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Freitag, 14. November 2003, 1:00 Uhr

Glasmoor geschlossen

Die Container sind leer - der Protest geht weiter !

Info Archiv | Bereits am 27. August hatten Glasmoorgruppe Hamburg und Info Archiv Norderstedt gemeldet, dass der Abschiebeknast Glasmoor seine Tore schließt und die Abschiebehaft in das berüchtigte Hamburger Gefängnis "Santa Fu" verlegt wird. Nachdem die Justizbehörde zunächst dementierte, wurde der "Umzug" jetzt in aller Stille vollzogen - Massenabschiebungen inklusive.

Ein Stück Norderstedter Politik-Geschichte ging dieser Tage zu Ende. Nach fast 10jährigem Bestehen und tausenden Abschiebungen "in aller Herren Länder" wurden dieser Tage die letzten der 84 Haftplätze des Abschiebeknastes Glasmoor "geräumt", und diese Räumung ging ebenso brutal vonstatten, wie das "Abschiebegeschäft" nun einmal ist: 40 der Gefangenen machten die kurze Reise zur JVA Fuhlsbüttel gar nicht erst mit, sie wurden praktischerweise gleich zum Flughafen selben Namens gefahren und deportiert. Binnen weniger Wochen will die Justizbehörde nun den zur Zeit noch provisorisch betriebenen Abschiebetrakt in Santa Fu ausbauen. Von zur Zeit lediglich 56 Haftplätzen soll die "Kapazität" für "Schüblinge" dieser Tage auf insgesamt 144 Plätze ausbauen. Fanny Dethloff, Flüchtlingsbeauftragte der Nordelbischen Kirche, kommentierte diese erneute Zuspitzung der Hamburger Abschiebepolitik dann auch zynisch: "(Es) steht zu befürchten, dass die Stadt Hamburg alle Abschiebungsrekorde brechen will, - um jeden Preis." Und Dethloff weiter: "Als Flüchtlingsbeauftragte bin ich besorgt über die Art und Weise, wie in dieser Stadt mit Fragen der Abschiebungshaft umgegangen wird. Es steht zu befürchten, dass die schwierigen Bedingungen für die Abschiebungsgefangenen sich noch weiter verschlechtern." Von der Schließung des Haus 3 der JVA Glasmoor erhoffen sich nun nicht nur die Polizeiinspektion Segeberg und das Norderstedter Polizeirevier eine starke Abnahme antirassistischer Proteste in der Stadt. Mike Schirdewahn - Sprecher der Polizei Norderstedt – machte gegenüber der "Norderstedter Zeitung" keinen Hehl aus seiner Freude: "Die Abschiebehaft in Glasmoor hat uns über Jahre hinweg stark belastet. Insofern sind wir durch die aktuelle Situation erleichtert". Schon im August hatten Glasmoorgruppe und Info Archiv angekündigt, dem Abschiebeknast von der JVA Glasmoor zur JVA Fuhlsbüttel zu folgen. Damals hatten die örtlichen Medien allerdings wenig Notiz von den Erklärungen der Gruppen genommen. Offensichtlich waren die Medien dem Dementi der Justizbehörde auf den Leim gegangen. Schon für die nächsten Monate kündigten die Gruppen Proteste in der Umgebung von Santa Fu an.