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Sonntag, 20. Februar 2011, 6:53 Uhr
WHU sucht geeignetes Objekt
Vom Eigenheim zum Montessori-Kinderhaus
Infoarchiv Norderstedt | Die Wählergemeinschaft Henstedt-Ulzburg (WHU) beschäftigt sich jetzt auch mit dem örtlichen Immobilienmarkt, allerdings aus einem sehr konkreten Grund: In der Großgemeinde soll möglichst zügig ein Kindergarten entstehen, der nach den pädagogischen Ideen von Maria Montessori (1870-1952) arbeitet.Von der Montessori-Pädagogik ist nicht nur die WHU-Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah begeistert, sondern auch ihre Parteikoleginnen und -kollegen aus dem Kinder- und Jugendausschuss der Gemeinde - offenbar parbeiübergreifend. Die Ausschussmitglieder hatten deshalb ein kürzlich in Kattendorf eröffnetes Montessori-Kinderhaus besichtigt. Dabei, so Honerlah, seien die KommunalpolitikerInnen von dem reformpädagogischen Bildungsansatz überzeugt worden.
Um eine solche Einrichtung auch in Henstedt-Ulzburg realisieren zu können, rufen die WHU und ihre Fraktionschefin nun die Bevölkerung zur Mithilfe auf: Um den künftigen Träger, die Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie (NGD), zu unterstützen, sucht die Wählergemeinschaft ein passendes Objekt zur langfristigen Miete. Dabei könnte es sich beispielsweise um ein Einfamilienhaus handeln, das aber zur Schaffung ausreichender Sanitäranlagen entsprechend umgebaut werden müsste. Wer glaubt, ein geeignetes Objekt für diesen Zweck anbieten zu können oder zumindest eines kennt, möge sich unter der Rufnummer 04193 - 7624282 mit der WHU in Verbindung setzen. Wie wir erst kürzlich berichteten, müssen in Henstedt-Ulzburg bis zum Jahr 2013 rund 100 Krippenplätze zusätzlich erstellt werden, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen. Die Initiative zur Errichtung einer Montessori-Einrichtung wird daher auch von der Verwaltung unterstützt.
Maria Montessori war die erste Medizin-Studentin Italiens und promovierte 1896 in Rom. Dabei spezialisierte sie sich auf Kinderheilkunde und legte ihr Augenmerk insbesondere auf behinderte Kinder, die damals meist unter entwürdigenden Umständen leben mussten. Später entwickelte sie eine pädagogische Methode, die auf Begleitung statt Bevormundung setzte. In den 20er Jahren arrangierte Montessori sich mit Benito Mussolini und der faschistischen Bewegung, nach einer Unterredung mit dem "Duce" im Jahr 1926 wurde ihre Methodik sogar an Schulen eingeführt. Mussolini war Ehrenmitglied der italienischen Montessori-Gesellschaft, die Gründe für diese - eigentlich abwegige - Kooperation sind bis heute umstritten. Erst als Mussolini 1934 Einfluss auf die Lehrinhalte nehmen wollte und den faschistischen Gruß an den Schulen einführte, kam es zum Bruch. Der "Duce" ließ - quasi über Nacht - alle Montessori-Einrichtungen schließen, auch in Nazi-Deutschland war der "freie Unterricht" unerwünscht und wurde unterbunden.
Erst in den 70er Jahren flammte in Deutschland die Begeisterung für die freiheitliche Pädagogik von Montessori wieder auf, heute gibt es bundesweit Hunderte Grundschulen, Kindergärten und Vereine, die sich nach diesen Inhalten aufstellen. In der Region arbeitet neben dem Kinderladen in Kattendorf unter anderem auch die Langenhorner Kita St.Annen nach Montessori.