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Freitag, 10. September 2010, 16:00 Uhr

Wirbel um Hattendorf

Infoarchiv Norderstedt | Weil GALiN-Stadtvertreter Harald Hattendorf (46) im Herbst 2009 eine Prügelei vom Zaun brach, fordern einzelne KommunalpolitikerInnen und die Norderstedter Zeitung (NZ) jetzt vehement seinen Rücktritt.

Während CDU-Politikerin Ute Oswald andernfalls einen "Schaden für seine Fraktion, bzw. Partei" ausmacht, wirft ihm Andreas Burgbayer von der NZ gar "moralische Schizophrenie" vor, weil er sein Amt durch den Vorfall nicht beschädigt sieht. Das, so Burgmayer in seinem Kommentar weiter, könne sich "auch ein ehrenamtlicher Stadtvertreter" nicht leisten.

Tatsächlich liest sich das Geschehen, wie es sich am 1. Oktober letzten Jahres abgespielt haben soll, höchstnotpeinlich: Da soll Hattendorf seinen Wagen anlässlich einer Plakataktion der GALiN auf einem Privatparkplatz abgestellt haben und von dessen Besitzer zum Entfernen des Fahrzeugs aufgefordert worden sein. Als er dem nicht nachkam und der 41jährige Peer K. (41) mit der Polizei drohte, entwickelte sich eine handfeste Auseinandersetzung, in deren Verlauf der Stadtvertreter nicht nur seine Fäuste, sondern auch eine Maurerkelle eingesetzt haben soll. Und: Nicht nur K. wurde dabei in Mitleidenschaft gezogen, Hattendorf soll auch dessen Frau geschlagen, gewürgt und zu Boden geworfen haben. Das alles bestreitet der Grünen-Politiker auch nicht wirklich, gibt sich reumütig und beschämt. Harald Hattendorf gegenüber der NZ: "Ich bedauere das alles zutiefst. Das habe ich Peer K. gegenüber auch ausgedrückt. Es war eine Kurzschlusshandlung. Es ist alles sehr peinlich". Doch angesichts der Rücktrittsforderungen ist die Sache für den Stadtvertreter auch nach seiner Verurteilung zu 1.650 Euro Geldstrafe wegen Körperverletzung noch nicht beendet, der Druck auf den selbständigen Klempner nimmt zu.

Wesentlich schneller beruhigten sich die Wellen bei einer Art Präzedenzfall: Als rund zwei Dutzend DemonstrantInnen im März 1985 eine Sitzung der Stadtvertretung zum Thema Bundeswehrausstellung störten und Transparente mit der Aufschrift "Keine Militärshow in Norderstedt!" von der Zuschauertribühne im Plenarsaal hängten, fotografierte Edda Lechner für die inzwischen eingestellte, linke Lokalzeitung "Nadelstiche" zunächst die DemonstrantInnen und anschließend die empörte Stadtvertretung. Einer der Kommunalpolitiker wollte sich das jedoch nicht bieten lassen: Horst Reußmann (CDU) sprang von seinem Sitz auf, stürzte sich auf Lechner und stieß sie zu Boden. Erst herbeigeeilte Parteikollegen konnten den Tobenden damals von der Fotografin wegreißen, noch im Hinausgehen pöbelte er triumphierend: "Sie haben hier nicht zu fotografieren!" Übrigens: Entschuldigt hat sich Reußmann für seinen Angriff nie, seine Parteikollegen rechtfertigten ihn sogar.