkampfes hat die neofaschistische NPD am gestrigen Samstag versucht, mit einem Infotisch in Henstedt-Ulzburg auf Stimmenfang zu gehen. Wie zuvor schon andernorts endete die Aktion im Fiasko: Der Stand war fast von Beginn an von GegendemonstrantInnen belagert.

NPD-Stand und GegendemonstrantInnen in Henstedt-Ulzburg

NPD-Stand, GegendemonstrantInnen: "voller Erfolg (...), viele Unterschriften"

Gut 20 AntifaschistInnen waren es am Ende, die den Infotisch von NPD-Kreischef Daniel Nordhorn und seinen vier Mitstreitern umringten, echte Partystimmung kam bei den Neonazis in dieser Situation nicht auf. Auch auf potentielle WählerInnen trafen die rechten Wahlkämpfer so nicht, dafür hatten sie sich aber ohnehin einen eher ungeeigneten Platz ausgesucht. Durchaus üblich: Trotz des Fiaskos verbreitet der Kreisverband Segeberg-Neumünster heute über twitter: "Gestrige Kundgebung in Henstedt-Ulzburg trotz deutlicher Überforderung der Polizei und einiger Möchtegern-Störer ein voller Erfolg (...). Neue Mitglieder und viele Unterschriften".

NPD-Stand auf dem Norderstedter Rathausmarkt, November 2011

November 2011: Die NPD auf dem menschenleeren Norderstedter Rathausmarkt

Der Infotisch in Henstedt-Ulzburg war der insgesamt sechste im Kreis Segeberg, seit die NPD im Juli 2011 in Bad Segeberg gegen das linksalternative Hotel am Kalkberg protestierte. Danach tauchten Nordhorn und Kameraden in Wahlstedt, Norderstedt, Kaltenkirchen, Bad Bramstedt und jetzt Henstedt-Ulzburg auf. Damit beweist die Partei in der Region zwar eine bisher unbekannte Handlungsfähigkeit, dokumentiert aber auch ihre mangelnde Schlagkraft: Obwohl die Kreisverbände sich bei Infoständen gegenseitig unterstützen, können sie für die Aktionen meist nur vier, fünf "Kameraden" mobilisieren. Und weil die dann vor Ort einer meist deutlich größeren Gruppe AntifaschistInnen gegenüber stehen, haben die Infostände allenfalls Provokationswert.

Neben Wahlkampfaktionen bereitet die schleswig-holsteinische NPD zur Zeit auch einen Aufmarsch zum 1. Mai in Neumünster vor. Schon seit Jahren versuchen Neonazis den gewerkschaftlich geprägten Tag der Arbeit für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, melden Demonstrationen auf den klassischen DGB-Routen an und geben vor, die wahre Vertretung der Arbeiter zu sein. Während die Rechtsaußen in diesem Sinne meist "Ausländer raus"" in allen möglichen Variationen fordern, mobilisieren sie in diesem Jahr unter dem Motto "Wir arbeiten, Brüssel kassiert, raus aus dem Euro!". Grund genug für ver.di Südholstein und rund zwei Dutzend weitere Organisationen für den 1. Mai zu Gegendemonstrationen und "breitem Widerstand" aufzurufen. Geplant sind Demonstrationen und Blockaden gegen den Neonazi-Aufmarsch. Der Vorstand der Dienstleistungsgewerkschaft in Neumünster: "Diese Veranstaltung wird nur als Vorwand benutzt, um das verbrecherische System des Nationalsozialismus zu verherrlichen, neuen Hass in die Gesellschaft zu tragen, die Ausgrenzung von Menschen zu rechtfertigen und diese Politik öffentlich darzustellen (...)."