+ + + ARCHIVIERTER INHALT + + +

Diese Seite kommt aus unserem Archiv und enthält möglicherweise Informationen, die nicht mehr aktuell sind. Bitte beachten Sie das Veröffentlichungsdatum dieser Seite.

Mittwoch, 5. November 2003, 1:00 Uhr

Kahlschlag verschoben

Norderstedter Jugendausschuss will nun am 19. November über massive Kürzungen entscheiden

Olaf Harning | In einer lebhaften Debatte lieferten sich vor allem Holfoth, Ulrich Böttcher (GALiN) und Günther Nicolai (CDU) zum Teil scharfe Wortgefechte über die möglichen Folgen der "Jugendarbeit 2010". Zuvor hatten rund ein Dutzend Jugendliche und auch einige Eltern (zu Einsparungen im KiTa-Bereich) ihrem Unmut in der Einwohnerfragestunde Luft gemacht. Schon zu diesem Zeitpunkt warfen mehrere RednerInnen die Frage auf, ob Stadtverwaltung und CDU nicht in der Frage leerer Kassen mit zweierlei Maß messen: "Während Sie im Jugendbereich sparen, soll die Stadt Millionen für einen neuen Autobahnanschluss aufbringen", empörte sich etwa ein Zuhörer.
Auch Böttcher stiess in dieses Horn. Nachdem sein Antrag auf Ablehnung der Vorlage ohne inhaltliche Beratung mit 6:4 Stimmen und einer Enthaltung an dem Willen der CDU gescheitert war, griff er das Kürzungskonzept von Amtsleiterin Sabine Gattermann mehrfach scharf an. Unterstützt von Michael Holfoth provozierte er dabei auch den christdemokratischen Hardliner Karlfried Wochnowski mit den Worten "Sie werden, Herr Wochnowski, nicht über die Haushaltstitel reden wollen, an denen wir sparen würden." Damit deutete der Grüne sicherlich unter anderem das Thema "wilhelm.tel" an, das bereits von einem Besucher in der Einwohnerfragestunde thematisiert worden war. Hier deckt gerade die CDU immer wieder den alljährlichen Verlust von 3,5 Millionen Euro, gegen den sich die jetzt vorgelegten, kurzfristigen Einsparungen im Jugendbereich in Höhe von 451.000 Euro beinahe wie "Peanuts" ausnehmen.
Überraschend fuhr heute aber auch die CDU nicht die ganz harte Linie. Mehrfach betonte etwa Nicolai, dass gerade auch die Offene Jugendarbeit in der Stadt "hervorragend" sei, man sehe sich indes aufgrund der Haushaltslage zu tiefen Einschnitten gezwungen. Peinlich wurde es für ihn, als er die Frage nach dem Autobahnanschluss in der Einwohnerfragestunde barsch mit dem Hinweis zurückwies, bislang seien von städtischer Seite "keine Ausgaben geplant, Sie müssen sich genauer informieren". Darin wurde er wenig später von Sibylle Hahn (SPD) korrigiert, die von mehr als einer Million Euro vorgesehener Mittel sprach.
Nicolai sprach anschließend immer wieder davon, dass zur Jugendarbeit der Stadt sehr wohl auch "Sportvereine und Verbände" gehörten, an denen nicht gerüttelt werden solle. Im übrigen sei die Offene Jugendarbeit eigentlich Kreisangelegenheit. Er und seine Partei gaben sich indes gesprächsbereit und stimmten abschließend der Vertagung des Themas bis zum 19. November zu, wenn der Ausschuss erneut zusammentreten soll. Den Kampf aufgegeben hat indes bereits Pastor Christian Stehr (Kirchengemeinde Vicelin/Schalom), der für das Projekt "Licht-Blick" förmlich "die Hose herunter liess". Während im Saal noch Unterschriften gegen die Kürzungen der städtischen Zuschüsse für die vom Licht-Blick betriebenen "Krisenbetten" gesammelt wurden, führte Stehr unterwürfig aus, man würde wohl auch irgendwie auskommen, wenn die Kürzung auf 52.500 Euro halbiert wird. Kaum verwunderlich, dass die Ausschussmitglieder dieses Angebot umgehend zu Protokoll nahmen und in einer ersten Reaktion so etwas wie Zustimmung signalisierten.
Unter anderem NutzerInnen des akut schliessungsbedrohten Jugendkulturcafés Aurikelstieg, aber auch andere Jugendliche aus Norderstedt diskutierten hingegen nach der Sitzung eine Ausweitung der Proteste. Näheres demnächst auf diesen Seiten unter "Termine".

Veröffentlicht in Soziales mit den Schlagworten CDU, GALiN, Norderstedt, SPD