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Samstag, 9. August 2003, 2:00 Uhr

Das Wandern ist des Wagners Lust

Alfred L. Wagner kehrt in die CDU zurück

der nestscheißer | Dieser gehörte er bereits vor 1993 an, davon diverse Jahre als Ortsvorsitzender, Stadtverordneter und Mitglied des Segeberger Kreistages. Die von ihm gegründete Bürgerpartei verließ er - nachdem er es nach den Kommunalwahlen 1994 (12% und fünf Mandate) sogar zum Magistratsmitglied gebracht hatte wieder, um seinen eigenen Verein - die "Freie Wähler Union" FWU zu gründen. Auch hier bleib Wagner ("... im Grunde bin ich ein konservativer Mensch ...", NZ 03.06. 93) seiner Linie treu; Populismus, Law and Order-Parolen, Interessenpolitik für das Kleinbürgertum und das stetige Bestreben im eigenen Laden die erste Geige spielen zu wollen. Ein Glanzlicht Wagnerscher Politik war dabei im Frühjahr 1997 sein Vorschlag, eine Bürgerwehr gegen Kriminalität zu gründen. Die FWU - im wesentlichen der erweiterte Freundeskreis der Familie Wagner - scheiterte jedoch mit gut 1% 1998 bei den Kommunalwahlen. Kurz vor den Kommunalwahlen fand er zur Bürgerpartei zurück, um für diese gemeinsam mit Ute Algier im Frühjahr 2003 in die Stadtvertretung einzuziehen.

Mit Ute Algier hat er sich nun zerstritten, Hauptgründe sind nach Presseangaben, daß er sich zum einen nicht damit abfinden kann, nur die Nr. 2 im Laden zu sein; zum anderen ist das "kommunalpolitische Urgestein" Wagner offenbar mit der kritischen Haltung seiner bisherigen Fraktionskollegin Algier zu den "Unregelmäßigkeiten" bei den Norderstedter Stadtwerken und dessen Chef Volker Hallwachs nicht einverstanden. Während Algier gemeinsam mit der Opposition aus SPD und GALiN auf die Aufklärung der Affäre drängt, findet Wagner gemeinsam mit der Stadtvertretungsmehrheit der CDU dort alles korrekt. Weiterhin stellt sich die Frage ob es zwischen Algier und Wagner auch vergangenheitspolitische Differenzen gibt. Während sich Algier an den Gedenkveranstaltungen an das ehemalige KZ Wittmoor beteiligt, engagiert sich Wagner in seiner Funktion als Vorsitzender der Kriegsgräberfürsorge Norderstedt für das Projekt des Hauptmanns a.D. Otto Quenstedt, in Norderstedts estnischer Partnerstadt Kohtla Järve Gedenksteine für deutsche Soldaten und "ihre estnischen Kameraden" zu errichten, welche dort 1944 gegen die Rote Armee und für Nazideutschland kämpften.

Bleibt nur noch die Frage übrig, ob die Bürgerpartei als zwischen liberalen und rechtskonservativ-populistischen Tendenzen hin und her wabernde, kleinbürgerliche örtliche Protestformation diese erneute Spaltung überleben wird. Zu hoffen wäre das nicht. Und in der CDU wird auch mehr los sein. Es können jedenfalls Wetten abgeschlossen werden, wie lange es Wagner in der CDU aushält und wie seine nächste Partei heißen wird.

Veröffentlicht in Kommunalpolitik mit den Schlagworten CDU, GALiN, Norderstedt, SPD, Stadtwerke, Wahlen