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Dienstag, 25. Dezember 2012, 8:38 Uhr

Ex-Klan-Chef lebt in Boostedt

War Achim S. V-Mann des baden-würtembergischen Verfassungsschutzes?

Brennendes Holzkreuz, tanzende Klan-Mitglieder

Brennendes Klan-Kreuz - November 2005, irgendwo in den Südstaaten (Foto: feiindlich; wikipedia)

ram. | Der ehemalige Gründer und Anführer des deutschen KuKluxKlan wurde von Journalisten im Kreis Segeberg aufgespürt. Achim S. (37) lebt offenbar in Boostedt und will der rechten Szene abgeschworen haben. In Baden-Würtemberg sorgt seine Geschichte dieser Tage für einen innenpolitischen Skandal, offenbart sie doch wieder einmal die engen Verbindungen zwischen organisiertem Neofaschismus, NSU-Terror und der Arbeit der Sicherheitsbehörden.

Achim S. war nämlich nicht nur Aktivist des rassistischen Geheimbunds und rechtsextremer Musiker, sondern offenbar auch V-Mann des baden-würtembergischen Verfassungsschutzes. Zwar leugnete er das erst kürzlich wieder in einem Gespräch mit der BILD-Zeitung, die Indizien sprechen jedoch eine andere Sprache. Es ist vor allem ein Anruf, der Journalisten und kritische BeobachterInnen stutzig macht: Ein Anruf, den S. im Jahr 2002 von einem Mitarbeiter des Geheimdienstes erhielt und in dem er freundlich darauf hingewiesen wurde, dass man ihn mit nachrichtendienstlichen Mitteln überwacht. Ebenfalls höchst ungewöhnlich: Die Warnung flog schon kurze Zeit später dienstintern auf, ohne dass jemals gegen den Beamten ermittelt wurde.

Achim S. war ins Visier der Sicherheitsbehörden geraten, weil er 1998 dem rassistischen Geheimbund KuKluxKlan beigetreten war und im Jahr 2000 auf einem Feld im US-Bundesstaat Mississippi zum "Grand Dragon", zu einem Anführer der Vereinigung erklärt wurde. Am 1. Oktober 2000 gründete S. dann in Schwäbisch Hall die Klan-Truppe "European White Knights of the Ku Klux Klan" und bemühte sich um weitere Mitglieder. Außerdem spielteer als "Liedermacher Achim", als Solist bei "Wolfsrudel" und als Sänger der Neonazi-Bands "Celtic Moon" und "Höllenhunde" eine wichtige Rolle in der neonazistischen Musik-Szene. Im Lied "Zerschlagt die Zecken" auf der "Höllenhunde"-CD "Süddeutschland - Dein Land braucht Dich" (1998), heißt es unter anderem: "In unseren Adern fließt das deutsche Blut. Wir werden aufrecht steh´n mit unserem Heldenmut. (...) Sharp-Skins, PUnks und Anarchisten, RAF und Kommunisten, stecken alle unter einer Decke. Da gibt´s nur eins: ZERSCHLAGT DIE ZECKEN."

Parolen, die auch dem ein- oder anderen Polizeibeamten gefielen. Zu den rund 20 Mitgliedern des Geheimbunds, die aus acht Bundesländern zu den regelmäßigen Klan-Treffen in Schwäbisch Hall anreisten, gehörten nach heutigen Erkenntnissen auch zwei Böblinger Bereitschaftspolizisten, von denen wiederum einer Gruppenführer der im April 2007 von den NSU-Terroristen Böhnhardt und Mundlos in Heilbronn erschossenen, 22jährigen Polizistin Michele Kiesewetter war. Zufall? Sogar eine direkte Verbindung zwischen der würtembergischen Klan-Zelle und dem NSU gab es: An den Treffen in Schwäbisch Hall nahm neben den beiden Beamten auch der langjährige Kopf der rechten Szene in Sachsen-Anhalt, Thomas R. teil, der sich später ebenfalls als V-Mann betätigte. Nach Recherchen der Südwest-Presse war R. unter anderem Herausgeber der Hetz-Postille "Nationaler Beobachter" und Autor des Online-Magazins "Der weiße Wolf", auf der 2002 der Kommentar "Vielen Dank an den NSU" aufgetaucht war. Neun Jahre vor der Entdeckung der neonazistischen Mordserie. Bei Durchsuchungen nach dem Tod von Uwe Mundlos wurden die Kontaktdaten R´s im Adressbuch des Nazi-Terroristen gefunden. Auch die Böblinger Polizisten sind übrigens nach wie vor im Dienst. In einem Bericht des baden-würtembergischen Innenminsters Reinhold Gall (SPD) heißt es, die Beamten seien lediglich gerügt worden, weil sie nicht über die Ideologie des Klans informiert waren - für Insider nicht mehr, als ein schlechter Witz.

Ob der "Ausstieg" des Achim S. aus der Neonazi-Szene ernstzunehmen ist, darf zumindest bezweifelt werden. Nach Recherchen des antifaschistischen Portals Blick nach Rechts residiert unter derselben Anschrift, unter der die Domain des früheren Online-Projekts "www.whitepowerradio.de" registriert war, heute das Unternehmen "Rebel Knight Country Shop" - Geschäftsführerin: Yvonne S., Ehefrau von S.. Politische Aktivitäten scheint der in Boostedt aber nicht zu entfalten, er bemüht sich heute offenbar als Country-Sänger, Diskjockey und Arbeitsvermittler (!) um Einkommen.

 

Ein Kommentar zu diesem Artikel

01.02.2013, 5:59 Uhr HumbugVon Yvonne S. ist Achim S.

Von Yvonne S. ist Achim S. seit fast zehn Jahren geschieden. Diesen Shop gibt es auf Anfrage in Schwäbisch Hall ebenfalls seit 2002 nicht mehr - Auch die verzeichnete Adresse ist auch seit mindestens 2002 ebenso nicht mehr aktuell.

Da hat wieder mal jemand sehr schlecht recherchiert.