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Dienstag, 11. März 2014, 13:23 Uhr

Schlachthofskandal weckt Erinnerungen

LINKE: Auszeichnung für ehemalige Amtstierärztin gefordert

Infoarchiv Norderstedt | Der aktuelle Skandal um die bevorstehende Schließung des VION-Schlachtbetriebes in Bad Bramstedt weckt Erinnerungen.

Im Jahre 1990 stellte die damalige Amtstierärztin des Kreises Segeberg Dr. Margrit Herbst an mehreren Rindern Verdachtsmomente auf Rinderwahn (BSE) fest, und verweigerte die Freigabe zur Verwendung als Lebensmittel. Sie ging ihrer Tätigkeit zu dieser Zeit im Schlachthof Bad Bramstedt nach, der seinerzeit noch von der Norddeutschen Fleischzentrale betrieben wurde. Ihre anhaltenden Meldungen führten jedoch nicht zu näheren und abschließenden Untersuchungen. Die Tiere wurden vom Kreis zur Weiterverarbeitung freigegeben.

Weil ihre offiziellen Meldungen über 24 Verdachtsfälle bis 1994 kein Gehör fanden, äußerste sie ihre Bedenken dann öffentlich. Nachdem die Veterinärin, einem Bericht der Lübecker Nachrichten zufolge, diskreditiert und gemobbt wurde, folgte schließlich die fristlose Kündigung. In dem Bericht zieht Herbst Parallelen zwischen ihrer Geschichte und dem aktuellen Fall in Bad Bramstedt. In Anspielung auf das Verhältnis zwischen dem Veterinäramt des Kreises und dem Schlachthof sagt sie: “Es hat sich nichts verändert. Es besteht möglicherweise weiter eine Abhängigkeit zwischen beiden.“ Sie bezweifelt  das Interesse der tierärztlichen Untersucher daran ungesetzliche Dinge aufzudecken, die die Existenz des Schlachthofes und ihren eigenen Arbeitsplatz gefährden könnten.

In Anerkennung ihres Engagements für eine funktionierende und transparente Demokratie wurde Margrit Herbst mit dem Whistleblowerpreis 2001 ausgezeichnet. Die Idee, Herbst zur Verleihung des Bundesverdienstordens vorzuschlagen führt nicht zum Erfolg. Die dafür erforderliche Begründung und Befürwortung durch die Landesregierung wurde versagt, nach Angaben der engagierten Tiermedizinerin weil sie dazu die gegen sie ergangenen Urteile als zutreffend hätte anerkennen müssen und auf etwaige Ansprüche gegen das Land oder Kreis hätte verzichten müssen. Dies lehnte Herbst verständlicherweise ab.

Jetzt, nach 20 Jahren und unter dem Eindruck der aktuellen Ereignisse, hat DIE LINKE im Segeberger Kreistag Dr. Margrit Herbst für die diesjährige Bürgerrolle vorgeschlagen. Sie hat sich „in ganz besonders vorbildlicher Weise und zwar gegen erhebliche Widerstände nicht nur für den Kreis Segeberg, sondern weit darüber hinaus für den Schutz der Bevölkerung vor erheblicher gesundheitlicher Gefährdung verdient gemacht und dafür große Opfer in Kauf nehmen müssen“, heißt es in dem Antrag. Gleichzeitig wird die Kreisverwaltung aufgefordert, sich mit Frau Dr. Herbst einvernehmlich über einen Schadenersatz zu verständigen.

Veröffentlicht in Sonstige mit den Schlagworten Bad Bramstedt, BSE, DIE LINKE, Dr. Margrit Herbst, Schlachthof