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Donnerstag, 2. Juli 2009, 2:00 Uhr
Kurznachrichten im Juni II
Meldungen vom 16. bis zum 30. Juni 2009
Info Archiv Norderstedt | Dienstag, 30. Juni, 17 Uhr
"Und am Ende der Straße....
... steht ein Kulturwerk am See...". Frei nach Peter Fox aktuellem Hit hat das Kulturwerk am See - das war der bisherige Arbeitstitel - jetzt offiziell einen Namen: "Kulturwerk am See". War doch gar nicht so schwer. Mehr Wirbel gibt es nach wie vor um die Pläne für den Bau eines Gebäudes für die Musikschule beim Kulturwerk am See. Nachdem der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, Heiner Köncke, Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote "wirre Planspiele" um das Kulturwerk, die Musikschule und die Gastronomie im Stadtpark vorgeworfen hatte, konterte dieser mit der Behauptung, dass "für einige Norderstedter SPD-Politiker ...Politik nur noch aus verbalen Entgleisungen und Verunglimpfungen von Andersdenkenden zu bestehen (scheint)". Grund für den Streit: Der OB will die geplante Gastronomie (Kosten 3 Millionen) zugunsten eines Musikschulanbaus (Kosten 2,35 Millionen) sausen lassen. Nun meldet die SPD in Person des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD, Jürgen Lange, das Urheberrecht an der Ablehnung der teuren Erlebnisgastronomie an. Für die nächste Sitzung des Hauptausschusses darf daher mit einem interessanten Rededuell zwischen den Kontrahenten gerechnet werden. Dann steht nämlich der Erweiterungs- bzw. Neubau der Musikschule am "Kulturwerk am See" auf der Tagesordnung. Derweil äußern sich einige Norderstedter Kulturtreibende in der Norderstedter Zeitung erleichtert über die sich abzeichnende Entwicklung. Ein Musikschulkomplex mit einem Café passt ihnen prima in den Kram. Ist ja auch klar, da die bisherige Lösung, die Kulturträger und die Musikschule in der ehemaligen Sprachheilschule in der Dunantstraße unter zu bringen, weit weniger Charme hat. Wie alles rund um die Landesgartenschau und deren Nachnutzung polarisiert eben auch diese Planung. Montag, 29. Juni, 17 Uhr
Nordport: Investor will mehr
Der "Nordport", das Gewerbegebiet im äußersten Westen Norderstedts, boomt. Zumindest tut es das nach Angaben von Baudezernent Thomas Bosse, Bürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU), Investor Lucrum und Vermarkter team situs, die deshalb auch am Wochenende mit Ideen zur Weiterentwicklung des "Quartiers" an die Öffentlichkeit traten. Nach einem Bericht der Norderstedter Zeitung will Lucrum-Geschäftsführer Michael Eckwolf nicht nur einen dritten "Nordport-Tower" bauen, sondern gleich noch fünf "Nordport-Wings" dazu, soweit jedenfalls seine Visionen. Während schon jeder Turm 7.000 Quadratmeter Gewerbefläche bietet, wären die Flügel noch ein Stückchen größer. Allerdings betont Eckwolf, dass man auf keinen Fall Bauruinen errichten will, also Gewerbebauten nach dem (Hamburger) Motto: "Erst bauen, dann nach der Notwendigkeit fragen". So dürfte der Spaß - wie schon die Türme am äußersten Rand von Nordport und Stadtgebiet - erst Stück für Stück gebaut werden, nachdem man jeweils einen großen Teil der Flächen vermietet hat. Interessant: Um den Nutzwert des Gewerbegebietes zu erhöhen, denken die Planer auch an die Ansiedlung von Gastronomie, Tagungs- und Kongresskapazität, sowie den Bau einer "Plaza" und eines Aussichtspunktes für Landebahn und Airport. Auch eine Kindertagesstätte ist möglich, während das gesamte Gelände durch eine Ringstraße erschlossen werden soll. Die Norderstedter Kommunalpolitik hat auf den jüngsten Vorstoß der Planer noch nicht reagiert. Montag, 29. Juni, 10 Uhr
Behrens neuer CDU-Chef
Die Norderstedter CDU hat den 63jährigen Rentner Uwe Behrens zum ihrem neuen Ortsvorsitzenden gewählt. Immerhin 77 der insgesamt 387 örtlichen ChristdemokratInnen waren der Einladung zur Mitgliederversammlung in die Feuerwache Garstedt gefolgt und bescherten Behrens mit nur zwei "Nein"-Stimmen ein Traumergebnis. Nach den Glückwünschen des Bundestagsabgeordneten Gero Storjohann erlebten sie dann auch einen selbstbewussten Parteivorsitzenden: Für die nächste Kommunalwahl, so Behrens in seiner Antrittsrede, erwarte er (wieder) eine absolute Mehrheit in der Norderstedter Stadtvertretung. Außerdem will der ehemalige Versicherungsprokurist aus dem Stadtteil Glashütte die Verjüngung der Partei schaffen. Wie fast alle politischen Organisationen krankt die CDU am Fehlen der jüngeren Generationen. So beträgt das Durchschnittsalter der CDU Norderstedt mittlerweile 64,8 Jahre, zwei Drittel aller Mitglieder haben mindestens das 60. Lebensjahr erreicht. Für die laufende Amtszeit verspricht Behrens Zurückhaltung: Mit Ausnahme der Themen Schullandschaft und Naturbad/Landesgartenschau werde seine Partei die durch den Übertritt Naime Basariciserrungene Ein-Stimmen-Mehrheit nicht ausnutzen. Ihren gesamten Vorstand wählten die 77 CDU-Mitglieder wie folgt:
- Vorsitzender: Uwe Behrens, 75 Stimmen oder 97,4%
- Stellvertretende Vorsitzende: Ruth Weidler, 68 Stimmen oder 88,3%
- Stellvertretender Vorsitzender: Joachim Schulz, 72 Stimmen oder 93,5%
- Schatzmeister: Klaus Woll, 71 Stimmen oder 92,2%
- Beisitzer: Thorsten Borchers, 69 Stimmen oder 89,6%
- Beisitzer: Arne Krohn, 72 Stimmen oder 93,5%
- Beisitzer: Torsten Rehfeld, 70 Stimmen oder 90,9%
- Beisitzer: Volker Schenppe, 54 Stimmen oder 70,1%
- Beisitzer: Lothar Schickert, 68 Stimmen oder 88,3%
- Beisitzerin: Ursula Wedell, 64 Stimmen oder 83,1%
(Klaus Woll, Uwe Behrens, Ruth Weidler, Joachim Schulz; Foto: CDU Norderstedt) Sonntag, 28. Juni, 13 Uhr
1976: "Eltern und Schüler organisieren sich gegen den Lehrermangel"
