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Mittwoch, 10. März 2010, 1:00 Uhr
Offene Ganztagsgrundschulen in unruhigen Gewässern
Pädagogisches Konzept: Fehlanzeige
Hans-Georg (Felix) Becker | Nach einem Beschluss des Ausschusses für Schule und Sport vom 3. März 2010 wird die Einrichtung von Offenen Ganztagsschulen (OGGS) befürwortet und die Einrichtung zum Schuljahr 2011/12 an den Grundschulen Friedrichsgabe und Niendorfer Straße durchgeführt. Geplant war die Einrichtung der OGGS für diese Schulen eigentlich schon für das kommende Schuljahr. Aber es fehlte an Haushaltsmitteln für Um- und Anbaumaßnahmen, an Mensen und an endgültigen Förderrichtlinien des Landes. Ach ja: und an einem schlüssigen pädagogischen Konzept fehlt es bisher auch. Daher wurde die Umsetzung erst einmal um ein Jahr verschoben. Die Verwaltung muss auf der Grundlage des o.g. Beschlusses nun die Kosten für die Schaffung der räumlichen und sächlichen Voraussetzungen und den laufenden Betrieb ermitteln. Außerdem sollen die Kosten des "pädagogischen" Konzepts der Bildungswerke ermittelt werden, und da knirscht es dann schon gewaltig. Nach Aussage der Kreiselternvertretung (KEV) ruft das Konzept der Bildungswerke bei vielen Eltern nur Kopfschütteln hervor. "Die Standards sind noch um einiges niedriger als in den bereits vielfach kritisierten Modulnotlösungen (...). Es ist geprägt von der minimalst möglichen (finanziellen) Ausstattung." So soll in der OGGS nur ein/e (!) MitarbeiterIn für 29 Grundschulkinder zuständig- und die/der auch nur teilweise pädagogisch qualifiziert sein. Bei den Hortkindern und den Modulen sind die Gruppen-Standards auf 15 Kinder festgelegt. Der Personalschlüssel in den Kitas beträgt in Norderstedt 2,1 Mitarbeiter pro Gruppe, zuzüglich Zeiten für kindferne Tätigkeiten. In den Modulen wird es bereits heute als nicht ausreichend bemängelt, dass dort 15 Kinder von nur einem/r MitarbeiterIn betreut werden Die KEV kritisiert, dass über das bisherige Konzept kein Konsens der Beteiligten besteht. Die Eltern der ansässigen Horte, Module und Grundschulbetreuungen wurden ebenso wenig in die Konzeptphase eingebunden, wie die dort arbeitenden erfahrenen PädagogInnen. Besonders verärgert zeigt sich die KEV darüber, dass man zusammen mit vielen Eltern den Stillstand der Hortdiskussion ertragen und auf konstruktive Lösungsansätze der Verwaltung vertraut hat. "Ernst genommen offenbart es die fehlende Kompetenz (oder die fehlenden pädagogische Gestaltungsfreiheit) der Bildungswerke für diese Trägerschaft und ein fehlendes Verantwortungsbewusstsein für die Grundschulkinder dieser Stadt", heißt es deshalb in einer Pressemitteilung der KEV. Nach der Aufgabenbeschreibung für pädagogische Fachkräfte des Bildungswerke-Konzepts soll von den MitarbeiterInnen das "Kommen und Gehen" der Kinder überwacht, Anwesenheitslisten geführt und "Fehlende" gesucht werden. Außerdem sollen Kurskinder übergeben und entgegen genommen werden und nach dem Mittagessen ab-und aufgeräumt werden. Die KEV stellt dazu fest: "Kindfern bekommt in diesem Zusammenhang eine ganz neue Bedeutung. All diese Tätigkeiten sind mit dem direkten Verlassen der Gruppe oder einem Abwenden von der Gruppe verbunden. Die Aufsicht für die Kinder ist nicht sicher gestellt." Zeit für Zuwendung in allen Facetten (Zuspruch, Zuhören, Konfliktlösung, individuelle Förderung, Unterstützung, Erziehungsberatung und Elternarbeit) gehört lt. Aufgabenbeschreibung nicht zu den Tätigkeiten der sog. pädagogischen Fachkräfte. In der heutigen Ausgabe der Norderstedter Zeitung nimmt Norderstedt Sozialdezernent Torsten Thormählen Stellung. Er findet es demnach nicht sinnvoll, das Pilotprojekt zu kritisieren, ehe es gestartet ist. Es sei ja dazu da, Mängel aufzudecken und zu beheben. Wenn er meint, dass man das Projekt erst einmal an die Wand fahren lassen soll um dann heraus zu finden, warum es zu dem Crash kam, ist das allerdings nicht sehr hilfreich.
Im Jugendhilfeausschuss am kommenden Donnerstag, dem 11. März 2010, wird nun darüber beraten, eine/n externen BeraterIn zur Ermittlung bedarfsgerechter Betreuungslösungen von Grundschulkindern einzusetzen. Die GALiN hatte bereits im o.g. Ausschuss für Schule und Sport einen Ergänzungsantrag gestellt, um externe BeraterInnen zur Weiterentwicklung des Konzeptes einzubeziehen. In diesem Ausschuss wurde das bei 9 Nein-Stimmen, 2 Ja-Stimmen und 2 Enthaltungen abgelehnt. Entweder fühlte man sich hier nicht zuständig und wollte dem Jugendhilfeausschuss die Entscheidung überlassen oder man will keine externe Beratung. Und da zeigt sich das nächste Dilemma der ganzen Thematik. An der Einführung der OGGS sind drei Ausschüsse beteiligt: der Ausschuss für Schule und Sport, der Jugendhilfeausschuss und der Bildungswerkeausschuss. Und noch ein Bermudadreieck.