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Donnerstag, 22. März 2012, 12:25 Uhr

Noch keine Lösung für die Ochsenzoll-Ruine

Ex-Eigentümerin geht gegen das Infoarchiv vor

Die Ochsenzoll-Ruine mit entkernten Geschäften

Stillstand am Ochsenzoll: Seit der Enternung der Geschäfte im Sommer 2011 bietet sich PassantInnen an der Langenhorner Chaussee ein trostloses Bild (Foto: GAL)

Olaf Harning | Bereits seit Ende September 2011 liegt für das Grundstück Langenhorner Chaussee 672-680 eine Baugenehmigung vor, doch die dort noch stehende Ruine ist weit davon entfernt, abgerissen zu werden. Jetzt verkaufte Stephanie Fahle-Olszowka den Komplex an Investor Ulrich Oldehaver - und konfrontierte das Infoarchiv mit ihrem Anwalt.

Laut Wochenblatt verhandelte die Management- und Kommunikationstrainerin bereits seit Mai letzten Jahres mit Oldehaver und hätte den bestehenden Gebäudekomplex zum 1. Oktober "frei von Mietern" übergeben müssen. Doch daraus wurde nichts: Während Fahle-Olszowka den meisten MieterInnen rechtzeitig kündigen konnte oder sie abfand, weigerten sich der Betreiber eines Zeitungs- und Lottokiosks, die Friseurkette C&M und die vierköpfige Familie Duran, ihre Mietverträge vorzeitig aufzulösen - zumindest zu den bislang angebotenen Abfindungen. Und die scheinen auch nicht mehr zu steigen: Gegenüber dem Wochenblatt gab sich Projektmanager Jens Scheel Anfang Februar zwar optimistisch und bezeichnete Oldehaver als "sehr sozial eingestellt", wenig später kritisierte Familienvater Sinan Duran jedoch im Hamburger Abendblatt, der Neu-Eigentümer habe zuletzt "noch weniger geboten, als die Vorbesitzerin".

Der Konflikt zieht sich also in die Länge, und das obwohl Fahle-Olszowka schon im Sommer 2011 so etwas wie vollendete Tatsachen schaffen wollte, als sie die bereits leerstehenden Bereiche des Gebäudekomplexes kurzerhand entkernen ließ. Die Architektengattin gegenüber dem Wochenblatt: "Ich wollte ein Signal setzen, dass es jetzt mit dem Neubau losgeht." Doch durch dieses "Signal" wurden unter anderem Strom- und Gasleitungen freigelegt, der Gasversorger drehte sicherheitshalber den Hahn ab. Bis vor wenigen Wochen lebten die restlichen Mieter deshalb ohne Warmwasser und - ohne Heizung, sieht man mal von einer Reihe Elektroöfen ab. Anfang Februar brach dann zeitweise auch noch die Wasserversorgung zusammen, und während all dem musste Familie Duran auch noch drei Kündigungen der Eigentümerin abwehren.

Da passt es ins Bild, dass Fahle-Olszowka auch uns kürzlich mit ihrem Anwalt konfrontierte, übrigens einer der Kachelmann-Verteidiger in dessen Mannheimer Vergewaltigungs-Prozess. Weil wir in einer Meldung fälschlich, bzw. ungenau berichtet hatten, die Eigentümerin selbst hätte den MieterInnen das Gas abstellen lassen und Familie Duran hätte "keine Heizung" (statt behelfsmäßige E-Öfen), schickte uns der Jurist eine sogenannte Unterlassungsverpflichtungserklärung und drohte für den Fall der Aufrechterhaltung dieser Behauptungen hohe Geldstrafen an. Am Ende kostete uns die Ungenauigkeit stolze 457,56 Euro Anwaltshonorar - für ein unkommerzielles Medienprojekt kein Pappenstiel.

Bleibt abzuwarten, wie sich die nächste Runde im Konflikt zwischen den verbliebenen MieterInnen und (Neu-)Besitzer Oldehaver entwickelt. Laut Informationen des Wochenblattes ließ der 44jährige Investor nach dem Kauf der Ruine umgehend die Versorgungsleitungen wiederherstellen und auch andere Mängel beseitigen. Außerdem bot er Familie Duran offenbar eine benachbarte Ausweichwohnung samt Rückkehrrecht in den späteren Neubau sowie eine niedrige fünfstellige Summe an. Und auch der Kioskbetreiber hätte demnach - samt Entschädigung in sechsstelliger Höhe - sofort in ein leeres Geschäft in Rufweite ziehen können. Doch Beide lehnten laut Wochenblatt ab. Obwohl der Neubesitzer also einen deutlich kultivierteren Umgangston in den Konflikt einbrachte, könnte die Angelegenheit am Ende juristisch entschieden werden - Ausgang und Dauer des Verfahrens ungewiss.

Ulrich Oldehaver kommt ursprünglich aus der Finanz- und Fondsbranche und arbeitete bis zum Jahr 2010 im Vorstand eines börsennotierten Emissionshauses. Inzwischen arbeitet der passionierte Skifahrer als "Mentaltrainer" für Manager und Spitzensportler. Die Ochsenzoll-Ruine soll Oldehaver aus seinem Privatvermögen erworben haben, an ihrer Stelle will er ein kombiniertes Wohn- und Geschäftshaus mit 24 barrierefreien Sozialwohnungen errichten lassen.