Dass Schulpolitik in den 70er Jahren noch deutlich andere Schwerpunkte hatte, als im Zeitalter von Mein-Kind-zuerst-Initiativen und allgemeinem Karriere-Streben, ist hinlänglich bekannt. Überdeutlich wird das aber erst im direkten Vergleich, der wieder einmal durch eine Veröffentlichung des Medienprojektes "Entdinglichung" möglich wird: Das nämlich stellte vor wenigen Tagen ein Flublatt des Sozialistischen Schülerbunds (SSB) am Gymnasium Heidberg (Langenhorn) ins Netz, in dem 1976 Schüler und Eltern gemeinsam fordern, dass zusätzliche Lehrerstellen geschaffen werden. Außerdem mobilisieren die "sozialistischen Schüler" unter Parolen wie "Kampf den Sparmaßnahmen!", "Schluss mit Auslese und Leistungsdruck" oder "Weg mit den Berufsverboten" zu einer Demonstration am 29. Januar (1976). Sonntag, 28. Juni, 12 Uhr
Demo gegen "staatlichen Rassimus"
Das Urteil des Segeberger Amtsgerichts gegen Robert Nwanna bleibt nicht ohne Folgen: Schon für kommenden Freitag hat die Antifa-Gruppe Plan B eine Demonstration gegen staatlichen Rassismus angemeldet, Treffpunkt der TeilnehmerInnen ist um 15.30 Uhr der Segeberger Marktplatz. Nwanna war am Mittwoch zu einem halben Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden, weil er den Wahlstedter Artur Krug im Mai 2005 mit einem Messer schwer am Hals verletzt hat. Dem vorausgegangen war allerdings eine Hetzjagd auf den gebürtigen Nigerianer, an der sich rund 10 angetrunkene Deutsche und Deutsch-RussInnen beteiligten: Dabei wurde er rassistisch beleidigt, getreten und mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Nachdem er sich zunächst in seine Wohnung flüchten konnte, ging er schließlich selbst auf den Haupttäter los und stach ihn nieder, nachdem Krug ihn zuvor noch mit einem Minigolf-Schläger getroffen hatte. Staatsanwalt Thomas Michael Hoffmann und Richter Florian Wüllenkemper sahen dennoch keinen Fall von Notwehr, beklagten sich vielmehr über eine "tendenziöse Berichterstattung" zum Fall. Wüllenkemper gab dem Nigerianer außerdem noch den Tipp, er solle besser Deutsch lernen, das sei der Integration dienlich. Ein Verfahren gegen die Angreifer war hingegen erst nach einer Anzeige durch die Anwältin des Nigerianers eingeleitet- und ergebnislos eingestellt worden. Die damals zuständige Staatsanwältin Silke Füßinger hatte bei den Angreifern keine strafbaren Handlungen erkannt. Samstag, 27. Juni, 18 Uhr
BUND kritisiert Stadtpark Norderstedt GmbH
Der Norderstedter BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) hat erneut scharfe Kritik an den Organisatoren der Landesgartenschau geübt und die Untere Wasserbehörde in Bad Segeberg aufgefordert, die federführende Stadtpark Norderstedt GmbH zurechtzuweisen. Konkret werfen die Umweltschützer der Ausführungsgesellschaft vor, beim Abtragen des ehemaligen Dammes zwischen den inzwischen vereinten Stadtpark-Seen wichtige Auflagen der Behörde missachtet zu haben. So hätten die beauftragten Firmen grundsätzlich von Land aus gebaggert, obwohl ein Saugbagger mit Spühlrohr vorgeschrieben gewesen sei, um das ohnehin strapazierte Öko-System des Sees zu schonen. BUND-Sprecher Herwig Niehusen fordert die Untere Wasserbehörde deshalb auf, "die Stadtpark Norderstedt GmbH (...) auf die Einhaltung der einschlägigen Rechtsvorschriften (...) hinzuweisen". Zudem ist der BUND durch die jüngsten Beschlüsse des Stadtpark-GmbH-Aufsichtsrats alarmiert, nach denen die Gesellschaft nun doch die "große Bad-Lösung" anstrebe. Niehusen weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die bestehenden Genehmigungen zeitlich bis zum 31. März begrenzt waren. Für den Fall neuer Eingriffe in den See mahnt der BUND deshalb einen neuen Planfeststellungsbeschluss unter Beteiligung der Umweltverbände an. Samstag, 27. Juni, 9 Uhr
Spießbürger gegen Alternativ-Kultur
Die "gutbürgerliche" Mobilisierung gegen ein neues Soziales Zentrum im Friedrichsgaber Weg geht weiter. Hatten sich bislang vor allem direkte AnwohnerInnen gegen eine alternative Jugendeinrichtung an der Einmündung der Stettiner Straße ausgesprochen, melden sich jetzt auch vereinzelte SZ-Gegner aus anderen Teilen der Stadt. So ließ gestern Manfred Wilke per Leserbrief in der Norderstedter Zeitung verlauten, er wünschte den Anliegern bei ihren Protesten "viel Erfolg". Außerdem hofft er, "dass auch an jedem zukünftig angepeilten Standort der Bürgerprotest dies (das Zentrum) verhindern möge". Stattdessen hätte ja möglicherweise "die ein- oder andere Grünen-Politikerin in ihrem Garten noch eine Laube für diese Truppe frei". Die Idee des Sozialen Zentrums am Friedrichsgaber Weg geht auf Bürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) zurück, der damit auf die - inzwischen wieder verschobene - linke Mehrheit in der Stadtvertretung einging. Die Gebäude an der Einmündung des Stettiner Weges mussten ohnehin von der Stadt angekauft werden, weil für eine dort vorgesehene Linksabbiege-Spur auf dem Friedrichsgaber Weg Teile der Grundstücke benötigt werden. Neben dem SZ sollten - so die Idee des Bürgermeisters - auch sozialpädagogisch betreute Krisenbetten und eine Einrichtung des Kriminalpräventiven Rates dort Platz finden. Nachdem die AnwohnerInnen sich zunächst scheuten, direkt gegen das Soziale Zentrum zu argumentieren und hilfsweise die Forderung nach einem Kreisel aufstellten, wurden die Töne in den letzten Tagen schärfer. So betonte Mechthild Maack in Hinblick auf das alternative Projekt, es würden "ehrbare Bürger" und "gute Steuerzahler" betroffen, die ihre Ruhe haben wollen - wohlgemerkt an einer Straße mit täglich 20.000 Fahrzeugbewegungen. Brigitte Bosien befürchtete außerdem, dass hier "Steuergelder für Autonome" ausgegeben würden, zudem in einem gutbürgerlichen Wohngebiet mit gepflegten Einzelhäusern und Gärten". Das SZ - so ist zu hören - bemüht sich wegen der reaktionären Proteste bereits um andere Gebäude. Wer will sich schon neben solchen Nachbarn aufhalten. Freitag, 26. Juni, 16 Uhr
Christdemokratinnen gründen Frauen-Union
