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Mittwoch, 12. Februar 2003, 1:00 Uhr
"Ich-AG" auch in der Region eine Lachnummer
Norderstedter Anzeiger berichtet über ersten Fehlschlag
Info Archiv | "Ich will raus aus der Arbeitslosigkeit" sagte die Norderstedterin Anja Gade dem Anzeigenblatt und berichtete anschließend vom erfolglosen Versuch, ihrer Situation durch die Gründung der ersten "Ich-AG" der Stadt zu entkommen. 600 Euro monatlich können Arbeitslose als "Existenzgründungszuschuss" erhalten. Von diesem Geld müssen die Hartz-Opfer neben Pflichtbeiträgen zur Krankenversicherung auch Pflege- und Rentenversicherungszahlungen leisten - zum Existenzgründen bleibt tatsächlich kaum etwas übrig.
Laut Dirk Triebe - Leiter des Norderstedter Arbeitsamtes - habe die "Ich-AG" vor allem das Ziel, die Zahl der Schwarzarbeiter zu senken, indem bisherige SchwarzarbeiterInnen ihre Arbeit legalisieren. Prima Idee, vor allem weil auf diese Weise bestenfalls Schwarzarbeit in Scheinselbstständigkeit umgewandelt wird. Schon jetzt geraten nicht nur Arbeitslose, sondern auch zahllose Beschäftigte unter den Druck, ihre bislang noch festen Arbeitsverhältnisse in völlig schutzlose, prekäre Arbeit umwandeln zu lassen. Hintergrund: Die Betriebe können mit der Beschäftigung von Scheinselbstständigen das unternehmerische Risiko fast restlos auf die betroffenen Arbeitnehmer abwälzen.
Dementsprechend war das Hartz-Modul "Ich-AG" für Anja Gade keine Hilfe. Sie ist schließlich nur alleinerziehende Mutter, arbeitslos - und wird überdies in der nächsten Zeit zu all jenen zählen, die unter den übrigen 12 Modulen von Peter Hartz & Konsorten leiden. Denn Kernpunkt der rot-grünen Arbeitsmarktpolitik ist nicht die Unterstützung der Betroffenen, sondern Repression, Leistungskürzungen und die massive Ausweitung der Leiharbeit.