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Freitag, 23. Mai 2008, 2:00 Uhr

Mehr Lehrer statt neue Bildungskonzepte!

FDP will Schuldenabbau, verbesserte Verkehrswege und die geplanten Großprojekte

"6 Richtige" für Norderstedt: Hans-Joachim Zibell, Tobias Claßen, Marlis Krogmann, Klaus-Peter Schroeder, Gabriele Heyer, Doris Mir-Ghaffari (Foto: FDP Norderstedt)

"6 Richtige" für Norderstedt: Hans-Joachim Zibell, Tobias Claßen, Marlis Krogmann, Klaus-Peter Schroeder, Gabriele Heyer, Doris Mir-Ghaffari (Foto: FDP Norderstedt)

Info Archiv Norderstedt | Sonntag ist Kommunalwahl! Der Norderstedter FDP fühlten wir vor allem in Sachen Bildung auf den Zahn: Warum wollen die Liberalen mit aller Kraft die Volkshochschule zur Kostendeckung verpflichten und privatem Wettbewerb aussetzen? Warum hält die FDP am dreigliedrigen Schulsystem fest, das so dringend reformbedürftig ist? Marlis Krogmann beantwortete die Fragen des Info Archivs zur Kommunalwahl.

Die FDP Norderstedt hat 6 KandidatInnen für die Kommunalwahl in Norderstedt aufgestellt. Hier gibt es das Wahlprogramm der Liberalen.  

Info Archiv: Frau Krogmann, Sie selbst, aber auch Hans-Joachim Zibell haben zuletzt deutlich gemacht, dass sie den Umbau der Volkshochschule vorantreiben wollen: Die in einigen Bereichen preisgekrönte Bildungseinrichtung soll künftig "kostendeckend" arbeiten, mit "Halli-Galli-Kursen" müsse Schluss sein. Sie sagten sogar einmal, sie könnten nicht verstehen, dass hier das private Lerninteresse der Bürger staatlich finanziert werde. Der PISA-Test und zahlreiche große Untersuchungen zur Bildungsproblematik haben in den letzten Jahren jedoch übereinstimmend ergeben, dass die Bildungsprobleme in Deutschland vor allem in dem fehlenden Breitenangebot der Bildungsträger liegt, also gerade darin, dass immer mehr "stromlinienförmig" nutzbare und gleichförmige Bildung angeboten wird, jedoch kreative, unkonventionelle und alternative Informationen im Angebot fehlen. Außerdem wird demnach zu viel Energie in wenige elitäre Bildungswege gesteckt, während die breite Masse der Bevölkerung keine oder zu wenige Bildungsangebote hat. Will die FDP also Bildung verhindern? Was hat die FDP gegen Menschen, die sich freiwillig und in ihrer Freizeit weiterbilden ... und sei es in "Halli-Galli-Kursen"?  

Marlis Krogmann: Selbstverständlich habe ich gesagt, dass das private Lerninteresse der Bürger staatlich finanziert wird und das ist auch richtig so; nur wir müssen uns doch darüber im Klaren sein, es ist nicht Aufgabe des Staates, Spaß und Zeitvertreib zu finanzieren. Tatsache ist, die Volkshochschule hat einen Bildungsauftrag und der muss für alle Bürgerschichten ausgeführt werden und wird von der FDP voll unterstützt. Was wir aber nicht finanziell unterstützen können und wollen, sind Kurse, die dem Spaß und der Unterhaltung dienen. Mit einigen Kursen macht die Volkshochschule auch Norderstedter Unternehmen Konkurrenz. Gegen staatlich subventionierte Preise - finanziert aus schwer verdienten Lohnsteuern - kommen diese Firmen natürlich nicht an, müssen aufgeben, und Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen gehen verloren. Aus der Gewerbesteuer, ihrer Haupteinnahmequelle, finanziert die Stadt aber die sozialen Aufgaben - auch diejenigen VHS-Kurse, die die Norderstedter zur beruflichen Entwicklung brauchen. Sportbootführerscheine, Handarbeitskurse, Kosmetikkurse, Kochkurse (nicht das Wissen über die richtige Ernährung) gehören nicht zum Bildungsauftrag und wenn die VHS diese Kurse anbieten möchte, dann sollen d i e s e Kurse kostendeckend sein, um Bildungskurse mitzufinanzieren. Die hervorragende Arbeit und auch deren öffentliche Anerkennung wird von der FDP sehr geschätzt und auch unterstützt.  

Info Archiv: Die Norderstedter FDP hat sich bis zuletzt gegen das neue Schleswig-Holsteinische Schulgesetz gestellt und wollte am dreigliedrigen System festhalten. Dabei geht die Wissenschaft mittlerweile davon aus, dass vor allem die frühe Trennung der SchülerInnen in vermeintliche Eliten und einen weiter unterteilten "Rest" Gift für den Bildungsstand der Bevölkerung ist. Führt die FDP hier einen neoliberalen Grabenkampf, oder gibt es tiefere Erkenntnisse, von denen Ihre Position geleitet wird?