Die christdemokratischen Frauen in Norderstedt wollen in ihrer Partei künftig stärker mitbestimmen, das kündigte Christina Juckel nach ihrer Wahl zur ersten Vorsitzende der neu gegründeten Frauen Union Norderstedt an. Der Norderstedter Zeitung sagte Juckel: "Wir werden eine starke, moderne politische Kraft sein, die Einfluss nehmen wird, Entscheidungen trifft und Veränderungen herbeiführen will". Unter den Augen der Landesvorsitzenden der Frauen Union Schleswig-Holstein wurden neben Juckel auch Gisela Münster, Jennifer Borgmann, Marion Nötzel, Katja Rathje-Hoffmann, Helga Woll und die jüngst von der SPD-Fraktion gekommene Naime Basarici in den Vorstand der Union gewählt. Freitag, 26. Juni, 15 Uhr
Mexikogrippe im Kreis Segeberg
Eine 26jährige Frau aus dem Kreis Segeberg hat sich mit der sogenannten "Mexikogrippe" angesteckt und wird in einem ungenannten Krankenhaus isoliert. Berichten zufolge ist das Influenzavirus A/H1N1 bei ihr nachgewiesen worden, nachdem sie vor wenigen Tagen aus den USA zurückgekehrt war. Freitag, 26. Juni, 14 Uhr
Bewährungsstrafe für Rassismus-Opfer
Den anwesenden Mitgliedern des alternativen Hotel am Kalkberg stockte der Atem, als der Segeberger Amtsrichter Florian Wüllemkemper am Mittwoch das Urteil gegen den 28jährigen Nigerianer Robert Nwanna verkündete: 6 Monate Haft auf Bewährung erhielt der in Bad Segeberg lebende Nwanna - weil er sich im Mai 2005 in Wahlstedt gegen prügelnde Rassisten zur Wehr gesetzt hatte und dabei den heute 25jährigen Artur Krug schwer am Hals verletzte. Während einige Details der Auseinandersetzung streitig blieben, hielten auch Richter Wüllenkemper und der Kieler Staatsanwalt Thomas Michael Hoffmann den wesentlichen Tatablauf nach vier Prozesstagen und 14 Zeugen für erwiesen: Demnach kam Nwanna am 26. Mai 2005 vom Einkaufen nach Hause, als er kurz vor seiner Wahlstedter Wohnung aus einer Gruppe von zehn angetrunkenen "jungen Leuten" heraus rassistisch beleidigt, angerempelt und getreten wurde. Nachdem ihm Artur K. und dessen Freundin Sandra S. Beleidungen wie "Scheißneger" und "Nigger" entgegen gebrüllt- und Nwanna angegriffen hatten, wehrte sich der damals 24jährige verbal und beschimpfte die Gruppe. Dann holte "Opfer" K. aus und schlug dem Afrikaner mit der Faust ins Gesicht, aus der Gruppe heraus wurde seine im Haus befindliche Familie bedroht. Während streitig bleibt, ob Nwanna auf seinem Weg in das Haus vom rechten Mob verfolgt wurde, scheint klar, dass er wenig später aus dem Küchenfenster sprang und auf die Gruppe zulief. Was dann geschah, stellt der Spiegel in einem längeren Artikel zum Fall so dar: "Unstrittig ist, dass Robert Nwanna (...) plötzlich ein Messer in der Hand hat. Ob er es aus seiner Küche mitgenommen oder, wie er aussagt, einem Angreifer abgenommen hat, ist dagegen unklar. Der Afrikaner steht jedenfalls allein einer Gruppe von zehn Leuten gegenüber. Auch Artur K. (...) hält ein Messer in der Hand, wirft es aber wieder weg. "Das Ding ist viel zu kurz", schimpft er laut Zeugen, lässt sich von einem Kumpel den Golfschläger reichen. Mit dem Sportgerät aus Metall, blauer Griff, blaue Schlagfläche, haut er mit aller Kraft zu, trifft den Nigerianer am Oberkörper. "Er hat ihm so richtig eins übergezogen", bestätigt selbst K.s Freundin Sandra S. Die Reaktion folgt Sekunden später. Das Messer von Robert Nwanna trifft Artur K. an der linken Halsseite, tritt in Schulterhöhe wieder aus. Der 30-Jährige sackt zusammen, wird bleich, droht zu kollabieren. Blutet. Doch er hat Glück: Der Stich verfehlt die Halsschlagader, die zunächst heftige Blutung kommt schnell zum Stillstand. Nach zwei Tagen verlässt K. das Krankenhaus". "Einseitige und tendenziöse Berichterstattung" nennt Staatsanwalt Hoffmann den Artikel später, mag das Plädoyer von Nwannas Anwältin Jennifer Jakobi auf "Notwehr" nicht gelten lassen: Der Angeklagte habe nach dem Angriff schließlich im Haus bleiben können, er habe es aber vorgezogen "vom Bedrängten zum Angreifer zu werden". Schon bei der herbeigerufenen Polizei hatte der Nigerianer mit seiner Darstellung wenig Freunde gefunden, die Beamten führten Nwanna seinerzeit in Handschellen ab, übernahmen die Version der betrunkenen Rassisten, sicherten keinerlei Spuren und verhöhnten das Opfer mit fragwürdigen Protokolleinträgen über dessen Familie. Die zunächst zuständige Staatsanwältin Silke Füßinger komplettierte das geschlossene, rechte Auge der Behörden schließlich: Erst auf eine Anzeige von Anwältin Jakobi hin ermittelt sie überhaupt gegen den rechten Mob, die anschließenden Verfahren gegen sechs Beschuldigte werden aber wenig später eingestellt, weil Füßinger "keine strafbaren Handlungen" erkennen kann. Den Vogel aber, und da sind wir wieder bei der Empörung der alternativen Jugendlichen vom "HAK", schießt am Ende Richter Wüllenkemper ab, als er Robert Nwanna noch ein paar Tipps mit auf den Weg gibt: Er solle doch die deutsche Sprache lernen, weil er sonst schlecht integrierbar sei. Und: Auch wenn es schwer falle, sich "in die Lebenswirklichkeit eines Menschen mit schwarzer Hautfarbe zu versetzen", gebe es in Deutschland doch eigentlich nur sehr wenige Rassisten. Freitag, 26. Juni, 11 Uhr
Grote eröffnet Frederikspark
Das Gros der Siedlung ist noch im Bau oder in Planung, schon eröffnet Norderstedts Bürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) den Spielpark im neuen Wohnquartier Frederikspark. Nach seiner Rede um 13 Uhr werden zunächst 300 "Freiwürste" an hungrige Besucher abgegeben, dann kann der Park bis 18 Uhr kennen gelernt und vor allem "bespielt" werden, die Angebote:
- Spielplatz-Rallye
- Hüpfburg
- Kinderschminken
- Kulinarisches, u.a. türkische Spezialitäten
- sportliche Angebote
- Skater-Rampen
- Boule
