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Donnerstag, 8. Januar 2004, 1:00 Uhr
Möbel Kraft(los) ?
Traditionsunternehmen zur Hälfte aufgekauft
Olaf Harning | Laut "Hamburger Abendblatt" übernahm Krieger vor wenigen Jahren den angeschlagenen Konkurrenten "Möbel Walther", sprach Vorstandschef Gerhard Walther sein "volles Vertrauen" aus und - feuerte ihn. Ein solches Vorgehen steht wohl angesichts der Besitzverhältnisse in der Segeberger Kreisstadt nicht zu befürchten, zimperlich wird Krieger bei etwaig roten Zahlen jedoch auch nicht gerade mit der Belegschaft umspringen.
Schon seit Mitte letzten Jahres bemüht sich das 1893 von Hinrich Kraft gegründete Möbelhaus, die Belegschaft herunterzufahren - nicht immer mit sauberen Methoden. So berichtet Peter Engel (57), ver.di - Fachsekretär für den Bereich Handel, von rüdem Vorgehen gegen Kraft-ArbeiterInnen. Kaufmännischen MitarbeiterInnen etwa sollen Auflösungsverträge "angeboten" worden sein, in einigen Fällen sind den Betroffenen in diesem Zusammenhang die krankheitsbedingten Fehltage der letzten zehn Jahre vorgehalten worden.
Das Wort "Angebot" hatte zuvor bereits für die Auslieferungsfahrer des Unternehmens einen nicht gerade positiven Klang: Im Juni 2003 hatten ausnahmslos alle diese Fahrer ein eben solches erhalten. Konkret sollten sie den Betrieb gegen die Zahlung einer Abfindung verlassen. Wie viele Betroffene darauf eingingen, ist zur Zeit nicht bekannt. Die Maßnahmen scheinen jedoch im Zusammenhang mit dem Beitritt des Unternehmens zur "Union Einkaufs GmbH" am 1. September zu stehen
Verantwortlich für diese Linie zeichneten bislang die Brüder Gerhard und Reinhard Kraft, die mit ihrem Unternehmen der größte Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler der Kurstadt sind - und wohl auch der größte Kulturmäzen. Ob dies so bleibt, wird künftig auch von den Aktivitäten Kriegers abhängen, ebenso der Umgang mit den Beschäftigten.
Zwischen 1993 und 1996 verzeichneten von allen deutschen Möbelriesen nur Möbel Kraft und ausgerechnet der neue Lokalkonkurrent Dodenhof negative Umsatzentwicklungen. Dennoch stand das Segeberger Unternehmen noch 2002 in der Umsatzrangliste bundesweit mit 480 Millionen Euro auf Platz 8. Die neue Verbindung Höffner/Walther/Kraft rutscht derweil auf Platz zwei dieser Rangliste auf - mit nunmehr rund 1,75 Milliarden Euro Umsatz.