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Sonntag, 9. Oktober 2011, 23:02 Uhr
Kampf um die Wulffsche Siedlung
Bürgerentscheid am 27. Oktober
Sinvolle Sanierung oder Symbol eines "Spekulationsbezirks Nord"? Der Kampf um die Wulffsche Siedlung wird mit harten Bandagen ausgetragen (Grafik: langenhorn73.de)
Infoarchiv Norderstedt | Wichtige Post bekommen dieser Tage 226.000 HamburgerInnen im Bezirk Nord: Sie alle können bis zum, bzw. am 27. Oktober über Abriss und Neubau der Wulffschen Siedlung in Langenhorn mitentscheiden - oder eben über deren Erhalt. Auf beiden Seiten des Konflikts stehen mittlerweile "bewegte" BürgerInnen.Hintergrund des Konflikts ist der Plan der Eigentümer, die baufällige Siedlung mit ihren zur Zeit 546 kleinen und überaus günstigen Wohnungen innerhalb der nächsten 20 Jahre schrittweise abzureißen und sie an gleicher Stelle durch 650 größere und sicherlich auch teurere Wohnungen zu ersetzen. Zu diesem Zweck wollen die Familien Rickertsen und Pisani, sowie die Stuttgarter GWG unter anderem höher und enger bauen, allerdings sollen die bisher platzraubend in Garagen und an Straßen abgestellten Fahrzeuge der MieterInnen künftig in Tiefgaragen verschwinden, um den "Gartenstadt-Charakter" der Siedlung hervorzuheben.
Als die Neubau-Pläne bekannt wurden, bildete sich schnell eine Initiative dagegen, die sich anfangs vor allem aus AnwohnerInnen der umliegenden Einzelhaussiedlungen zusammen setzte. Erst später kamen vermehrt auch Mieterinnen dazu, gemeinsam gründete man schließlich die Bürgerinitiative gegen den Bebauungsplan Langenhorn 73 und begann erfolgreich, für einen Bürgerentscheid zum Thema zu kämpfen. Mehr als 10.000 Unterschriften sammelte die Gruppe um ihren Sprecher Michael Kuckhoff bis Ende April 2011 - nur etwa 6.800 wären nötig gewesen. "Die Investoren werben damit, dass sie billigen Wohnraum schaffen wollen, in dem sie bezahlbaren Wohnraum abreißen", so Kuckhoff gegenüber dem Hamburger Abendblatt - eine für ihn absurde Argumentation. Gemeinsam mit fast 200 MitstreiterInnen will er "den Kern der Siedlung erhalten" und nur am Rand bauen lassen - ein Kompromissvorschlag, der jedoch sowohl von den Eigentümern, als auch von der Politik und großen Teilen der Mieterschaft abgelehnt wird.
Letztere ist in der Sache gespalten: Während einige BewohnerInnen der Wulffschen Siedlung befürchten, sich den neu gebauten Wohnraum nicht mehr leisten zu können, wollen andere die Unbillen der maroden Gemäuer nicht mehr auf sich nehmen: Gerade einmal 96 Zentimeter breit ist beispielsweise das Bad von Martina Schenkewitz, für eine erfrischende Dusche müssen sie und ihre Familie zuerst über die Toiletten steigen. Auch deshalb engagiert sie sich mit acht anderen BewohnerInnen im Mieterbeirat für Abriss und Neubau der Siedlung. Für den Ausgang des Bürgerentscheids ist jetzt entscheidend, welche der beiden Gruppen mit diesem doch eher lokalen Thema die Menschen im großen Bezirk Hamburg-Nord erreicht. Einen Sympathievorsprung hat wohl eher die Initiative zum Stopp der Pläne, weil sie sich als "David" gegen große Immobilienbesitzer zur Wehr setzt. Argumentativ kommen Kuckhoff und seine MitstreiterInnen jedoch schnell an ihre Grenzen, denn einerseits wird bezahlbarer Wohnraum in Hamburg derzeit mehr benötigt, als vieles andere, andererseits wird die bestehende Siedlung nicht mehr allzu viele Winter überstehen. Selbst eine Mehrheit für das "Nein" der Initiative dürfte so allenfalls mittelfristig Bedeutung haben.
Ein Kommentar zu diesem Artikel
25.10.2011, 14:07 Uhr Knott: Wulffsche Siedlung
Prima, daß die Initiative auch in Norderstedt gehört wird. Schade, daß die Norderstedter nicht abstimmen dürfen.
Sie hätten erwähnen sollen, daß die Initiative keineswegs für Stillstand ist, sondern
durchaus für Abriss und Neubauten an gewissen Stellen gestimmt hätte bezw. offen war. Seitens der Initiative hätte man durchaus über die Neugestaltung der ganzen linken Seite am Wulffsgrund - gesehen aus Richtung Langenhorner Chaussee - reden können. Der Teil gehört übrigens nach wie vor zu Pisani und Rickertsen, die hätten also allein die Möglichkeit zur Umgestaltung bekommen und damit die eigene Position gegenüber der GWG verbessern können. Diese Chance hat man dort aber nicht erkannt und hetzt jetzt gegen die Initiative.
Die Anzeigen sind im übrigen alle von den Eigentümern, also den Familien Haas-Rickertsen und Pisani bezahlt, der von denen begründete Mieterbeirat darf allenfalls deren Handzettel verteilen und merkt nicht einmal, wie schamlos er hier mißbraucht wird.
K n o t t