Der Frederikspark solla als "neues Zentrum im historischen Ortskern von Friedrichsgabe" Wohnen und Arbeiten verbinden und schließt bisherige Lücken im nördlichen Stadtgebiet. Dass bei einer derart großflächigen Überplanung Spiel- und Erholungsflächen als eine der ersten Maßnahmen fertiggestellt werden, ist dabei nicht Zufall, sondern ein traditionell fortschrittlicher Umgang Norderstedts mit dem "Öffentlichen Raum". Während die große Nachbarin Hamburg aus Angst vor Obdachlosen oder Junkies nach wie vor alles dafür tut, dass öffentliche Plätze entweder privatisiert werden, oder nicht zum Ausruhen und Verweilen nutzbar sind, werden Grünflächen in Norderstedt genau dafür gestaltet. Dass dabei vor allem Spielplätze nicht zu kurz kommen, liegt nicht unwesentlich an Jochen Ahl - der in der Stadtverwaltung jahrelang für die über 100 Spielplätze zuständig war, bevor er vergangenes Jahr in den Ruhestand ging. Donnerstag, 25. Juni, 19 Uhr
Aus eins mach fünf
Der Aufsichtsrat der Norderstedter Mehrzwecksäle GmbH folgte auf seiner letzten Sitzung den Vorschlägen von Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote und "TriBühne"-Chef Rajas Thiele zur Weiternutzung des ehemaligen "Coyote Café". Die Rathaus-Gastronomie musste wegen anhaltender Erfolglosigkeit in die Insolvenz gehen (wir berichteten). Aus dem bisherigen Groß-Betrieb soll ein Angebot aus fünf Betriebselementen entstehen: zwei Bistros, ein Blumen- und Geschenkeladen, eine Bar sowie ein kleines Restaurant. Nach einem Bericht der Norderstedter Zeitung räumte Grote ein, "dass ein einziger großer Gastronomie-Komplex in dieser Lage am Rathaus von den Leuten nicht angenommen wurde". Das Personal für die Bar und das Restaurant soll sich aus dem "TriBühne"-Team um Francis Stechemesser und Koch Rainer Sass rekrutieren. Und: Das ganze soll sich komplett über Einnahmen und Pachterlöse finanzieren, die Stadt wird für Umbau- und Renovierungsarbeiten nix dazu bezahlen. Und wie man hört könnte die Einrichtung des ehemaligen "Coyote Café" aus den Insolvenzverfahren günstig zu bekommen sein. Im Herbst soll alles fertig sein. Donnerstag, 25. Juni, 12 Uhr
GALiN will Stadtticket
Schon lange wird in Norderstedt über die Einführung eines Norderstedt-Tickets diskutiert, mit dem die Bürgerinnen und Bürger die öffentlichen Verkehrsmittel innerhalb der Stadtgrenzen nutzen können. Die Umsetzung scheiterte in früheren Jahren u.a. am HVV, dessen Gebührenstruktur nur ein einheitliches Tarifgebiet vorsah. Inzwischen gibt es im Gesamtbereich des HVV eine Reihe von Städten und Gemeinden, die innerhalb ihres Ortsnetzes eine ÖPNV-Nutzung für 1,20 Euro anbieten, z.B. Bad Bramstedt, Bad Segeberg, Elmshorn oder auch Mölln und Ratzeburg, um nur einige zu nennen. Was in anderen Städten möglich ist, sollte endlich auch in Norderstedt angeboten werden. Die GALiN Fraktion hat zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr am 02.07.09 einen entsprechenden Antrag eingebracht, in dem die Verwaltung gebeten wird, Verhandlungen mit dem HVV zur Einführung des Stadttickets aufzunehmen und die Ergebnisse nach der Sommerpause vorzulegen. "Wir möchten mit diesem Antrag die Attraktivität des Öffentlichen Personennahverkehrs deutlich steigern", erklärt die verkehrspolitische Sprecherin Maren Plaschnick. Mittwoch, 24. Juni, 12 Uhr
"Alles muss man selber machen - Weg mit der NPD"
Unter diesem Motto läuft eine Anti-NPD-Kampagne anlässlich der in diesem Jahr stattfindenden Wahlen. Da einem Partei-Verbot zurzeit wenig Chancen eingeräumt werden, soll die Kampagne das Ziel haben, einen breiten und vielfältigen Protest gegen die Aktivitäten der NPD zu ermöglichen. So fand am vergangenen Samstag eine Aufklärungsaktion mit Infoblättern, die in die Briefkästen in Leezen gesteckt wurden, statt. Informiert wurde über die Aktivitäten des Leezener NPD-Funktionärs Wolfgang Schimmel. Schimmel soll demnach seit vielen Jahren in der neonazistischen Szene aktiv sein. Schimmel wurde kürzlich zum Landesschatzmeister gewählt. Außerdem ist er für die Internetseite der NPD Schleswig-Holstein zuständig. Dienstag, 23. Juni, 12 Uhr
Kurzarbeit in Norderstedter Betrieben
Nach einer Umfrage des Unternehmensverbandes Unterelbe-Westküste lässt jeder dritte Betrieb in Norderstedt kurzarbeiten. An der Umfrage beteiligten sich nach einem Bericht des Norderstedter Wochenblatts 30 Betriebe mit insgesamt 4000 Beschäftigten. Die aktuelle Kapazitätsauslastung liegt demnach bei 67,4 Prozent, gegenüber einer Auslastung von 84,6 Prozent im vergangenen Dezember und von 98,5 Prozent vor einem Jahr. Da bisher Kurzarbeitergeld gezahlt wird, ist es noch nicht zu einer größeren Entlassungswelle gekommen. Seitens der Unternehmen wird davon ausgegangen, dass der wirtschaftliche Tiefpunkt noch nicht erreicht sei. Die kurzfristige Hoffnung liegt nun bei der Umsetzung der beschlossenen Konjunkturprogramme. Dienstag, 23. Juni, 11:30 Uhr
Proteste verhindern Soziales Zentrum
Während das Infoarchiv bereits am 19. Juni über die Proteste einiger "ehrbarer Bürger" gegen die geplante Ansiedlung des Sozialen Zentrums an der Kreuzung Friedrichsgaber Weg/Stettiner Straße berichtete, greift die Norderstedter Zeitung das Thema in ihrer heutigen Ausgabe auf. Demnach lassen sich die Anwohner anwaltlich von juristischen Schwergewichten wie dem Fraktionsvorsitzenden der FDP-Landtagsfraktion Wolfgang Kubicki und dem ehemaligen CDU-Landtagsabgeordneten Trutz Graf von Kerssenbrock vertreten. Zwar waren die Anwälte mit dem Versuch gescheitert, eine einstweilige Verfügung gegen den geplanten Bau einer Ampelanlage an der Kreuzung zu erwirken, aber die Norderstedter Verwaltung geht insgesamt von einem sehr langen Verfahren aus. Das verkehrstechnische Fragen nur vorgeschoben sind, ändert nichts an dieser Tatsache. Wie in unserer Meldung vom 19. Juni erwähnt, legen Anwohner in Leserbriefen die wahren Gründe offen. In einem weiteren Leserbrief lässt Anwohnerin Brigitte Bosien verlauten: "Wir sind hier ein gutbürgerliches Wohngebiet, mit gepflegten Einzelhäusern und Gärten, und nur deswegen vor vielen Jahren hergezogen". Außerdem geht Frau Bosien davon aus, dass erhebliche Steuergelder ausgegeben werden, um "Autonomen (keine Steuerzahler) Unterschlupf zu gewähren". Das Soziale Zentrum ist logischerweise enttäuscht und hofft nun auf eine neue Möglichkeit, eine feste und dauerhafte Bleibe in Norderstedt zu finden. Montag, 22. Juni, 14 Uhr
