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Sonntag, 11. Januar 2009, 1:00 Uhr

Fast 400 demonstrieren für das HAK

FDP, CDU und Neonazis kritisieren die Organisatoren

Info Archiv Norderstedt | Knapp 400 Menschen haben sich am 10. Januar an einer Demonstration für den Erhalt des alternativen Jugendzentrums Hotel am Kalkberg in Bad Segeberg beteiligt. Sie zogen auf einer langen Route quer durch die Kreisstadt und forderten von der Stadt einen alternativen Standort. FDP- und CDU-Politiker der Kreisstadt kritisierten die Demonstration als "unverschämt", während Neonazis aus Bad Segeberg und Rostock erfolglos versuchten, den Protest zu behindern.

Seit Monaten schwelt in der Kreisstadt nun schon die Auseinandersetzung um die Zukunft des selbstverwalteten Jugendzentrums, nachdem es immer wieder zu Querelen mit den Anwohnern des jetzigen HAK gekommen war. Als BesucherInnen des Zentrums nach einem Hip-Hop-Konzert am 3. Mai letzten Jahres in der Stadt verschiedentlich sogenannte "Tags" gesprüht hatten, verhängte die Stadt schließlich ein Veranstaltungsverbot über das Projekt und entzog dem HAK damit die Finanzierungsgrundlage. Weil Gespräche über mögliche Alternativstandorte bislang erfolglos waren und die Stadt den Jugendlichen nicht wirklich entgegen kam, riefen HAK-NutzerInnen und linke Gruppen der Kreisstadt nun zum Protestmarsch auf. Neben autonomen und linksalternativen Gruppen aus Bad Segeberg und Umgebung beteiligten sich daran auch zahlreiche Segeberger Jugendliche, sowie einzelne VertreterInnen aus SPD, DIE LINKE, Jusos und Gewerkschaften.

SPD-Fraktionsvorsitzende Kirsten Tödt distanziert sich aber zugleich von linken Gruppen, die sich im HAK treffen, vor allem von der örtlichen FAU, die "eine Gesellschaft ohne Bosse und Staat" fordere - für die SPD ein "Missbrauch" des Projektes, obwohl die Partei zumindest Ersteres selber über Jahrzehnte auf ihren Fahnen trug. Auch die CDU ist von so viel jugendlicher Kritik empört und bewertet die Forderungen der HAK-BetreiberInnen laut Äußerungen ihres Fraktionsvorsiztenden Thomas Vorbeck als "unverschämt und unakzeptabel". Der Trägerverein des Jugendzentrums halte sich nicht an Absprachen und liefere keine Zahlen über den tatsächlichen Zustand des Vereins. Ihre Kritik stützen die Christdemokraten unter anderem darauf, dass im HAK "entgegen dem Vertragstext mit der Stadt" auch linke Gruppen ihre Heimat haben.

Die Demonstration, die von mehreren Redebeiträgen zur Situation der Jugendlichen in Bad Segeberg unterbrochen wurde, verlief weitgehend störungsfrei, obwohl im Vorfeld militante Neonazis aus Bad Segeberg sowie eine obskure Nazi-Gruppe aus Rostock dazu aufgerufen hatten, die Protestaktion zu verhindern. Außer einigen aus vorbeifahrenden Autos gröhlenden Rechten war davon aber nichts zu bemerken. Außerdem wurden im Verlauf der Aktion mehrmals einzelne Neonazis gesichtet und in einem Fall auch von DemoteilnehmerInnen angegriffen. Die Polizei begleitete den Demonstrationszug mit einem großen Aufgebot, hielt sich aber ansonsten zurück: Nach Angaben von Polizeieinsatzleiter Torsten Schmidt gegenüber den Lübecker Nachrichten wurden drei Strafanzeigen gestellt, davon eine mit dem Vorwurf der Körperverletzung, außerdem wurden einige Platzverweise ausgesprochen. Bereits am Mittwoch hatten Aktivisten der Gruppe Basta! Linke Jugend mehrere Transparente an Einfallstraßen und Brücken der Kreisstadt angebracht, die für das selbstverwaltete Jugendzentrum und die Demonstration warben. Unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung besetzten Mitglieder der Gruppe kurzfristig das Foyer des Vitalia Seehotels und entrollten dort ein Transparent mit der Aufschrift "Unser neues JuZ".