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Montag, 15. August 2005, 2:00 Uhr

JuKuCa kaputt

Das seit über einem Jahr leerstehende Kulturcafé Aurikelstieg wurde in einer "Nacht-und-Nebel-Aktion" abgerissen

Von Olaf Harning | Nach der Schließung durch Bürgermeister Hans Joachim Grote und CDU-Fraktion sowie anschließendem Leerstand seit April 2004 wird das überregional bekannte Jugendkulturcafe Aurikelstieg seit Montagmorgen dem Erdboden gleichgemacht. Berstende Wände und Staubwolken künden an der Ecke Ulzburger Straße/Aurikelstieg vom Ende der Institution.

Zuletzt vor wenigen Wochen hatten AktivistInnen des Sozialen Zentrums das JuKuCa kurzzeitig besetzt und noch einmal Schließung und Leerstand des ehemaligen Jugendzentrums scharf kritisiert. Außerdem protestierte das SZ mit der Aktion gegen die Bedrohung der eigenen Räumlichkeiten, die schon im September ebenfalls den Plänen von Bürgermeister und CDU-Fraktion zum Opfer fallen sollen.

Einerseits um weitere Besetzungen zu vermeiden, andererseits um keine Erinnerungen an die Politik des Sozialdumpings zu wecken, wurde das seit April 2004 leerstehende JuKuCa nun in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von einem örtlichen Abrissunternehmen "entfernt". Unklar blieb dabei zunächst, wieviel Einfluss die Stadtverwaltung selber auf Termin und Geschwindigkeit des Abbruchs ausüben konnte. Bereits kurz nach Schließung und Verkauf des Hauses war scharfe Kritik laut geworden, weil der Norderstedter Makler Thorsten Hausmann (CDU) zunächst in den politischen Gremien saß, die mehr oder weniger direkt über das Ende des JuKuCa entschieden, wenig später dann beruflich für den Verkauf von Immobilien des geplanten "Wohn- und Geschäftshauses" an selber Stelle verantwortlich zeichnete. Schwer vorstellbar, dass der Politiker Hausmann nicht bereits zum Zeipunkt der Entscheidungsfindung auch deutlich wirtschaftliche Interessen verfolgte.

Mittlerweile scheint aber der ursprünglich geplante "Aurikelpoint" auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet zu sein. Nach eigenen Worten ist Hausmann aus der weiteren Entwicklung dieses Grundstückes "raus", neuere Planungen sind ihm unbekannt. Das monatelang für den "Aurikelpoint" werbende Bauschild ist seit Wochen demontiert. Vor diesem Hintergrund mutet es eigenartig an, dass die Stadtverwaltung von den Entwicklungen und Verwicklungen um die strittige Immobilie nichts bemerkt haben will. Nach Wissensstand des städtischen Pressesprechers Kai Jörg Evers etwa werde das Projekt Aurikelpoint weiterhin verfolgt, zumindest sei ihm etwas anderes nicht bekannt. Gegenüber dem Infoarchiv wies Evers auch jeglichen Einfluss auf die laufenden Abrissarbeiten von sich. Schließlich sei das Grundstück "seit einem Jahr nicht mehr im Besitz der Stadt".

Mit dem Kulturcafé ist wenige Wochen vor Ablauf des Vertrages zwischen Stadt Norderstedt und Sozialem Zentrum das wohl sichtbarste Symbol einer Politik der Prestigeprojekte niedergerissen worden. Von den Sozialkürzungen der Jahre 2003 und 2004 kündet jetzt nur noch das Fehlen der Mittel in allen Bereichen. Derweil wurden jüngst die Gewerbesteuern gesenkt und Gelder für Planung und Organisation der Landesgartenschau 2011 bereitgestellt. Nicht wenige Jugendliche und Nachbarn sammelten sich heute am Ort des Abrisses und erlebten hautnah, was diese Politik für sie bedeutet.