Glasmoor schließt bis 2012
Die Hamburger Justizvollzugsanstalt Glasmoor im Norderstedter Stadtteil Glashütte schließt bis 2012, so steht es zumindest im Hamburger Koalitionsvertrag zwischen CDU und GAL. Das derzeit noch mit 185 Haftplätzen und 69 Beschäftigten (vor allem Schließer) ausgestattete Gefängnis wurde 1922 erbaut und müsste im Falle eines Weiterbetriebes für mehr als zwei Millionen Euro saniert werden, so Thorsten Fürter, Sprecher der Hamburger Hamburger Justizbehörde. Während die Schließung bereits seit Juni 2008 feststeht, ist die Norderstedter Stadtverwaltung bis heute nicht offiziell darüber informiert worden. Für Norderstedts Baudezernent Thomas Bosse sind die Möglichkeiten der Stadt Norderstedt aber auch begrenzt: Einerseits gehört das Gelände noch der Stadt Hamburg, andererseits wäre damit im Falle eines Ankaufs herzlich wenig anzufangen - es liegt am Rande des Naturschutzgebiets Glasmoor. Bereits Ende 2003 hatte die der JVA in Containerbauweise angeschlossene Abschiebehaftanstalt ihre Tore geschlossen und die Gefangenen in das Gefängnis Fuhlsbüttel überstellt. Montag, 22. Juni, 13 Uhr
Planung bizarr: Doch keine Erelebnis-Gastronomie
Gerade mal einen Monat ist es her, dass die Stadtpark Norderstedt GmbH als Durchführungsgesellschaft der Landesgartenschau eine große Gastronomie-Lösung für das Schau-Gelände präsentierte: Den Neubau eines Groß-Restaurants und Veranstaltungshauses für bis zu 550 Gäste, in dem bis zu zwei Hochzeiten samt Regelbetrieb parallel hätten stattfinden können (wir berichteten am 19. Mai). Auch einen möglichen Investor hatten die Gartenschau-Planer schon parat: Christian Steinbach, unter anderem Betreiber des "Alten Reporters" am Glashütter Damm, bekundete lautstark Interesse. Allein zahlen sollte den Spaß die Stadt, zumindest die rund 3 Millionen Euro Baukosten. Steinbach selbst hätte anschließend noch einmal rund 1,8 Millionen für die aufwendige Innenarchitektur ausgegeben. "Kriegen wir hin", war damals - also vor rund vier Wochen - der Tenor des Bürgermeisters, und Stadtpark-GmbH-Geschäftsführer Jens Seedorff tourte umgehend durch die Fraktionen der Stadtvertretung, um für Unterstützung des Projektes zu werben. Seit Samstag ist all dies nun wieder Makulatur: Weil den Bürgermeister laut einem Bericht der Norderstedter Zeitung plötzlich "rechtliche Zweifel" daran gekommen seien, ob es "Aufgabe einer Stadt" sei, "für drei Millionen Euro einem Investor einem Restaurant zu bauen", schlägt Grote jetzt vor, die städtische Musikschule entgegen bisheriger Beschlusslage als Glas-Anbau am "Kulturwerk am See" unterzubringen und in diesem Kubus auch einen - wesentlich kleineren - Gastronomie-Betrieb unterzubringen. Diese nun völlig neue Idee breitete Grote nicht etwa den Parteien aus, sondern ließ sie zunächst einmal durch die zunehmend LGS-freundliche "Norderstedter Zeitung" in die Debatte werfen. Während CDU und vor allem die FDP dieser Gastro-Version zustimmen dürften, meldeten SPD-Fraktionschef Johannes Paustenbach und GALiN-Spitze Anette Reinders bereits arge Bedenken an. Reinders: "Der aus meiner Sicht potthässliches Musikschulneubau passt nicht zum Potenbergwerk". Sonntag, 21. Juni, 18 Uhr
Mehr Räder auf der Straße
An der heutigen Fahrradsternfahrt für mehr Rad- und weniger Autoverkehr haben sich annähernd doppelt so viele Menschen beteiligt, als in den vergangenen Jahren. Schon in Norderstedt fuhren auf der von Norden kommenden Route rund 250 RadlerInnen, ab Langenhorn-Markt waren etwa 500 Räder auf der Straße. Stadtweit beteiligten sich mehr als 18.000 Menschen an der Sternfahrt. Weniger erfreulich die Ignoranz vieler Autofahrer: Zumindest in Norderstedt war am heutigen "Autofreien Sonntag" nicht zu erkennen, dass Autos stehen gelassen wurden. Andererseits verzeichnete der Hamburger Verkehrs Verbund (HVV) heute bis zu 50% mehr Fahrgäste, die anlässlich des "autofreien" Tages Bahnen, Busse und Schiffe umsonst nutzen konnten. Sonntag, 21. Juni, 9 Uhr
Haushalte unter Druck
Schon vor einigen Wochen läuteten in Norderstedt leise die Alarmglocken: Bürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) gab eine erste "Gewinnwarnung" voraus und reduzierte die Höhe der erwarteten Gewerbesteuern im Jahr 2009 von einst 57- auf nur noch 47 Millionen Euro. Wurde diese Nachricht angesichts des momentanen Reichtums der Stadt noch verhältnismäßig gefasst aufgenommen, sorgt jetzt eine erneute Senkung der Steuerschätzung für Unruhe: Nur noch 36 Millionen Euro erwartet der Bürgermeister nach Befragung der Gewerbebetriebe der Stadt jetzt für das laufende Jahr, wobei die Summe durch Rückzahlungen für das Jahr 2008 ein wenig dramatisiert wird. Auf jeden Fall ist die von skrupellosen Bänkern ausgelöste Weltwirtschaftskrise auch in Norderstedt angekommen und damit in einer der reichsten Städte Norddeutschlands. Können hier die Verluste 2009 noch durch hohe Rücklagen ausgeglichen werden, ist die Stadt spätestens 2010 wieder auf steigende Gewerbesteuereinnahmen angewiesen, sollen nicht Einschnitte in die freiwilligen Leistungen der Kommune oder eine neue Schuldenaufnahme erfolgen. Auch die "Großgemeinde" Henstedt-Ulzburg im laufenden Jahr auf 1,6 Millionen Gewerbesteuern verzichten: "Nur" 7,4 Millionen fließen nach aktueller Schätzung noch in den Kommunalhaushalt. Noch schlechter sieht es derweil in der Kreisstadt aus, wo die Kommunalpolitik nach massiven Sparmaßnahmen gerade neue Haushaltslöcher von mehr als einer Million Euro zur Kenntnis nehmen mussten (wir berichteten am 30. Mai), davon alleine Steuerausfälle in Höhe von 650.000 Euro. Sonntag, 21. Juni, 7 Uhr
