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Mittwoch, 25. August 2004, 2:00 Uhr

Almosen und Millionen

3.000 Euro für die Suchthilfe Kaltenkirchen - 2,2 Millionen für die Stadt

Von Olaf Harning | Alleine die Stadt Norderstedt kann sich schon im laufenden Jahr über 1,9 Millionen Euro zusätzlicher Einnahmen freuen, die Bürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) vollständig in die Rücklagen der Stadt überführen will. Keine Rede mehr davon, dass noch vor wenigen Monaten Sozialkürzungen von zunächst rund 350.000 Euro jährlich gegen massive Proteste durchgesetzt und mit angeblich klammer Kassenlage begründet worden waren. Dem fielen damals unter anderem das bekannte Jugendkulturcafé Aurikelstieg (JuKuCa), die Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose am Herold-Center und Teile der Krisenbetten in der Schalom-Kirche zum Opfer, obwohl bereits seit dem 15. Dezember letzten Jahres klar war, dass die Gemeindefinanzreform den Kommunen deutlich mehr Mittel zur Verfügung stehen würde.
Ähnlich die Situation in Kaltenkirchen: Zum 1. Januar 2004 hatten die Stadtvertreter der CDU auch hier massive Einschnitte vorgenommen, so etwa die Kündigung des Streetworkers, der zuvor seit 1997 erfolgreich im Stadtgebiet tätig war oder die Streichung von Zuschüssen an so ziemlich alle sozialen Einrichtungen. Folgen etwa für die Frauenberatungsstelle: Eine der beiden Beraterinnen mußte entlassen werden, hilfesuchende Frauen müssen jetzt lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Auch hier gleichzeitige Mehreinnahmen in Millionenhöhe: Mehr als 2 Millionen Euro fließen in die angeblich klammen Stadtkassen, von denen allerdings rund 900.000 Euro aus ähnlichen Gründen wieder abfließen. So oder so: Die heftigen Sozialkürzungen, die die christdemokratischen Mehrheiten seit Herbst 2003 in beinahe allen Kommunen des Kreises Segeberg mit der Begründung "leerer Kassen" durchgesetzt haben, waren allesamt unnötig. Ganz im Gegenteil war den Beteiligten spätestens seit Dezember 2003 klar, dass sich die Kassenlagen durch neue Verordnungen erheblich entspannen würden.
Auch die Suchtberatungsstelle Kaltenkirchen muss sich künftig mit weit geringeren Zuwendungen abfinden. Um die größten Löcher im Etat auszugleichen, griff man hier jüngst - ähnlich, wie der Norderstedter "Lichtblick" - erfolgreich zum Mittel der Bettelei: Einmalig 3.000 Euro spendete etwa der örtliche Rotary-Club für die Suchtvorbeugung, mit der unter anderem das Theaterstück für Kindergärten - "Mäxchen trau dich" - weitergeführt werden kann. Und wie bei den Krisenbetten des Lichtblick eröffnen sich dadurch keinerlei Perspektiven für die so wichtige Einrichtung, ganz im Gegenteil: Für "die Präventionsarbeit in Kindergärten und Grundschulen" seien im kommenden Jahr zusätzliche Kürzungen zu befürchten, so der Leiter der Einrichtung, Hans-Jürgen Tecklenburg gegenüber der "Norderstedter Zeitung" - "zusätzliche Kürzungen" also trotz millionenschwerer Mehreinnahmen.

Kaltenkirchen - Stadt sozialer Kälte

Veröffentlicht in Soziales mit den Schlagworten CDU, Hans-Joachim Grote, Norderstedt, Schule