Marlis Krogmann: Sicherlich müssen Schulsysteme von Zeit zu Zeit überdacht und angepasst werden. Ich persönlich bin vom dreigliedrigen Schulsystem überzeugt. Eine individuelle Förderung aber auch Forderung an die Leistung der Kinder kann nicht früh genug beginnen. Lerndefizite müssen schnellstens erkannt und wenn irgend möglich behoben werden. Aber es ist um Deutschland schlecht bestellt, wenn T a l e n t e nicht erkannt und gefördert werden und das ist leider in Deutschland z. Zt. der Fall. Es gibt keine Chancengleichheit! Die FDP setzt sich aber vehement für eine Chancen g e r e c h t i g k e i t ein. Wir werden uns auch einem beschlossenen Gesetz nicht widersetzen. Aber welches Bildungsmodell auch immer "eingesetzt" wird. Es nützt nichts und bringt nichts, wenn es nicht genügend motivierte Lehrer gibt und davon ist die große Koalition in Kiel genau so weit entfernt wie es Rot/Grün war. Es werden zur Zeit Millionen in den Schulausbau und die Umstrukturierung von Schulgebäuden von Haupt- und Realschulen in Regional- und Gemeinschaftsschulen gesteckt, aber nicht in Lehrer. Wieder einmal wird in Objekte investiert und nicht in Menschen! (Übrigens über diverse Schulsysteme gibt es verschiedene Studien - genauso wie über die Förderung von Hochbegabten, nachzulesen im Internet der FDP, Rede von Uwe Matthes in der Stadtvertretung am 07.05.2008).

Info Archiv: Am vergangenen Samstag präsentierten Sie im Herold-Center ein Wahlkampf-Plakat mit der Aufschrift "CDU minus BABA (Bundesautobahnanschluss) gleich FDP". Heißt das, die FDP will sich in der kommenden Amtsperiode vor allem auf eine Rolle als Mehrheitsbeschaffer der CDU beschränken? Wie stark ist das "Nein" der Liberalen zu dem Autobahnanschluss: Übersteht es auch eine Zusammenarbeit mit der CDU, wenn die Christdemokraten sich an anderen Punkten auf Sie zu bewegen?

Marlis Krogmann: Die FDP hat immer ihre eigenen Ansichten und Überzeugungen, die aufgrund von intensiven Debatten entstanden, vertreten und stets versucht, diese durchzusetzen. Dass wir dabei auf andere Parteien angewiesen sind, ergibt sich durch die Wahlergebnisse. Wir werden für unsere Überzeugungen auch in der kommenden Wahlperiode unsere Mehrheiten suchen. Genauso können wir auch den Anträgen anderer Parteien zustimmen ? oder oft auch ergänzen und in einer Zusammenarbeit sind auch Kompromisse notwendig, aber nur dann, wenn es sich um das Wohl unserer Stadt handelt. Bei einem Autobahnanschluss handelt es sich aber nicht um das Wohl unserer Stadt, sondern um einen Schaden. Ein Schaden für die Menschen und die Natur. Bei unserer Meinungsfindung haben wir uns auch von den Gutachten, die von den Befürwortern des Autobahnanschlusses in Auftrag gegeben wurden, überzeugen lassen. Wenn es 2 Gutachten gibt, die k e i n e Vorteile für Norderstedt im Autobahnanschluss Garstedt sehen - die Nachteile überwiegen - dann kann ich als verantwortungsbewusste Kommunalpolitikerin mich nicht dafür aussprechen. Der Slogan "CDU - ABA d e s h a l b FDP" ist nichts als ein Angebot an die bürgerlichen Wähler, die den verkehrspolitischen Unfug der CDU nicht mitmachen wollen, aber nicht links wählen wollen.

Info Archiv: Was sind Ihre drei wichtigsten Projekte oder Forderungen für die kommende Amtsperiode, was wollen Sie kommunalpolitisch erreichen?

Marlis Krogmann:  

  • An erster Stelle steht für uns der Schuldenabbau. Wir sind es unserer nachfolgenden Generation schuldig, vernünftig mit allen Ressourcen - auch mit dem Geld - umzugehen. Zur Zeit hat Norderstedt das große Glück, gut fließende Gewerbesteuereinnahmen zu haben und die dürfen uns nicht verleiten, das Geld auszugeben wie es reinkommt. Rücklagen sind gut, wecken aber auch die Begehrlichkeiten.
  • Eine der wichtigsten Aufgaben sehe ich, seit ich mich für die Kommunalpolitik entschlossen habe, in der Entwicklung unserer innerstädtischen Verkehrswege und das sind in erster Linie die Kreuzung Ochsenzoll und die Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Str. nach Norden sowie die Glashütter Querspange zu realisieren. Nur gleichmäßig fließender Verkehr vermindert Lärm und Abgase.
  • Die dritte Forderung ist, dass die in Angriff genommenen Projekte, denen die FDP zugestimmt hat, finanziell und in ihrer Ausführung zur Zufriedenheit aller Bürger realisiert werden können. Wir werden also unser Augenmerk ganz besonders auf die Landes-gartenschau und das Kulturwerk legen sowie auf die Investitionen in Schulen, Kindertagesstätten und Sportanlagen.

Wir danken Frau Krogmann für die Antworten.