Großverein mit Problemen
Dem jüngst aus allen Ulzburger Breitensport-Vereinen zusammenfusionierte Großverein SV Henstedt-Ulzburg bleibt der wichtige Eintrag ins Vereinsregister wegen formeller Mängel nach wie vor verwehrt. Nachdem das Amtsgericht Kiel am 17. Juni die Anerkennung erneut ablehnte, wollen die Ursprungsvereine MTV Henstedt, FC Union Ulzburg und SV Henstedt-Rhen nun einen neuen - korrekten - Beschluss der Mitglieder herbeiführen. Dass lange nicht alle mit einem, so der Vorwurf, "seelenlosen Großverein" einverstanden sind, zeigt unter anderem die Parole auf der Homepage einer Fanorganisation der Oberliga-Fußballer: "Das wird mir zu bunt: Niemals SVHU!". Damit wird unter anderem auf das quietschbunte Logo des Vereins angespielt, das mehr dem Symbol eines Squash-Centers ähnelt, als einem Vereinswappen. Samstag, 20. Juni, 16 Uhr
"Mein Kind First": Wenn Eltern Schulpolitik ausbremsen
Mit einem seltsamen Phänomen setzte sich vergangene Woche Spiegel-Redakteur Christian Füller auseinander: Eltern von Schulkindern - so recherchierte Füller für seinen Artikel "Mein Kind first - wie Eltern gute Schulen verhindern" - sind immer dabei, wenn es etwas an den bestehenden Schulen zu meckern gibt - allerdings auch, wenn man über mögliche Änderungen flucht. "Kaum jemand bremst, wie sie", resumiert Füller, auch weil derzeit Eltern gleich in mehreren Bundesländern einen "hysterischen Kampf für den Schulseperatismus" führten. So befasst sich der Journalist unter anderem mit den sogenannten "Gucci-Protesten" in Hamburg, wo eine lautstarke aber wohlbetuchte Minderheit für die Beibehaltung der alten (gescheiterten) Schulform kämpft. Füller: "Zu den Zielen der Initiative gehört es, die sechsjährige Grundschule unbedingt zu verhindern, vulgo: das frühe Aussortieren von Migranten und Hartz-IV-Kindern nach der vierten Klasse beizubehalten". Gemeint sein könnte aber auch der Protest einiger Realschul-Eltern in Norderstedt, die zuletzt bemüht waren, die Einrichtung von Gemeinschaftsschulen nach Möglichkeit zu minimieren. Hauptproblem ist seiner Ansicht nach, dass die Eltern einerseits immer nur ihr eigenes Kind im Blick haben und andererseits Lehrformen befürworten, die rund 150 Jahre alt sind: "Sie wollen Schulreformen jetzt und sofort - aber bitte nur die, die ihrem Kind nützen. Sie kämpfen für Noten, aber wehe, wenn es der eigene Filius ist, der schlecht abschneidet. Sie sind für eine gerechte Gesellschaft. Aber nur, wenn nicht zu viele Migrantenkinder in die Klasse des eigenen Kindes drängen. Sie beschimpfen Lehrer als faule Säcke, aber sie werfen selten einen Blick in die Hefte ihrer Kinder". Samstag, 20. Juni, 11 Uhr
WHU scheitert: Gemeindevertretung sagt "Ja" zum Farb-Ballern
Gegen die Stimmen der größten Fraktion in der Gemeindevertretung und dreier Sozialdemokraten haben CDU, SPD und FDP in Henstedt-Ulzburg beschlossen, dass die vorhandene Paintball-Anlage der Neon Paintball GmbH eine Pachtverlängerung erhält und zudem ausgebaut werden darf. Damit ist es dem umstrittenen Anbieter jetzt gestattet, neben seinen beiden vorhandenen Hallen ein Outdoor-Feld zu errichten. Zuvor hatte die Wählergemeinschaft Henstedt-Ulzburg mehrfach gefordert, den Pachtvertrag mit Neon Paintball nicht zu verlängern. Paintball sei ein gewaltverherrlichendes, kriegsähnliches Szenario, für das man keinerlei öffentliche Unterstützung gewähren sollte. Während die WHU ("Man zielt nicht auf Menschen!") von zahlreichen Bürgern unterstützt wurde, stellten sich die CDU, Teile der SPD und insbesondere die Ulzburger FDP auf die Seite der Ballermänner, Tenor: Wir verbieten ja auch nicht Völkerball, nur weil die Spieler dort abgeworfen werden. Paintball ist in der Regel ein "Mannschafts-Event", bei dem es Ziel ist, die "gegnerische Fahne" auf der gegenüberliegendne Seite des "Spielfeldes" zu erobern. Für diesen Zweck ist es hilfreich, möglichst viele der gegnerischen Spieler auszuschalten, indem man sie mit Farbpatronen "markiert", die aus Druckluftwaffen abgefeuert werden. Die Waffen haben meist auch eine Art "Maschinengewehr-Effekt", so dass zahllose Schüsse in schneller Folge abgefeuert werden können. Während viele Betreiber betonen, es gehe bei dem "Freizeitsport" weder um Gewalt, noch um Kriegsverherrlichung, sieht die Realität etwas anders aus. Während schon die Deutschen Meisterschaften wenig Fragen offen lassen, spielen andere lieber gleich richtig Krieg. Na denn: Feuer frei! Freitag, 19. Juni, 18 Uhr
Kromi Logistik wird Global Player
Der Langenhorner Werkzeughändler Kromi Logistik wird zum "Global Player", das jedenfalls geht aus einem Artikel des Hamburger Abendblatts hervor. Demnach hat die israelische IMC Group aus dem Portfolio des 37 Milliarden Dollar schweren US-Investors Warren Buffet kürzlich rund 9 Prozent der Kromi-Aktien gekauft und damit unter anderem für ein Kursfeuerwerk des seit 1997 im Langenhorner Tarpenring ansässigen Unternehmens gesorgt. Kromi-Vorstand Uwe Pfeiffer gegenüber dem Abendblatt: "Es freut uns, dass wir nun ein kleiner Teil dieser Firmengruppe sein dürfen". Kromi handelt mit Spzialwerkzeugen für die verarbeitende Industrie und erzielte 2008 mit 92 Beschäftigten (40 in Hamburg) einen Umsatz in Höhe von 40 Millionen Euro, sowie 3,5 Millionen Euro Gewinn vor Steuern. Freitag, 19. Juni, 17 Uhr
Die "ehrbaren Bürger" vom Friedrichsgaber Weg
