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Dienstag, 11. September 2012, 11:14 Uhr

Wie Mediziner zu Mördern wurden

NS-Zeit-Ausstellung: Als auch in Langenhorn Kinder getötet wurden

Infoarchiv Norderstedt | „Im Gedenken der Kinder. Die Kinderätzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit“ lautet der Titel einer Ausstellung im Medizinhistorischen Museum Hamburg am UKE.

Die Ausstellung zeigt wie Mediziner zu Mördern wurden. In einem Bericht der Norderstedter Zeitung wird darauf verwiesen, wie es dazu kommen konnte, dass zwischen 1939 und 1945 etwa 5000 Kinder und Jugendliche in eigens dafür geschaffenen Einrichtungen ermordet wurden. Demnach gab es von den landesweit 30 „Kinderfachabteilungen“ in Hamburg zwei: die Heil- und Pfleganstalt Langenhorn und die am Kinderkrankenhaus Rothenburgsort.

Dutzende behinderter Kinder wurden hier ermordet. Einer der Ärzte in der Langenhorner Einrichtung war Friedrich Knigge. Für ihn, einen überzeugten Nationalsozialisten, stand nach dem Bericht der Norderstedter Zeitung außer Frage, dass es unter „rassehygienischen“ Gesichtspunkten notwendig sei, „lebensunwertes Leben“ zu vernichten. Aber auch andere Ärzte, unter ihnen Wilhelm Bayer, waren an der Tötung kranker und behinderter Kinder beteiligt. Entweder ließ man die Kinder verhungern oder tötete sie durch Medikamentengaben.

Mit zahlreichen Dokumenten wird in der Ausstellung gezeigt, wie es zu diesen Verbrechen kommen konnte. Wilhelm Bayer übrigens, wurde zwar nach einer Anzeige bei den britischen Behörden im Mai 1945 aus dem Dienst entlassen, konnte aber ab 1952 wieder eine Privatpraxis betreiben. Später untersuchte die Hamburger Ärztekammer noch einmal seinen Fall, konnte aber „keine schweren sittlichen Verfehlungen“ feststellen.

Bis heute werden die sterblichen Überreste der ermordeten in der neuropathologischen Sammlung der Universitätsklinik Eppendorf (UKE) aufbewahrt. Einige der unzähligen Einzelpräparate konnten fünf Kindern zugeordnet werden, die aus Hamburg stammten. Am 15. September findet eine feierliche Bestattung dieser sterblichen Überreste statt. Die Feierstunde beginnt am 15 September um 11 Uhr in der Kapelle 13 des Ohlsdorfer Friedhofs. Die Ausstellung ist im Medizinhistorischen Museum Hamburg am UKE bis 11. November zu sehen. Öffnungszeiten: mittwochs 15 bis 19 Uhr, sonnabends und sonntags von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.