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Montag, 15. April 2013, 20:45 Uhr

Guten Rutsch ...

Ein Rollator im Schneematsch

Wenn es am Ochsenzoll schneit, ist kaum ein Durchkommen: Rollator im Schneematsch an der Langenhorner Chaussee (Foto: Infoarchiv)

Olaf Harning | ... hieß es im "ewigen" Winter 2012/2013 am Ochsenzoll - wieder einmal. Weil sich der Eigentümer eines langgezogenen Grundstücks an der Langenhorner Chaussee beharrlich weigert, seiner Streu- und Räumpflicht nachzukommen, mussten täglich Hunderte Passanten um ihre Gesundheit bangen. Pikant: Die Liegenschaft gehört der Finanzbehörde.

Der verschneite Weg im Januar 2010

Januar 2010, Blickrichtung Schmuggelstieg: Kein Winterdienst (Foto: Infoarchiv)

Obwohl der Fuß- und Gehweg zwischen dem Bahnhof Ochsenzoll und der Einmündung des Schmuggelstieg die nach dem Langenhorner Markt wohl am höchsten frequentierte Wegeverbindung Langenhorns ist, fand hier - wie schon in den vergangenen Jahren - keinerlei Winterdienst statt. Zwar hat auch der zuständige Wegewart nach Angaben des Bezirksamtes Nord "bei einer routinemäßigen Begehung am 22. Januar (...) festgestellt, dass der Winterdienst nicht ordnungsgemäß durchgeführt wurde", eine Änderung brachte das jedoch nicht. Vereinzelt fuhr nach Schneefällen zwar jetzt ein Pflug über den schon völlig festgetrampelten Schnee, der hinterließ aber lediglich einen Zentimeter dicken Eispanzer und gestreut wurde offenbar auch nicht. Die Folge: Wenn es am Ochsenzoll schneit, verwandelt sich der ohnehin zu schmale Geh- und Radweg nach wie vor in eine Rutschbahn, vor der selbst hartgesottene Radler kapitulieren - von Gehbehinderten oder Rollstuhlfahrern ganz zu schweigen.

Der verschneite Weg im März 2013

März 2013: Keine Änderung - ein Winterdienst findet nicht statt (Foto: Infoarchiv)

Das alles ist umso interessanter, als dass der zuständige Anlieger niemand anderes als der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) ist - eine Unternehmung der Hamburger Finanzbehörde. Laut Katja Glahn, Mitarbeiterin der Öffentlichkeitsarbeit im Bezirksamt Nord, hat der LIG über die Springenhof AG einen privaten Dienstleister beauftragt, um die Gehwege vorschriftsmäßig zu räumen. Warum aber war dann in den vergangenen Jahren nie auch nur die Spur eines Winterdienstes zu sehen? Schon im Dezember fragte das inzwischen eingestellte "Langenhorn-Magazin" beim Bezirksamt wegen der nicht geräumten Strecke nach - ohne Reaktion. Auf Nachfrage des Infoarchivs jetzt der Hinweis, dass der Mangel erst am 22. Januar aufgefallen sein soll - wie glaubhaft ist das?

Richard Knüppel auf dem Weg entlang der Langenhorner Chaussee

Richard Knüppel auf der Eispiste (Foto: Infoarchiv)

Für Betroffene, wie den 73jährigen Richard Knüppel sind solche Fragen einerlei. Wie schon mehrfach zuvor, quält er sich Mitte Dezember durch den Zentimeter dicken Schneematsch. Immer wieder verdrehen sich die Räder seines Rollators, blockieren und hoppeln über den Untergrund. Knüppel hat auf dieser Strecke Angst zu stürzen, kommt nur langsam voran. Wie ihm ging es in den letzten Monaten und Jahren täglich Hunderten Fußgängern und Radfahrern, die auf den Weg angewiesen sind, unter ihnen besonders viele ältere Menschen aus dem Quartier Essener Straße oder den Seniorenwohnungen am Bärenhof

Nach Meinung der Grünen in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord ist das alles kein Zufall. So kritisierte die Bezirksabgeordnete Ulrike Sparr im Februar, das Bezirksamt habe aufgrund seiner "lange bekannten Überlastung" überhaupt nicht die Möglichkeit, den Winterdienst der Anlieger und das Streusalzverbot auf Gehwegen zu überwachen. Gerade einmal sieben Verfahren habe die Behörde bis Mitte Februar wegen Verstößen im Bereich des Winterdienstes eingeleitet. Die stellvertretende Vorsitzende der grünen Bezirksfraktion: "Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Bezirksamts, dafür zu sorgen, dass sich Bürgerinnen und Bürger unfallfrei auf Straßen und Gehwegen bewegen können. Dazu gehört im Winter auch die Überwachung der Streupflicht, die in Hamburg-Nord kaum stattfindet." Eine Gefährdung älterer- und mobilitätseingeschränkter Menschen sei die logische Folge.