Allerlei Argumente sind in den letzten Wochen von den AnwohnerInnen des Friedrichsgaber Weges in Garstedt dafür vorgebracht worden, dass die geplante Ansiedlung des Sozialen Zentrums dort nicht erfolgen sollte. Dabei bemühten sich die Hausbesitzer zunächst darum, nicht offen und direkt gegen das alternative Projekt zu sprechen, sondern mit einem ursprünglich versprochenen Kreisel an der Einmündung der Stettiner Straße, der mittlerweile einer schnöden Linksabbiegespur gewichen ist. Außerdem sei durch das linke Projekt mit "zusätzlichem Verkehr" zu rechnen - bei täglich 20.000 Fahrzeugen auf dem Friedrichsgaber Weg ein freilich vor allem unterhaltsames Argument. Deutlicher - und damit wohl auch ein Stück ehrlicher - wurde jetzt Anwohnerin Mechtild Maack in einem Leserbrief an die Norderstedter Zeitung. Ihr Plädoyer: Der Bürgermeister möge das Soziale Zentrum doch bei sich zu Hause ansiedeln. Am Friedrichsgaber Weg jedenfalls würden lauter "ehrbare Bürger" und "gute Steuerzahler" leben, die "in Ruhe hier wohnen" wollen. Stattdessen hätten sie aber "Straßenlärm", "Flugzeuglärm" und - gemeint ist wohl das Soziale Zentrum - "Dreck". Freitag, 19. Juni, 16 Uhr
"Abendblatt 3.0": Entlassungen und Arroganz pur
Nach einem Bericht der konkurrierenden Hamburger Morgenpost räumt Claus Strunz, neuer Chefredakteur des Hamburger Abendblattes, in seiner Redaktion derzeit kräftig auf. Unter dem Arbeitstitel Abendblatt 3.0 soll Strunz insgesamt 32 Kündigungen ausgesprochen haben, weil er als "Trainer" schließlich für die Entscheidung zuständig sei, wer für seine "Mannschaft" geeignet ist - und wer nicht. Offenbar um eine "deutliche Sprache" bemüht, soll der ehemalige BILD AM SONNTAG-Chef die Betroffenen mit Aussprache der Kündigung sofort beurlaubt- und von der Arbeit freigestellt haben - ohne jede Vorwarnung. "Unmenschlichen Zynismus" nennt das laut MoPo der Betriebsrat des Springer-Blattes. Bleibt abzuwarten, wie lange das "Publikum" einen "Trainer" duldet, der für sein "Team" nichts als Verachtung übrig hat. Die Norderstedter Zeitung soll nach bisherigen Berichten nicht von der Entlassungswelle betroffen sein. Freitag, 19. Juni, 9 Uhr
GALiN ruft zu Fahrraddemo auf
Die Fraktion der Grün Alternativen Liste in Norderstedt (GALiN) ruft die NorderstedterInnen auf, sich an der groß angelegten Fahrradsternfahrt zu beteiligen, zu der unter anderem der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) und verschiedene Umweltverbände aufrufen. Unter dem Motto Mehr Fahrräder - weniger Autos - Fit fürs Klimwerden nach Angaben der Organisatoren an diesem Tag mehr als 10.000 RadlerInnen auf verschiedenen Routen in die Hamburger Innenstadt fahren, um für eine sozialverträgliche-, sowie gesundheits- und umweltbewusste Verkehrspolitik zu demonstrieren. Die GALiN unterstützt die Aktion ausdrücklich und fordert aus diesem Anlass für Norderstedt
- mehr und bessere Radwege
- eine Ausschilderung der Radwege mit Ziel- und Entfernungsangaben
- sichere Fahrradabstellanlagen an den ÖPNV-Haltepunkten
- und insbesondere Fahrradparkhäuser an den zentralen U-Bahnstationen Garstedt und Norderstedt-Mitte
In Norderstedt kann man sich der Sternfahrt am Sonntag entweder um 11.15 Uhr am Bahnhof Norderstedt-Mitte oder um 11.30 Uhr am Bahnhof Ochsenzoll anschließen. Donnerstag, 18. Juni, 16 Uhr
Bildungsstreik 2009 fand woanders statt
Das Bündnis "Bildungsstreik 2009" hatte für diese Woche zu Protesten und Demonstrationen aufgerufen. Während sich gestern bundesweit über 240 000 Studenten und Schüler an den Aktionen beteiligten, waren es im Norden nach einer Meldung des NDR, von Niedersachsen bis Schleswig-Holstein, nahezu 35 000 Teilnehmer. Im Kreis Segeberg kam es zumindest in Bad Segeberg zu einem Sitzstreik von rund 100 Schülern des städtischen Gymnasiums. Auf Transparenten machten sie auf ihre Forderung nach einer besseren finanziellen Ausstattung der Schulen und der Abschaffung des sog. Turbo-Abis (nach 8 Jahren) aufmerksam. Aus anderen Teilen des Kreises liegen derzeit keine Informationen vor. In Norderstedt fanden in einigen Gymnasien zeitgleich die mündlichen Abschlussprüfungen statt. Nach bisher unbestätigten Informationen, soll die Schulleitung eines Norderstedter Gymnasium demonstrationswilligen Schülern offizielle Verweise für den Fall der Teilnahme an den Aktionen angedroht haben. Sobald darüber nähere Informationen vorliegen, werden wir darüber berichten. Mittwoch, 17. Juni, 13 Uhr
Die Macht der Bilder
Wir berichteten bereits am 12. Mai in unseren Kurzmeldungen, dass Google für seinen Internet-Dienst "Streetview" auch in Norderstedt Aufnahmen von Straßen, Häusern und öffentlichen Gebäuden anfertigen will. Die Norderstedter Zeitung greift dieses Thema in ihrer heutigen Ausgabe erneut auf. Nach Aussage des Norderstedter Datenschutzbeauftragten Rainhard Zug, gibt es in der Zwischenzeit die Zusage von Google, Autokennzeichen und Gesichter von Passanten unkenntlich zu machen, bevor sie ins Netz gestellt werden. Allerdings bezieht sich das nicht auf die Rohdaten. Bereits gefilmtes Material sei zu Google in die USA geschickt worden, wo eine datenschutzrechtliche Kontrolle nicht möglich sei. Da die Aufnahmen rechtlich nicht verhindert werden können, bleibt es jedem selbst überlassen, gegen die Veröffentlichung der Bilder Widerspruch einzulegen. Welche Blüten der Zugriff auf Bilddaten von Straßen und deren Bebauung treiben kann, lässt sich einem Bericht der Lübecker Nachrichten entnehmen. Nach Auswertung von Satellitenaufnahmen ermitteln Katasterämter z.B. Bauwerke, die als Liegenschaft nirgendwo registriert sind. So wurde beim Abgleich von Satellitenaufnahmen und existierenden Karten festgestellt, dass neben einem Haus in Bad Segeberg ein Carport steht, dass nicht offiziell vermessen und registriert wurde. Rumms, kommt nach 32 Jahren eine Rechnung von über 300 Euro ins Haus geflattert. In Zeiten knapper Kassen könnte so eine Welle von Gebührenbescheiden für Carports, Gartenhäuschen oder nicht beantragte Anbauten übers Land rollen... Mitwoh, 17. Juni, 12:30 Uhr
Mensazuschuss für alle Schüler?
