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Mittwoch, 30. November 2011, 11:17 Uhr

Nazi-Terroristen: Verbindungen in die Region?

Tobias Thiessen und seine Verbindungen zum "Thüringer Heimatschutz"

Beate Zschäpe, Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt

Braunes Mord-Trio: Beate Zschäpe, Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt - hatten sie Verbindungen in die Region?

Felix Krebs / Infoarchiv | Ein Artikel aus der nicht mehr erscheinenden Hamburger Nazi-Zeitschrift "Zentralorgan" (ZORG) legt nahe, dass Hamburger Neonazis um Thomas Wulff und Tobias Thiessen Ende der 1990er Jahre enge Verbindung zum "Thüringer Heimatschutz" (THS) hatten, in dem damals das spätere Zwickauer Mördertrio organisiert war. Nach Informationen des Infoarchivs lebte Thiessen über mehrere Jahre in Norderstedt.

Der Artikel mit der bezeichnenden Überschrift "... ab sofort wird Bombe mit Bombe vergolten", eine unverhohlene Morddrohung an alle NazigegnerInnen, berichtet über einen Trauermarsch im Mai 1998 von 300 Neonazis anlässlich des Jahrestages des Todes eines Kameraden. Der Bericht legt nahe, dass sich damals Hamburger Neonazis an dem Aufmarsch beteiligten, zumindest aber gute Kontakte zum THS hatten. Interessant an dem Artikel des ZORG ist auch, dass hier berichtet wird, wie eng die militante Kameradschaft "Thüringer Heimatschutz" mit der NPD, den Jungen Nationaldemokraten und sogar den Republikanern zusammenarbeitete. Weil in den Jahren zuvor Anmeldungen für den jährlichen Trauermarsch des THS von den Behörden nicht genehmigt wurden, bediente man sich der genannten Organisationen für die Anmeldung. "Bei der Durchführung war dann der THS federführend", berichtet das ZORG über den Aufmarsch.

Das "Zentralorgan" war eine bundesweite Zeitung aus dem Spektrum der militanten Kameradschaften, die Ende 1997 gegründet wurde und mit einer Auflage von mehreren tausend Exemplaren erschien. Macher war im Wesentlichen der Kameradenkreis um Thomas Wulff aus Bramfeld und Umgebung. Trotz eindeutiger Inhalte reagierten die Hamburger Behörden zunächst abwartend. Erst als im Jahr 2000 die Ausgabe acht mit dem antisemitischen Titel "Juden raus" erschien, wurde die entsprechende Ausgabe beschlagnahmt und verboten. Auch hier handelten die Behörden jedoch zurückhaltend: Laut Staatsanwalt Rüdiger Bagger "richteten sich die Durchsuchungen nicht generell gegen das Zentralorgan, sondern ausschließlich auf die Novembernummer." Die Neonazis erstellten allerdings nicht mehr viele weitere Ausgaben, auch weil inzwischen moderne Medien wie Info-Telefone und Internet eine größere Bedeutung als Printmedien für die Szene bekamen. Nachdem die Staatsanwaltschaft der Hansestadt Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung gegen die Hamburger Thomas Wulff, Tobias Thiessen, Dirk Sukol und den Ludwigsluster Klaus Bärthel eingeleitet hatte, untersuchten die Beamten neun Objekte in Hamburg, Ludwigslust, Teldau und eine Druckerei in Hildesheim. Eine Durchsuchung bei dem damaligen Zentralorgan-Konto und Aboverwalter Thorsten Bärthel wurde versäumt.

Tobias Thiessen (Mitte) auf einer NPD-Kundgebung am 11. September 2009

Tobias Thiessen (Mitte) auf einer NPD-Kundgebung am 11. September 2009 in Hamburg (Foto: Antifa Info Blatt)

Thorsten Bärtel war in den 90er Jahren auch presserechtlich verantwortlich für die Nazischrift "Bramfelder Sturm" und enger Vertrauter von Thomas Wulff. Tobias Thiessen war damals presserechtlich verantwortlich für den Nachfolger des "Bramfelder Sturms", den "Hamburger Sturm" der 2000 verboten wurde. Heute ist Thiessen zusammen mit seiner Lebensgefährtin Inge Nottelmann führender Kopf der Kameradschaft "Neonazis in Hamburg" und maßgeblich in die Vorbereitung eines Nazi-Aufmarsches am 2. Juni 2012 involviert. Kein Zufall übrigens, dass rechte Aktivisten dafür auch mit einer Flugblattaktion im Norderstedter Rathaus warben: Nach Informationen des Infoarchivs lebten Thiessen und Nottelmann nach 2000 über mehrere Jahre in Norderstedt, gleich hinter dem Rathaus. Von hier aus sollen sie unter anderem das "Aktionsbüro Norddeutschland" gelenkt haben, vor Ort waren sie an einem Infostand der NPD im Herold-Center (2005) und an rassistischen Flugblatt-Aktionen (2009) beteiligt.

Thomas Wulff hingegen wurde dieses Jahr zum stellv. Landesvorsitzenden der NPD in Hamburg gewählt und führte den letzten Bürgerschaftswahlkampf der Nazipartei. Hierbei setzte der vorbestrafte Kader auch ein Beil gegen einen Nazigegner ein.

 

 

Diesen Artikel haben wir mit freundlicher Genehmigung von der Internet-Präsenz des Hamburger Bündnis gegen Rechts übernommen und geringfügig ergänzt..