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Freitag, 23. Januar 2004, 1:00 Uhr
Anschlag oder Vandalismus ?
Erneut Zerstörungen in der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen
Olaf Harning | Dieses Mal war es der Innenzaun der Anlage: Wie erst jetzt bekannt wurde, entdeckten MitarbeiterInnen des Vereins am 14. Januar die Zerstörung des Zaunes (siehe Foto), der die Fundamentreste des ehemaligen Lagers vor dem Betreten durch BesucherInnen schützen sollte. Außerdem wurde ein Schild vor dem Dokumentenhaus mit roher Gewalt verdreht und aus seiner Verankerung gerissen. Bereits mehrfach war es zuvor zu kleineren Sachbeschädigungen und Diebstählen gekommen. Außerdem erinnern sich noch viele daran, dass der einstige Begründer der Gedenkstätte - der Historiker Gerhard Hoch - in den letzten Jahren gleich mehrfach von Neonazis bedroht wurde.
Auf der anderen Seite verzeichnet der Trägerverein der Gedenkstätte jedoch immer wieder Wellen der Solidarität und Hilfsbereitschaft, wenn es mal wieder zu Beschädigungen oder Kritik gekommen ist. So meldete sich unmittelbar nach Bekanntwerden der Zerstörungen am Zaun die Jugendfeuerwehr Barmstedt und bot die Beseitigung des Schadens an, was vom Vorstand des Trägervereins dankbar angenommen wurde. Dennoch: Dass es bislang nicht zu spektakulären Schäden kam, liegt wohl eher in der bewusst gewählten Schlichtheit der Gedenkstätte begründet, als in der Entscheidung der Angreifer.
Für Irritationen sorgt derweil der Kaltenkirchener Kirchenvorstand. Schon vor einiger Zeit hatte der Trägerverein der Kirchengemeinde angeboten, im Mai 2005 ein Konzert abzuhalten. Der anerkannte Kirchenmusiker Barte-Hanßen hatte mit seinem Ensemble zugesagt, die Auschwitz-Klage und "Monumentum" zu spielen, ein Werk mit direktem Bezug zur Ausstellung in Springhirsch. Seit dem vergangenen November hat der Kirchenvorstand nun nicht reagiert und nicht ohne Grund fragt der Trägerverein nun: "Was ist die Ursache solcher Hartleibigkeit ? Die verpasste Trauerarbeit ? Der Schatten des Pastor Szymanowski ?" Hintergrund: Szymanowski war in den 30er Jahren Pastor in Kaltenkirchen, wandte sich jedoch schnell den Faschisten zu und zeichnete später für mehrere Massaker der SS im Ost-Feldzug verantwortlich. Dass Gerhard Hoch in einem seiner Bücher zur lokalen NS-Geschichte über eben jenen Pastor umfangreich berichtete, mag ihm so mancher noch nicht verziehen haben.