Durch die (schrittweise) Einführung von Ganztagsschulen und die Verlagerung von Unterrichtszeiten in den Nachmittag hinein, werden an immer mehr Schulen Mensen eingerichtet. Die Preise für ein Mittagessen schwanken in der Regel zwischen 2,50 Euro und 3,50 Euro. Um auch Kindern und Jugendlichen aus Einkommensschwachen Familien die Teilnahme an der Mittagsverpflegung zu ermöglichen bzw. zu erleichtern, zahlen einige Städte und Gemeinden Zuschüsse für diesen Personenkreis. Eine Stichprobe über die Inanspruchnahme der vergünstigten Mittagsverpflegung an Schulen im Norden des Kreises Segeberg ergab nach einem Bericht der Segeberger Zeitung, dass viele berechtigte SchülerInnen das Angebot dennoch nicht annehmen. In Boostedt, Bornhöved und Trappenkamp zahlt der Kreis einen Zuschuss von einem Euro pro Mahlzeit. Nach Prüfung der Einkommensverhältnisse erhalten alle SchülerInnen die gleichen Essenmarken, niemand muss sich also als "bedürftig" outen. Warum das Angebot nicht so stark wie erhofft angenommen wird, bleibt im Unklaren. Pamela Krassau, Sozialpädagogin an der Boostedter Grund- und Gemeinschaftsschule sieht dennoch einen Bedarf an einem günstigen Mittagessen, denn "wenn die allgemeine Essenszeit vorbei ist, kommen einige Schüler und fragen, ob sie das Essen, das nicht verkauft wurde, umsonst bekommen". Jedenfalls sprechen sich alle Befragten dafür aus, dass es besser wäre, das Essen für alle SchülerInnen zu bezuschussen, egal ob eine Bedürftigkeit festgestellt wird oder nicht. Und es muss auch hinterfragt werden, ob jede Familie oder alle Alleinerziehenden in der Lage sind, durchschnittlich 25 bis 30 Euro pro Monat für das Mittagessen eines Kindes zu erübrigen. Dienstag, 16. Juni, 11:30 Uhr
Darf´s ein bisschen mehr sein?
Die CDU nutz ihr neu gewonnenes politisches Stimmengewicht jetzt für bereits zu den Akten gelegten Pläne zur Erweiterung des geplante Naturbad am Stadtparksee. Hatte man sich zwischenzeitlich auf eine kleinere Variante geeinigt, will die CDU nun wieder eine große Lösung. Bereits im Mai 2007 hatte der BUND im Anhörverfahren zum Planfeststellungsverfahren Bedenken gegen ein großes Naturbad angemeldet. Teile der dort befürchteten negativen Auswirkungen sind bereits Tatsache. Der trennende Damm zwischen den beiden bisherigen Seen ist weg - und damit ein bedeutendes Jagdrevier für streng geschützte Fledermausarten und ein wesentlicher Schwerpunktbereich der Brutvögel. Weitere - schon damals erhobene - Bedenken werden jetzt vom BUND wieder angeführt: Mit der Teil-Zuschüttung des kleinen Sees würde einer der bedeutendsten dort kartierten Reproduktionsbereichs von Amphibien vernichtet, "nur um eine groß dimensionierte Liegewiese zu schaffen". In die gleiche Kerbe haut die Grüne Alternative Liste in Norderstedt (GALiN) nach einem Bericht der Norderstedter Zeitung: "Wir haben uns schon immer gegen eine große Badeanstalt ausgesprochen". War die Stadtpark Norderstedt GmbH als ausführende Gesellschaft bei den Planungen für das Naturbad zwischenzeitlich von einer Besucherzahl von 12 000 pro Jahr ausgegangen, will die CDU nun wieder eine Größenordnung von 60 000 Besuchern pro Jahr erreichen. Damit will man das "wilde" baden unnötig machen. Allerdings: Sollte der Antrag der CDU für die große Variante im Aufsichtsrat der Stadtpark Norderstedt GmbH eine Mehrheit finden, müssten die Planer und Ausführer sehr genau auf die Einhaltung der im Planfeststellungsbeschluss festgelegten Grenzen achten. Das Naturbad darf nicht zu dicht an die Altlasten der ehemaligen wilden Müllkippe heran gebaut werden. Ansonsten müsste ein Planänderungsverfahren mit einem entsprechendem "Unbedenklichkeits-Gutachten" erstellt werden. Dauer dieses Verfahrens: mindestens ein Jahr. Hier gehts zu den Meldungen vom 1. bis zum 15. Juni 2009. Soziales Zentrum, Kreisel oder nichts von alledem? Renitente AnwohnerInnen haben offenbar verhindert, dass das Soziale Zentrum hier ein neues Gebäude erhält. Sie fürchteten offiziell mehr Verkehr und Lärm durch die Alternativen - an einer Straße mit täglich 20.000 Verkehrsbewegungen.