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Samstag, 26. Februar 2011, 9:07 Uhr

Fehlende Baumschutzsatzung machts möglich:

Investor lässt alte Eichen fällen

Mehrfach älter als die Gemeinde selbst: Eichen a.D. in der Olivastraße.

Mehrfach älter, als die Gemeinde selbst: Eichen a.D. in der Olivastraße. (Foto: WHU)

Infoarchiv Norderstedt | Viele Menschen in Henstedt-Ulzburg sind erschüttert: Ein Investor hat am Mittwoch damit begonnen, eine ganze Reihe 200 Jahre alter Eichen in der Olivastraße zu fällen: Die Bäume stehen offenbar dem Neubau von 16 Reihenhäusern im Weg, die auf dem Gelände des alten "Sporting-Palace" errichtet werden. Mit Baumschutzsatzung wäre das wohl nicht passiert, und deren Fehlen ist auch in Norderstedt anhaltend umstritten.

Carsten Schäfer

Carsten Schäfer

Sofort am "Tatort" waren Mitglieder der Wählergemeinschaft Henstedt-Ulzburg (WHU), die laut ihrem Bürgervorsteher Carsten Schäfer von entsetzten AnwohnerInnen informiert worden war. Wie sich in den darauffolgenden Recherchen der WHU herausstellte, waren die Bäume zwar einst als "ortsbildprägend" unter den besonderen Schutz der gemeindlichen Satzung gestellt worden, dieser Schutz entfiel jedoch mit dem Ende der Ulzburger Baumschutzsatzung im Jahre 2002.

Zwar hätten die Bäume unter anderem mit Änderung des Bebauungsplanes 2005 als dennoch "zu erhalten" festgesetzt werden können, das unterblieb aber nach Angaben von WHU-Fraktionschefin Karin Honerlah - auch nach fehlenden Hinweisen des damaligen Bürgermeisters Volker Dornquast (CDU). Demnach wurde den zuständigen Ausschussmitgliedern nicht einmal ein Auszug aus dem bis dahin geltenden B-Plan zur Verfügung gestellt, in dem die Bäume aufgeführt waren. "Stattdessen", so Honerlah, "hat uns damals Bürgermeister Dornquast versichert, der alte Baumbestand sei nicht schützenswert".

Auch wenn die Eichen in der Olivastraße wegen der fehlenden Baumschutzsatzung und den möglichen Verfehlungen Dornquasts nicht mehr zu retten sind, will die WHU jetzt am Thema dranbleiben und in der Gemeinde nach weiteren Baumbeständen suchen, die von Fällaktionen bedroht sind. Carsten Schäfer: "Wir brauchen dringend einen Schutz dieser Bäume, damit unser Ort seinen Charakter nicht ganz verliert. Das sind wir den nächsten Generationen schuldig".

Eine Baumschutzsatzung fehlt derweil nicht nur in der Großgemeinde, auch in Norderstedt wird seit Monaten um ihre mögliche Wiedereinführung gestritten. Nachdem CDU und FDP das bislang verhinderten, brachten die Christdemokraten nun eine Art "Kompensationsantrag" in den Umweltausschuss ein. Nach dem sollen im Jahr 2012 1.000 Jungbäume gepflanzt werden - für ganze 5.000 Euro. GALiN-Politikerin Ariane Last kommentiert: "Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes und schon gar kein Ersatz für eine dauerhafte Baumschutzsatzung." Zuvor hatten DIE LINKE, SPD und GALiN eine überarbeitete Satzung eingebracht, konnten sie aber nicht mehr durchsetzen, weil Doris Vorpahl wegen persönlicher Befindlichkeiten von der SPD zur CDU wechselte und dabei ihr Mandat mitnahm. Mit ihr wechselte die aus den Kommunalwahlen 2008 hervorgegangene Ein-Stimmen-Mehrheit zu den bürgerlichen Parteien.