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Samstag, 26. Februar 2011, 13:37 Uhr

Doris Baum kehrt zurück in die Kreisverwaltung.

Neue Leitung im Jobcenter Segeberg

Infoarchiv Norderstedt | Nach 6 Jahren ARGE ist Schluss: Kurz nach ihrer Umbenennung in Jobcenter Kreis Segeberg ist die langjährige Leiterin der Hartz-IV-Behörde, Doris Baum, in die Kreisverwaltung zurückgekehrt. Sie hinterlässt eine der am meisten kritisiertesten Einrichtungen des Landes.

Zuvor hatte die Trägerversammlung des Jobcenters, die aus je drei VertreterInnen des Kreises und der Agentur für Arbeit besteht, den 45jährigen Michael Knapp zum neuen Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Segeberg bestellt und Landrätin Jutta Hartwieg zur Vorsitzenden der Versammlung gewählt. Knapp ist kein Neuer in der Hartz-IV-Behörde, schon bis 2008 hatte er in der Segeberger ARGE als Bereichsleiter gearbeitet, kehrt nun nach einem Ausflug in die Kieler Bundesagentur an alte Wirkungsstätte zurück. Für den Kreis wechselt übrigens Stefan Stahl in das Jobcenter und übernimmt dort den Bereich "Markt und Integration", während Jürgen Hoffmann nach wie vor für den Bereich "Leistung" zuständig ist. 

Die ARGE Segeberg und insbesondere deren Norderstedter Niederlassung in der Heidbergstraße hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Negativ-Schlagzeilen gemacht - vor allem wegen der unterdurchschnittlichen Qualität der Bescheide und der regelmäßigen Zusammenarbeit mit der "SBB Kompetenz GmbH". In einem Beitrag des NDR-Magazins Kühn & Kollegen wurde es dabei besonders peinlich: Nachdem zunächst der arbeitslose Norderstedter Thorsten Totzke vor Kameras erklärt- und anhand von Handy-Mitschnitten dokumentiert hatte, dass er bei einer teilnahmepflichtigen "Trainingsmaßnahme" der SBB regelmäßig gezwungen war, über Stunden nichts zu tun oder sich in der Zeit an einer selbstgebastelten Tischtennisplatte zu betätigen, konfrontierte das Fernsehteam die zuständigen Mitarbeiter von ARGE und SBB. Überraschung: Einer von beiden war eben jener Michael Knapp, der als damals stellvertretender Leiter der Norderstedter ARGE angeblich nichts von den Inhalten der absurden Maßnahme wusste. Neben Erklärungen, was das eigentliche Ziel von Trainingsmaßnahmen sei, erklärten Knapp und der SBB-Mitarbeiter anschließend, es sei ja nun auch nicht eben schlecht, wenn Langzeitarbeitslose Sport trieben. Ohne Worte.

Weil mehrere Trainingsmaßnahmen der SBB Kompetenz GmbH in wenig mehr als der "Aufbewahrung" von Langzeitarbeitslosen bestanden, brachen schließlich immer mehr Betroffene die sinnfreien Termine ab. Statt jedoch die Missstände aufzudecken, setzte die Norderstedter ARGE zunächst auf Repression und kürzte den Arbeitslosen die Leistungen. Erst vor Gericht wurde endgültig festgestellt, dass die Trainingsmaßnahmen den gesetzlichen Bedingungen nicht entsprechen und daher auch keine Teilnahme erzwingbar war. Derweil veröffentlichte der Landesrechnungshof Anfang 2010 eine Untersuchung, nach der landesweit bis zu 79% aller Bescheide der Hartz-IV-Behörden fehlerhaft war - übrigens vor allem zugunsten der Betroffenen.