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Donnerstag, 15. April 2004, 2:00 Uhr

CDU privatisiert städtische Kultur

TRIBÜHNE-Verluste sollen kaschiert werden

Das TriBühne-Logo

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Infoarchiv Norderstedt | In einer Presseerklärung hat die die Grün Alternative Liste in Norderstedt (GALiN) in scharfer Form gegen diesen weiteren Privatisierungs-Versuch in der Stadt gewandt. Als bereits seit Wochen per "Flurfunk" verbreitetes Ergebnis der CDU-Fraktionsklausur will die Union das städtische FORUM als Dreh- und Angelpunkt städtischer Theater-, Konzert- und anderer Veranstaltungen zerschlagen und Teile davon privatisieren.

Mit einem entsprechenden Antrag im Ausschuss für Kultur- und Städtepartnerschaften wurde jetzt der Anfang gemacht. Aushilfskräfte für städtische Theateraufführungen in der TRIBÜHNE werden künftig nicht mehr vom FORUM, sondern von der MeNo GmbH (Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH) gestellt, alte Verträge sollen auslaufen. Ein Nachweis größerer Wirtschaftlichkeit konnte in diesem Zusammenhang trotz entsprechender Nachfragen nicht erbracht werden, da mit der Teilprivatisierung lediglich die immensen Verluste der TRIBÜHNE und ihres Geschäftsführers Rüdiger Flemer (42) kaschiert werden sollen. Und das geht laut einer Presseerklärung der GALiN so: Das FORUM-Center als bislang zentraler Ort für den Vorverkauf aller Veranstaltungen und der VHS-Kurse wird zerschlagen. Der Vorverkauf für alle Veranstaltungen, egal wer sie veranstaltet, findet künftig durch die TRIBÜHNE in deren Räumlichkeiten statt. Dafür werden allerdings mit 9,50 Euro/Stunde unterbezahlte Aushilfskräfte eingesetzt, die wiederum den Resten des FORUM mit 16,50 Euro/Stunde und damit dem vollen Personalsatz in Rechnung gestellt werden. Mit dieser abenteuerlichen Konstruktion wird in wohl beispielloser Weise die Unwirtschaftlichkeit des Norderstedter „Kommerzkultur-Tempels“ öffentlich kaschiert. Bis 2006, so lauteten die bisher gültigen Beschlüsse, darf die TRIBÜHNE jährlich 818.000 Euro Verlust einfahren. Doch diese Situation hätte sich wohl auch nach Ablauf dieser Frist kaum geändert. Die aktuelle Privatisierung wird zumindest einen Teil dazu beitragen, dass die Mehrzwecksäle im Rathausgebäude nicht finanziellen Schiffbruch erleiden. „Hier wurde deutlich, dass die Phrase der CDU vom verantwortungsvollen Umgang mit einer absoluten Mehrheit genau dies ist: eine Phrase“, wetterte nach dem Beschluss GALiN-Sprecher Mathias Bull. Als besonders befremdlich stellte sich nach seinen Worten während der Beratung im Ausschuss heraus, dass der CDU-Fraktion offensichtlich sachliche Argumente für ihre Beschlüsse fehlten und sie sich allein auf die Empfehlungen des TRIBÜHNE-Geschäftsführers verließ. Der habe die ChristdemokratInnen sogar noch in einer Sitzungspause nachdrücklich auf seine Linie eingeschworen. Nach Meinung der GALiN wird neben der nun privatisierten Organisation städtischer Kultur ein verkleinerter Personalpool bei der Stadt verbleiben müssen, da Norderstedt weitere Veranstaltungsorte abdeckt, die wiederum von der TRIBÜHNE nicht übernommen würden. Außerdem seien für den Vorverkauf in den Mehrzwecksälen Investitionen in unbekannter Höhe notwendig, von einer verbesserten Wirtschaftlichkeit könne also hinten und vorne nicht gesprochen werden. Die TRIBÜHNE indes läßt bislang jegliches organisatorisches Geschick vermissen. Während man sich neben den ständigen Auftritten einiger Lokal-Matadoren (wie den Thespisnarren) als Standort für bundesweit bekannte Kommerz-Kultur etablieren möchte (Ingo Appelt, Rainer Kröhnert, u.s.w.), war noch am 22. April kein April-Programm (!) auf den hauseigenen Internet-Seiten zu finden. Dafür flimmert der Appelt-Auftritt immerhin seit Tagen in der Hamburger Innenstadt auf U-Bahn-Bildschirmen. Na denn.

Veröffentlicht in Soziales mit den Schlagworten CDU, GALiN, Mathias Bull, MeNo GmbH, Norderstedt, Rüdiger Flemer, TriBühne