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Samstag, 14. Juni 2003, 2:00 Uhr

Kreissparkasse Südholstein entläßt 200 Menschen

Beschäftigte Opfer von Nieten in Nadelstreifen ?

Info Archiv | "Diese Entscheidung ist ein wichtiger Schritt für eine weiterhin starke Position der Kreissparkassen auf dem Bankenmarkt und damit eine langfristige Sicherung der 1.400 Arbeitsplätze für Mitarbeiter und Auszubildende", verkündete Detlef Sternberg, Vorstandsvorsitzender der neuen Kreissparkasse Südholstein, noch im November 2002 anläßlich der Fusionsentscheidung. Während er anfangs noch von seinem Stellvertreter Thomas Bargemann (43), ehemals erster Mann der Sparkasse Segeberg unterstützt wurde, schied dieser kürzlich gegen Zahlung einer vermutlich lukrativen Abfindung aus dem fusionierten Unternehmen aus.
Jetzt herrscht eine andere Sprache. Nach der Arbeit interner wie externer Prüfer sei nun herausgekommen, dass ausgerechnet Bargemann und sein ehemaliger Segeberger Vorstandskollege Klaus Martens (65), ebenfalls kräftig abgefunden, für zahlreiche Missstände in der Segeberger Sparkasse verantwortlich gewesen seien. So habe man in Segeberg Kredite weniger auf Grundlage solider Prüfungen vergeben, sondern vielmehr nach persönlichen Eindrücken und Geschäftsbeziehungen. Allein für das Geschäftsjahr 2002 würden sich nach ersten Ergebnissen Wertberichtigungen in Höhe von mindestens 80 Millionen Euro ergeben.
Diese angeblich versalzene Suppe, die so recht niemand nachprüfen kann, sollen nun in einer Art Rundumschlag wie üblich die Beschäftigten auslöffeln - und das mit sehr großen Löffeln. Mehr als ein Siebtel der bisherigen MitarbeiterInnen werden bereits in den nächsten Wochen ihre Kündigung erhalten, zehn Filialen sollen geschlossen werden. Bargemann und Martens geben sich indes einschlägig wortkarg. Während Bargemann der "Norderstedter Zeitung" wenigstens mitteilte, er sei von den Vorwürfen "geschockt", außerdem habe man seinerzeit "Stillschweigen vereinbart", stand Martens für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung.
Bleibt nur die Frage, ob die Kreissparkasse Südholstein jetzt mit vorgeschobenen Begründungen ohnehin geplante Massenentlassungen rechtfertigen will, oder ob die Vorwürfe tatsächlich Substanz haben. In diesem Fall wären einmal mehr hochbezahlte Nieten in Nadelstreifen für das ganz persönliche Elend hunderter ArbeitnehmerInnen verantwortlich, während sie selber nach vermutlich überhöhten Abfindungsbeträgen im Luxus schwelgen.

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