+ + + ARCHIVIERTER INHALT + + +

Diese Seite kommt aus unserem Archiv und enthält möglicherweise Informationen, die nicht mehr aktuell sind. Bitte beachten Sie das Veröffentlichungsdatum dieser Seite.

Donnerstag, 31. Oktober 2002, 1:00 Uhr

Nica-Reise 2003

Nicaragua - Ein Land in Bewegung

Olaf Harning | Die OrganisatorInnen haben die Reise dabei in zwei Abschnitte unterteilt: Für die ersten zwei Wochen bieten sie den TeilnehmerInnen ein umfangreiches, politisches Programm, die übrige Zeit steht zur freien Verfügung, wobei natürlich nötige Tipps und Hilfestellungen geleistet werden. Ziel dieser Reiseform ist, den Interessierten zunächst einen ersten, tiefen Einblick in das Land und speziell die Stadt Leon zu bieten, um anschließend die individuelle Vertiefung der Eindrücke zu ermöglichen.
Schwerpunkte des Programms sind soziale Projekte, Frauenorganisationen, Folgen der Globalisierung sowie Gewerkschaften. So wollen die HansestädterInnen beispielsweise am 10. Juli zwei Frauenorganisationen in Hamburgs Partnerstadt besuchen: zum einen das teilautonome Frauenhaus im barrio (Stadtteil) Subtiava unter der Leitung von Maria Maradiaga, das verschiedenste Hilfestellungen an Frauen in Not leistet, später am Tag soll zudem eine Rechtshilfeeinrichtung für Frauen aufgesucht werden.
Schon am 9. Juli will die Gruppe mit einer Fahrt zu Leons neuer "Zona Franca" (Freihandelszone) einen mehr als sensiblen Bereich neoliberaler Wirtschaftspolitik unter die Lupe nehmen: Erst dieser Tage wurde diese erste Zona Franca in der Region fertiggestellt, zum Zeitpunkt der Bildungsreise wird die Produktion dort auf Hochtouren laufen. Der japanische Automobilkonzern Toyota will in Leon Fahrzeugteile produzieren und dies sicherlich nicht, um angenehme Arbeitsbedingungen und hohe Löhne zu bieten. Innerhalb dieser Art von Produktionsstätten herrschen in aller Regel unhaltbare Zustände: Fast ausschließlich junge Frauen werden hier bei Niedrigstlöhnen ausgebeutet, die gewerkschaftliche Organisierung wird repressiv unterbunden. Daher befürchten die OrganisatorInnen der Reise auch, dass ihnen das Betreten der Hallen nicht gestattet wird. Für diesen Fall wird sich die Gruppe mit der Außenansicht begnügen und vor dem abgezäunten Areal eine Diskussion mit örtlichen GewerkschafterInnen veranstalten.
Neben dem Besuch vieler weiterer Projekte, die nicht selten von Hamburger Organisationen und Vereinen unterstützt werden, sollen auch die Niederlassungen der nicaraguanischen Baugewerkschaft SCAAS und der LehrerInnengewerkschaft ANDEN besucht und dort Gespräche mit den AktivistInnen Bernarda Lopez und Rumario Montes Mendez geführt werden. Sowohl zwischen ANDEN und der Hamburger GEW, als auch neuerdings zwischen der SCAAS und der Hamburger IG BAU bestehen Partnerschaften, letztere seit einer Bildungsreise vom November 2001.
Aber nicht nur in Leon will sich die Reisegruppe aufhalten. Neben Fahrten zu den Hafenanlagen von Corinto und dem Pazifik-Strand bei Poneloya sollen auch VertreterInnen der rechten PLC und der ehemaligen Revolutionspartei FSLN in Managua getroffen, Kaffee- und Bananenkooperativen in Jinotega und Chinandega begutachtet-, sowie ein Behindertenprojekt in Esteli besucht werden. Einen Tag lang werden auch rein "touristisch" interessante Orte in Masaya und Granada angefahren.
Organisiert wird die Reise von Christina Gericke (Aktivistin in einem Hamburger Politik- und Kulturzentrum), Phillip Maass (Mitglied im Hamburger Flüchtlingsrat und engagiert im Widerstand gegen die Abschiebehaft) und Olaf Harning (Hamburger Bau-Gewerkschafter und Betriebsrat). Sie wollen gemeinsam mit den TeilnehmerInnen der Reise soweit als möglich die politischen Projekte und Bewegungen Leons kennen lernen und setzen dabei auf langjährige Erfahrungen der Solidaritätsarbeit in Hamburg und seiner nicaraguanischen Partnerstadt. So wird neben Teamerin Melania Muñoz vor Ort auch Benito Rodriguez die Gruppe betreuen und zahlreiche organisatorische Hilfestellungen geben. Alleine Benito hat in den vergangenen Jahren von Hamburg aus sechs Bildungsreisen nach Leon organisiert und lebt zum Zeitpunkt dieser Reise wieder in Leon.
Die Teilnahme an der Reise wird - je nach Gestaltung des zweiten Abschnittes - zwischen 1.600 und 2.000 Euro exklusive Verpflegung und Individualausgaben kosten. Darin enthalten sind der Flug, die Unterbringung (inklusive Frühstück), sowie Transfers und Übersetzungen für die Dauer des zweiwöchigen Programms. Im übrigen ist es auch möglich, nur den ersten Teil- oder einen zumindest kürzeren Abschnitt der Reise mitzumachen, in diesem Fall erhöhen sich allerdings die Flugkosten, mit insgesamt rund 1.800 Euro wäre dann zu rechnen.
Interessierte können sich vorerst bei Olaf Harning, Langer Kamp 148, 22850 Norderstedt, Tel. 040 - 521 10 438, Mail: zackdielerche@web.de anmelden und dort auch ein elfseitiges, vorläufiges Programm der Reise anfordern.

Veröffentlicht in Internationalismus mit den Schlagworten Gewerkschaften, IG BAU, Norderstedt